Moers Der Glaube hilft dementen Menschen

Moers · Zweimal im Jahr wird in Moers ein katholischer Gottesdienst für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen gefeiert. So auch gestern in der St.-Ida-Kirche in Eick. Den Betroffenen sollen vor allem Kraft und Zuversicht vermittelt werden.

 Pfarrer Heinrich Bösing (rechts) leitete den gestrigen Gottesdienst für demente Menschen und deren Angehörige in der St.-Ida-Kirche in Eick.

Pfarrer Heinrich Bösing (rechts) leitete den gestrigen Gottesdienst für demente Menschen und deren Angehörige in der St.-Ida-Kirche in Eick.

Foto: Klaus Dieker

Margret Bothe sitzt neben ihrem Mann. Der isst Kekse und trinkt seinen Kaffee. Am Gespräch nimmt er kaum teil, er ergreift aber immer wieder die Hand seiner Liebsten. Margret Bothe wiederum lässt den soeben zu Ende gegangenen Gottesdienst Revue passieren. "Es war ein sehr angenehmer und schöner Gottesdienst", lobt die Seniorin. Ihr Mann leidet an Demenz. "Ohne meinen Glauben würde ich das gar nicht durchhalten", betont die Rentnerin.

So wie Margret Bothe geht es vielen Angehörigen. Die Zahl der von Demenz Betroffenen steigt kontinuierlich an (siehe Infobox). Am gestrigen Nachmittag hatten sowohl Patienten als auch deren Angehörige in einem speziellen Gottesdienst in der St.-Ida-Kirche in Eick wieder die Gelegenheit, Zuversicht durch ihren Glauben zu gewinnen.

Der Gottesdienst unterschied sich auf den ersten Blick nicht von einem "normalen" Senioren-Gottesdienst. Eine konkrete Thematisierung der Demenz wurde bewusst vermieden. Auch der Gottesdienst-Titel "Glaube als Anker im Meer des Vergessens" bezog sich nur auf den gestrigen Tag, sondern gleichzeitig auch auf noch kommende Eucharistien. "Mir ging es vielmehr darum, das Vertrauen in den Glauben zu stärken und Kraft zu spenden", erklärte Pfarrer Heinrich Bösing beim Gespräch im Gemeindezentrum seine Intention. Während des Gottesdienstes hatte er wiederholt aus dem Matthäus-Evangelium zitiert. "Sorgt Euch nicht um Euer Leben", heißt es da (MT 6, 25). Bei der Liedauswahl hatte Judith Welbers, Katholische Pastoralreferentin des St.-Josef-Krankenhauses und Organisatorin des Gottesdienstes, bewusst auf Stücke gesetzt, die Patienten aus ihrer Vergangenheit gut kennen und entsprechend mitsingen könne.

Für Volker Siewior hat ein spezieller Demenz-Gottesdienst einen sehr hohen Stellenwert. "Das ist für Patienten und Angehörige ganz wichtig", betonte der Pflegedienstleiter des St.-Josef-Krankenhauses. Er hob auch die Bedeutung der Kaffeetafel hervor, die im Anschluss an den Gottesdienst stattfand: "So lernt man andere Betroffene kennen und sieht, dass man nicht alleine ist."

Siewior sieht einen Demenz-Gottesdienst als "Zukunftsmodell", jedoch müsse erst eine Hemmschwelle bei Betroffenen und in der Gesellschaft abgebaut werden. Pfarrer Bösing verglich diese Art des Gottesdienstes und den Umgang mit Demenz metaphorisch mit einem "Pflänzchen, das wachsen" müsse.

Gerade schaut sich das EhepaarBothe an. Er blickt in Richtung seiner Frau und sagt: "Sie kann noch alles." Und "sie", seine Margret, weicht nicht von seiner Seite.

(RP/rl)
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