Serie: Moerser Straßen Der Altmarkt – ein historisches Juwel

Moers · Viele Moerser und Besucher der Stadt schätzen das Ambiente ihres ältesten Platzes.

 Der Moerser Altmarkt nach Sonnenuntergang. Das Bild unten zeigt den Platz im Jahr 1903.

Der Moerser Altmarkt nach Sonnenuntergang. Das Bild unten zeigt den Platz im Jahr 1903.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Der „Alte Markt“ gilt als historisches Juwel. Wie eine Insel inmitten einer geschäftigen Betriebsamkeit präsentiert sich der Moerser Altmarkt am Schnittpunkt der beiden Fußgängerzonen Steinstraße und Kirchstraße. Restaurants, Straßenmusikanten und Straßencafés bestimmen an sonnigen Sommertagen sein bezauberndes Fluidum, an dem sich an jedem Tag viele Menschen erfreuen.

Sein unwiderstehlicher Reiz aber wurde jüngst für eine geraume Zeit unterbrochen. Die Coronakrise trat auf den Plan, schuf eine neue Situation. Vier Wochen lang blieben die Türen der Gastwirte geschlossen. Mit einer beeindruckenden Stuhl-Protestaktion machten die Gastronomiebetreiber auf ihre verzweifelte Situation aufmerksam – und stellten reihenweise ihre Stühle auf den Platz und vor ihre Türen. Heute aber schauen die Betroffenen wieder nach vorne, sind zuversichtlich – und genießen den Neustart nach dem verordneten und nicht leicht zu ertragenden Corona-Lockdown.

Die im Stil der Jahrhundertwende gediegen gestalteten Häuser säumen das Karree des Marktes, der seit jeher Herzstück der Stadt war. Das Geburtshaus des berühmten Kirchenlieder-Dichters Gerhard Tersteegen bildet den Mittelpunkt der Häuserzeile, die in eine glanzvolle Vergangenheit weist. Im Eckhaus Kirchstraße/Markt wurde der Dichter am 25. November 1697 geboren. Eine schlichte Gedenktafel erinnert an ihn. Einst befand sich in dem stattlichen Gebäude die städtische Stadtwaage, die im Jahr 1829 als Butterwaage an den Kaufmann Carl Schultze verkauft wurde, der hier ab 1907 ein traditionsreiches Textilgeschäft betrieb – heute befindet sich an diesem Ort ein Gastronomiebetrieb.

Über die Entstehung des historischen Marktfleckchens aber geben die Annalen der Stadt keine Auskunft. Sein Ursprung liegt weitgehend im Dunkeln. Die Geschichtsschreiber vermuten, dass die Nähe des Schlosses, das sich die Grafen von Moers im Sumpfgelände der Meurse erbauten, zur Ansiedlung reizte, zum anderen sei aber auch keineswegs auszuschließen, dass die erhöhte Lage am „Helweg“ – der alten Verkehrs- und Handelsstraße – wohlhabende Kaufleute und Händler anregte, sich dort niederzulassen. Der Altmarkt sah Könige und Kaiser, Fürsten und Grafen, es gab Empfänge und Volksversammlungen, Festredner und Konzerte, Protestaktionen, Willkommensfeiern und schließlich die Einweihung eines Denkmals zu Ehren des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm IV., der im Jahr 1852 in Moers weilte – und darüber hinaus als der eigentliche Namensgeber des „Königlichen Hofes“ gilt.

 Altmarkt

Altmarkt

Foto: Stadtarchiv

Schauplatz eines großen Spektakels wurde er aber auch am 12. August 1601, als Prinz Moritz von Nassau-Oranien die Inbesitznahme der Grafschaft Moers feierte. Sie wurde ihm von seiner Tante, der Gräfin Walpurgis, geschenkt. Zunächst war die Grafschaft ihm von den Söldnern des Klever Herzogs streitig gemacht worden. Der Prinz aber vertrieb die feindlichen Truppen – und feierte auf dem Altmarkt seinen Sieg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort