Serie Woran Glaubt Moers? Das Warten auf die Wiederkunft Christi

Moers · Gerd Wildemann ist Pastor der Siebenten-Tags-Adventisten. Die Gemeinde hat in Moers rund 80 Mitglieder.

 Gerd Wildemann im Gemeindezentrum der Adventisten.

Gerd Wildemann im Gemeindezentrum der Adventisten.

Foto: Latsch

Moers Gerd Wildemann wartet und mit ihm alle "Siebenten-Tags-Adventisten". Die rund 20 Millionen Mitglieder der protestantischen Freikirche glauben an die baldige Wiederkunft Jesu Christi. 35.000 von ihnen gibt es derzeit in Deutschland. Wildemann wurde 1983 hauptberuflich Pastor und diente zunächst einige Jahre im damals noch geteilten Berlin, dann hauptsächlich im Rheinland. Seit 2014 ist er für Duisburg, Duisburg-Ruhrort und seinen Wohnort Moers zuständig. Dort hat die Gemeinde 80 Mitglieder, 30 bis 40 von ihnen erscheinen in der Regel zum Gottesdienst.

Glaube bedeutet für Wildemann auch das "Vertrauen in die Heilige Schrift". Die Bibel gilt den Siebenten-Tags-Adventisten als verbindliches Wort Gottes und höchste religiöse Autorität. Ihnen untergeordnet sind die Schriften der Kirchen-Mitbegründerin Ellen White, deren Rolle intern immer wieder für, teils kontroverse, Diskussionen gesorgt hat.

Der Glaube gebe ihm einen Lebenssinn, sowie Ziel und Perspektive. "Ich weiß, wofür ich leben darf. Das macht ein Stück weit gelassen", sagt Wildemann. Als fünftes von acht Kindern eines adventistischen Vaters half ihm das schon als junger Mann. Mit der Bibel in der Hand verweigerte er einst den Kriegsdienst, später wies ihm Gott den Weg zum kirchlichen Amt. Nach einer Ausbildung zum Elektroinstallateur trieb ihn eine innere Stimme an, doch seiner Berufung als Pastor nachzugehen. "Mein Glaube begründet sich auf mein Elternhaus, eigene Studien und die Zeitgeschichte", fasst er zusammen.

Als Protestant ist für Wildemann Martin Luther eine wichtige historische Figur, die jedoch nicht alles umsetzen konnte. Den Katholiken wirft der gebürtige Troisdorfer vor allem die Abkehr vom Samstag als Ruhetag vor. Siebenten-Tags-Adventisten feiern ihre Messe traditionell am Samstag. Auch die Arbeit und sportliche Betätigungen sollen dann vermieden werden. Der Sabbat am Samstag bereitet den Gläubigen bei ihren Berufen und manchem Hobby Schwierigkeiten. "Dennoch lebt es sich hier für uns gut", sagt er. Woanders herrschten Arbeitszwang am Sabbat und Christenverfolgung. "Es gibt da verschiedene Möglichkeiten, mit sich im Einklang zu sein. Bei Notdiensten auf das Gehalt zu verzichten, oder wenn möglich irgendwie den Dienst zu tauschen", sagt Wildemann.

Auch die Gesundheit spielt für viele Adventisten eine große Rolle. Die Gläubigen bevorzugen häufig eine vegetarische oder gar vegane Lebensweise. Wildemann haderte hiermit als Kind und greift bis heute gelegentlich zum Fleisch. "Engstirnigkeit ist nicht gut. Jeder muss für sich verantworten, woran er sich hält", sagt er. "Alles ist erlaubt, aber ich tue nicht alles - weil ich Gott liebe, und das erkannt habe." Auf die Wiederkunft Christi ist Wildemann vorbereitet. "Also meinetwegen könnte er heute oder morgen kommen", sagt er und gerät ins Schwärmen. "Alle Augen können ihn dann sehen. Alle müssten ihn als ihren Herren erkennen." Ob sich das Warten lohnt, wird sich dann für Wildemann zeigen. Denn, so sagt er, niemand weiß, ob Gott ihn annehme oder nicht.

(mlat)
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