Moers Der Kirchturm von St. Ludger verschwindet

Moers · Weil die Bausubstanz beschädigt ist und eine Sanierung zu teuer kommen würde, wird ab Montag der Turm abgetragen. Das Geläut der Glocken wurde in dieser Woche für eine CD aufgenommen.

 Noch steht das Wahrzeichen von St. Ludger. Doch bald beginnt der Abriss des maroden Glockenturms.

Noch steht das Wahrzeichen von St. Ludger. Doch bald beginnt der Abriss des maroden Glockenturms.

Foto: Klaus Dieker

Noch einmal wollten sie die Glocke droben läuten hören, die Bürger, die am Dienstagabend zur Kirche St. Ludger pilgerten. In wenigen Tagen heißt es Abschied nehmen von deren Turm. "Er ist marode und muss abgerissen werden, die Arbeiten beginnen am kommenden Montag", erläutert Wilhelm Scherschlicht, der im Kirchenvorstand der Gemeinde für Bauangelegenheiten zuständig ist. Stück für Stück wird der Turm abgetragen, eine Sprengung ist wegen der Gebäude in der Nähe nicht möglich.

Mehr als 45 Meter erhebt sich der Kirchturm über die Bahnhofstraße und ist damit eine Landmarke in Kapellen. Seine Erhaltung käme allerdings zu teuer, eine halbe Million Euro, so schätzt die Kirchengemeinde, würde eine Sanierung kosten. Geld, dass an anderer Stelle in der Gemeinde besser angelegt ist, so sieht es der Kirchenvorstand.

Der Entschluss sei den Gemeindemitgliedern freilich nicht leicht gefallen, bekräftigt Wilhelm Scherschlicht. "Aus diesem Grund haben wir auch einen Gutachter beauftragt, die Möglichkeiten einer Sanierung zu prüfen." Der Fachmann kam auf eine Summe von mindestens 450.000 Euro. "In Abstimmung mit der Bistumsleitung ist dann der Entschluss gefallen, den Turm nicht zu erneuern."

Neben Fotografien sollen den Gläubigen auch der Klang der Glocken bleiben, deren Repertoire an Klängen am Dienstabend von Carsten Langerwisch aufgenommen wurde. Sie sollen auf CD gepresst werden. Was aus den fünf Glocken werden soll, ist derzeit noch unklar, eventuell werden sie im Innenraum der Kirche einen Platz finden, dies zumindest sei der Vorschlag von Pfarrer Karsten Weidisch. Ebenfalls einen neuen Ort müssen die Gemeindemitglieder für das Kreuz auf dem Turm und für den Wetterhahn finden.

Auch wenn das Wahrzeichen also bald verschwinden wird, so gibt es doch eine Hoffnung, dass die Glocken eines Tages wieder auf dem Vorplatz der Kirche erklingen. "Das Fundament des Turms bleibt erhalten", stellt Wilhelm Scherschlicht klar. Wenn die Umstände es erlauben, könnte irgendwann ein Stahlgerüst an diese Stelle gesetzt werden.

In zwei Jahren hätte der Turm mit dem dazugehörigen Kirchengebäude das 50-jährige Jubiläum erleben können. Geweiht wurden die beiden getrennt stehenden Bauten im Jahre 1967, im modernen Stil dieser Zeit. "Vorher gab es lediglich eine hölzerne Notkirche, die dort stand, wo sich heute der Kindergarten befindet", erinnert sich Clemens Hillebrand, ebenfalls Mitglied des Kirchenvorstandes. Um die neue Kirche zu bauen, wurden damals fleißig Spenden gesammelt. Auch daran mag mancher mit einem Seufzer denken, wenn nun der Turm verschwindet.

Am kommenden Sonntag, 1. November, werden die Gemeindemitglieder nach der Messe um 9.15 Uhr sich auf dem Vorplatz versammeln und sich sozusagen von dem Kirchturm und fürs erste auch von dem Geläut der Glocken verabschieden.

Mehr über die Gemeinde St. Ludger erfahren Interessierte im Internet unter

www.sankt-josef-moers.de

(s-g)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort