Moers Dauerstreit um Moschee

Moers · Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat gestern einen Moschee-Rohbau in Moers besichtigt. Im Vergleich zu Duisburg und Köln ist es ein kleines islamisches Gemeindezentrum. Doch der Krach darum ist riesengroß. Die Anwohner wollen im Zweifelsfall bis vors Bundesverfassungsgericht ziehen.

 Am Sonntag wird die Moschee in Moers eröffnet.

Am Sonntag wird die Moschee in Moers eröffnet.

Foto: Illustration von Lorber+Paul Architekten

Mit Begegnung der Religionen hatte dieses Treffen an der offenen Tür nichts zu tun: Anwälte, Richter, Bauexperten, Moerser Bürger und Vertreter eines Moscheevereins trafen sich gestern Morgen an einer Baustelle. Dort hat einer der Ditib-Vereine von Moers seit gut 20 Jahren seine Bleibe. Dort möchte er auch ein neues Gemeindehaus bauen. Doch der Neubau steht auf wackeligem Fundament: Seit mehr als vier Jahren schwelt zwischen Moscheeverein und Stadt auf der einen Seite und Nachbarn auf der anderen Seite ein Streit. Gestern nun hatte das Verwaltungsgericht Düsseldorf einen nicht-öffentlichen Ortstermin an dem Moscheebau anberaumt.

Die Positionen sind klar: Der Moscheeverein möchte ein "Begegnungs- und Gemeindehaus mit Betsaal" bauen. Die Stadt hat die Baugenehmigung erteilt. Die Anwohner befürchten Lärmbelästigung und Verkehrsprobleme. Sie bezweifeln, dass das Gebäude mit 736 Quadratmetern Nutzfläche tatsächlich nur von den 200 Mitgliedern des Vereins genutzt werden soll. Von der Stadt fühlen sie sich nicht ernst genommen.

Knapp zehn Meter hoch soll das Gemeindehaus werden mit einem Minarett von 19 Metern. Klein im Vergleich zu den 4800 Quadratmetern und den 55 Meter hohen Minarett-Türmen, die für die Kölner Moschee geplant sind. Klein auch im Vergleich zur Moschee in Duisburg-Marxloh mit 2474 Quadratmetern Nutzfläche und einer Minaretthöhe von 34Metern. Beide sind als Begegnungsstätten geplant. Doch keine löste bislang - bei allen Protesten - ein derartiges Gezerre aus wie das kleine Gemeindehaus in Moers: Zwei Mal landete es im Eilverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Münster. Zwei Mal wurde ein Baustopp verhängt. Zum dritten Mal hat die Stadt Moers eine Baugenehmigung erteilt. Zum dritten Mal liegt die Sache nun beim Verwaltungsgericht Düsseldorf. Der Vorsitzende des Ausländerbeirats, Cemil Mayadali, hält das allerdings immer noch für einen "normalen Rahmen".

"Keiner braucht Angst vor der Moschee zu haben. Jeder kann zu uns kommen", sagt Ramazan Kahraman, Vorsitzender des Moscheevereins. Viele Anwohner allerdings wollen aus Angst vor Bedrohungen nur anonym Stellung nehmen. Anders Ingrid Goßmann. Die Moerserin engagiert sich gegen den Bau und betont: "Wir haben nichts gegen ein islamisches Gotteshaus und schon gar nichts gegen ausländische Mitbürger."

Die Anwälte beider Seiten bemühen sich um Sachlichkeit. "Es geht nicht um den Rassismus des kleinen Mannes. Wer das sagt, redet dummes Zeug", sagt Christian Tünnesen-Harmes, Anwalt der Anwohner. "Es geht um Baurecht." Es sei die Frage, ob ein multifunktionales Zentrum, das - anders als eine religiöse Einrichtung - rund um die Uhr genutzt werde, in einem Wohngebiet gebaut werden dürfe. Am liebsten würde der Anwalt vor das Bundesverwaltungsgericht oder gar Bundesverfassungsgericht ziehen. Mehmet Günet, Anwalt des Moscheevereins, weiß um die Entschlossenheit der Gegenseite: "Wir sind zuversichtlich, dass die Baugenehmigung bestandskräftig ist." Möglicherweise hätten es die Anwohner ja versäumt, früher mal, zum Beispiel zum Tag der offenen Tür, bei den muslimischen Nachbarn vorbeizuschauen.

(RP)
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