Kirche in Moers Mehr Lebensqualität und -sinn ist Ziel der Fastenzeit

Moers · Mit dem Aschermittwoch startet die Fastenzeit. Aber – sind Aspekten wie Fasten, Buße und Umkehr überhaupt noch zeitgemäß? Unser Autor sagt: Ja, mehr denn je!

Pfarrer Herbert Werth, neuer Pastor von St. Josef in Moers

Pfarrer Herbert Werth, neuer Pastor von St. Josef in Moers

Foto: Kirchengemeinde

Liebe Leser, mit dem Aschermittwoch startet, wie jedes Jahr, die sogenannte „Fastenzeit“. Diese besondere Zeit im Kirchenjahr dauert 40 Tage und findet ihren Höhepunkt am Karfreitag im Gedenken an die Kreuzigung Jesu. Die Festlegung der Fastenzeit auf 40 Tage ist biblischen Ursprungs, diese Zahl spielt in mehreren Ereignissen eine zentrale Rolle. Beim 40-tägigen Fasten Jesu in der Wüste wie auch bei der Dauer der 40-tägigen Sintflut oder die 40 Jahre, die das Volk Israel durch die Wüste zog oder die 40 Tage, die Moses auf dem Berg Sinai in der Gegenwart Gottes verbrachte, sind solch’ biblische Erzählungen.

Seit vielen Jahrhunderten sind diese Wochen verknüpft mit Aspekten wie Fasten, Buße und Umkehr. Für viele Menschen mag dies in der heutigen Zeit auf den ersten Blick verstaubt und wenig zeitgemäß wirken. Klingt ja zunächst auch bedrückend. Sich beschränken und fehlgeleitetes Verhalten zu überdenken, „Asche auf das eigene Haupt zu streuen“ – wer will das schließlich schon? Zudem noch freiwillig.

Übersehen wird dabei aber leicht das wesentliche Anliegen dahinter. Dies ist nämlich alles andere als bedrückend. Tatsächlich ist die menschliche Freiheit und ein Mehr an Lebensqualität und Lebenssinn Ziel der gesamten Fastenzeit. Sprichwörtliche Redensarten, wie zum Beispiel „Weniger ist mehr“, oder „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern nichts mehr weglassen kann“, wie es der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry einmal formuliert hat, vermitteln eine leise Ahnung davon, worin die Faszination und der Reiz einer Zeit liegen könnte, die von Kargheit geprägt ist: nämlich Freiräume schaffen für menschliche Grundanliegen und ein bewusstes Durchbrechen gewohnter Lebensabläufe.

So soll bewusst werden, was im Leben wirklich zählt. Beispielsweise Solidarität, indem man selbst auf Dinge und Vergnügungen verzichtet und das gesparte Geld anderen spendet. Oder mehr Zeit mit der Familie, mit Freunden oder Nachbarn verbringen, weil man den Medienkonsum bewusst einschränkt. Das können befreiende, also zutiefst österliche Erfahrungen sein.

Stille, Gebet und Meditation können in dieser Zeit helfen, die eigene Lebensausrichtung auf die wirklich wichtigen Dinge hin auszurichten. Wer sich auf solche Erfahrungen einlassen mag, weiß schnell, warum manchmal weniger so unfassbar viel mehr sein kann.

Ihnen und Ihren Familien wünsche ich eine gesegnete Fastenzeit mit einem Mehr an Leben.

Dechant, katholische Pfarrgemeinde
St. Josef Moers

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