Moers Das Schloss als Liebesnest

Moers · Thomas Becker, Archivar der Bonner Universität, referierte auf Einladung des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins über den Truchsessischen Krieg von 1582 bis 1586 und dessen Auswirkungen auf Moers.

Im Rahmen des Herbstprogramms ist es dem Grafschafter Museums- und Geschichtsverein (GMGV) gelungen, an den viel beachteten Vortrag von Thorsten Kamp über die "Städtebauliche Entwicklung von Moers im 20. Jahrhundert" im November 2009 anzuknüpfen. Anders als Kamp, der an persönliche Erinnerungen seiner Zuhörer an "ihr" altes Moers anknüpfen konnte, hatte es Dr. Thomas Becker, Archivar der Universität Bonn, und Mitautor des zweibändigen Werkes "Geschichte der Stadt Moers" schon schwerer: Sein Thema waren der Truchsessische Krieg (1582 - 1586) und dessen Auswirkungen auf Moers.

Zwölf Jahre spanisches Joch

Diese Auswirkungen waren allerdings in der Tat für die Grafschaft erschütternd. Der Truchsessische Krieg endete nämlich im August 1586 in einer Niederlage des Grafen Adolfs von Neuenahr und Moers, der eine elf Jahre andauernde Besatzungszeit durch die Spanier folgte. Erst Moritz von Oranien gelang es am 8. September 1597 im zweiten Anlauf die Grafschaft von dem spanischen Joch zu befreien.

Dr. Thomas Becker verstand es geschickt, die rund 80 Zuhörer, die ins Casino der Sparkasse am Niederrhein gekommen waren, direkt auf die spannende Zeitreise mitzunehmen, in der es nur allzu sehr "menschelte". Der katholische Gebhard Truchseß von Waldburg wurde 1577 vom Domkapitel zum neuen Erzbischof und Kurfürsten von Köln gewählt. Dummerweise verliebte er sich kurz darauf in die protestantische 28-jährige Agnes von Mansfeld-Eisleben. Diese Liaison wurde von seinem Freund, dem Grafen Adolf von Neuenahr und Moers, einem überzeugten Calvinisten sehr gefördert. So stellte Graf Adolf seinem Freund Erzbischof Gebhard gleich mehrfach das Moerser Schloss als Liebesnest für ein Tête-à-tête mit seiner Herzensdame, der Gräfin Agnes von Mansfeld zu Verfügung.

Dem überzeugten Calvinisten Graf Adolf gelang es, seinen Freund Truchseß, der mehr und mehr in Gewissensnöte geriet, von folgender Lösung zu überzeugen: Er könne seine große Liebe heiraten, wenn er zum protestantischen Glauben konvertiere. Er müsse nicht einmal auf sein Amt als Erzbischof von Köln verzichten. So glatt lief dieser Plan, auf den der Erzbischof einging, dann nicht durch: Die katholischen Mächte sahen durch den Glaubensübertritt des Kölner Erzbischofs das Gleichgewicht bei der Kaiserwahl (wohl nicht ganz zu Unrecht) empfindlich gestört und verlangten, dass Gebhard seine Ämter niederlegte. Da dies von Gebhard Truchseß verweigert wurde, kam es zur militärischen Auseinandersetzung zwischen den katholischen Mächten Bayern und Spanien auf der einen Seite und dem Grafen Adolf, unterstützt vom Wetterauer Grafenverein und vom pfälzischen Kurfürsten auf der anderen Seite.

Spannend stellte Dr. Becker das wechselnde, aber letzten Endes doch die Grafschaft verlassende Kriegsglück dar. Peter Boschheidgen, Vorsitzender des GMGV, dankte dem bis ins letzte Detail beschlagenen Fachmann abschließend dafür mit herzlichen Worten.

(RP)
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