Moers Das Tersteegen-Haus wird Denkmal

Moers · Die evangelische Kirchengemeinde hat der Eintragung in die Denkmalliste trotz Bedenken zugestimmt.

 Das Tersteegen-Haus (rechts vorne) wird jetzt unter Denkmalschutz gestellt.

Das Tersteegen-Haus (rechts vorne) wird jetzt unter Denkmalschutz gestellt.

Foto: Klaus Dieker

Die Stadt Moers wird vermutlich schon bald um ein Denkmal reicher sein. Die Verwaltung hat für die nächste Sitzung des Bau- und Planungsausschusses beantragt, das Tersteegen-Haus an der Haagstraße, in dem noch das evangelische Gemeindeamt untergebracht ist, in die Denkmalliste der Stadt aufzunehmen. Zuvor hatte ausweislich der Sitzungsunterlagen die evangelische Kirchengemeinde ihren jahrelangen Widerstand gegen die Unterschutzstellung des Gebäudes aufgegeben und ihre Zustimmung signalisiert. Die Gemeinde hofft, dass sie nun das Gebäude verkaufen kann, um ihre Finanzen zu sanieren.

Sollte der Rat der Verwaltungsvorlage zustimmen, würde ein Verfahren zu Ende gehen, das die Gemüter in Moers seit eineinhalb Jahrzehnten erhitzt hat. Schon 2001 hatte der Landschaftsverband Rheinland beantragt, das im Jahre 1950 erbaute Tersteegen-Haus unter Denkmalschutz zu stellen. Formal zuständig dafür ist die Stadt Moers als untere Denkmalbehörde. Doch hier hatte man keine Neigung sich mit dem Begehren der vorgesetzten Denkmalpfleger auseinanderzusetzen, zumal die evangelische Kirchengemeinde deutlich machte, dass sie eine Unterschutzstellung ablehnt.

Nachdem die Initiative der Denkmalpfleger an der bewussten Untätigkeit der Moerser Verwaltung zu scheitern drohte, schob der Landschaftsverband 2008 ein Gutachten nach, in dem die Denkmalschützerin Annette Zimmermann die historische und architektonische Bedeutung des Gebäudes an der Haagstraße hervorhob.

Heftigen Widerspruch gegen dieses Papier erhob der ehemalige Präses der Evangelischen Kirche Deutschlands, Jürgen Schmude. Er erinnerte an die braune Vergangenheit des Architekten Ferdinand Revermann, der die Pläne für das Tersteegen-Haus entworfen hatte. Auch im Moerser Rat war quer durch die Fraktionen die überwiegende Mehrheit der Meinung, dass die Immobilie eher nicht erhaltenswert sei.

Vor allem aber hätte eine Unterschutzstellung des Tersteegen-Hauses die Pläne der Kirchengemeinde durchkreuzt, das komplette Gelände einschließlich Kindergarten zu verkaufen, um mit den Einnahmen die Kirchenfinanzen zu konsolidieren. Immerhin hatte die Kirchengemeinde einen Großteil der Kosten für die Sanierung der Moerser Stadtkirche in siebenstelliger Höhe tragen müssen. Da wollte die Stadt die Gemeinde nicht im Regen stehen lassen. Dummerweise war die Verwaltung verpflichtet, gemäß Gutachten Denkmalschutz für das Gebäude zu beantragen. Der Rat der Stadt weigerte sich allerdings im Februar 2014, einen Beschluss über den Antrag zu fassen. Dadurch landete das Thema auf dem Schreibtisch von Bauminister Michael Groschek. Der schickte seinen Staatssekretär Michael von der Mühlen nach Moers. Von der Mühlen äußerte großes Verständnis für das wirtschaftliche Interesse der Kirchengemeinde, machte aber auch klar, dass der Minister erst dann etwas für die Gemeinde tun könne, wenn diese ihren Widerstand gegen den Denkmalschutz aufgibt.

Das ist nun geschehen. "Der neue Text für die Unterschutzstellung zielt stärker auf die Fassade und nicht so, wie der ursprüngliche Text, auf die Innenraumgestaltung ab", erläuterte Pfarrer Torsten Maes von der evangelischen Kirchengemeinde. "Wir hoffen, dass es nun zu einer städtebaulich vernünftigen und wirtschaftlich verantwortbaren Gesamtlösung kommt."

Die Chancen dafür sind in dieser Woche noch einmal ein gutes Stück gestiegen, nachdem das Justizministerium darauf verzichtet hat, vorübergehend wieder Häftlinge ins seit elf Jahren leerstehende Hafthaus einzuquartieren. Der Moerser Landtagsabgeordnete Ibrahim Yetim (SPD) teilte auf Anfrage mit, dass er nun innerhalb von zwei Wochen Auskunft vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes erwarte, wie es mit dem Gefängnistrakt weitergehen solle.

Sowohl Knast als auch Tersteegen-Haus, Kindergarten und Arbeitsamt sind Gegenstand eines Moderationsverfahrens, für das die städtebaulichen Mittel bereits bewilligt wurden. Nach einer Unterschutzstellung, so Städteplaner Martin Dabrock von der Stadt Moers, könne der Auftrag für das Moderationsverfahren ausgeschrieben werden. "Wenn alles gut läuft, werden wir dann in der zweiten Jahreshälfte starten." Allerdings müssen dicke Bretter gebohrt werden. Die Mittel für die Aufstellung eines Rahmenkonzepts sind erst für 2017 bewilligt. Nach Abschluss des Verfahrens aber, so Dabrock, "werden alle Beteiligten einen höheren Nutzen haben als bei einer Einzelvermarktung." Eine Gewähr dafür gibt es indes nicht. Pfarer Maes: "Wir haben uns jetzt aus der Hand gegeben."

(RP)
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