Moers Das neue Seewerk-Event
Moers · Kapellen war am Wochenende der Nabel der zeitgenössischen Kunst: Hunderte von Besuchern strömten zur neuen Seewerk-Ausstellung, die Professor Christian Megert und seinen ehemaligen Meisterschülern gewidmet ist.
Nirgendwo sonst am Niederrhein bekommt man derzeit einen derart neuen und umfassenden Einblick in das Schaffen zeitgenössischer Künstler wie auf dem Seewerk-Gelände: 47 Künstler aus aller Welt präsentieren dort eine beeindruckende und facettenreiche Vielfalt von künstlerischen Ausdrucksformen. Trotz aller Verschiedenheit haben sie alle einen gemeinsamen Nenner: Christian Megert, der bis 2002 an der Akademie in Düsseldorf unterrichtete und 47 seiner ehemaligen Meisterschüler für die Ausstellung zusammenbrachte. In den Gebäuden der ehemaligen Dujardin-Fabrik und mitten auf dem fast wie ein verwunschener Wald wirkenden Gelände rund um den Silbersee fügen sich die Arbeiten ein, so als würden sie schon immer dorthin gehören – zum Beispiel die dicht aneinander stehenden Palisadenhölzer mit Köpfen aus Plexiglas von Sandra Hoitz. Im Sonnenlicht werfen sie irrisierende Lichtgebilde an die Außenwand der Halle. Gleich gegenüber stehen die Ventilatoren aus Stahl von Friederike Dieckmann, die keinen Strom benötigen, und das Narrenschiff von Andreas Dettloff, aus dessen Rumpf ein Baum wächst. Flammenrot und mathematisch doch genau berechnet steht die Skulptur von Juna Ryang im knöchelhohen Gras.
Pfeil zum Polarstern
Für Aufsehen sorgte zum Auftakt das Theatron von Wasa Marjanov – ein roter aufklappbarer Kubus, aus dem am Samstag vier Schauspieler des Moerser Schlosstheaters vors Publikum traten und einen kleinen Ausschnitt aus der neuesten Produktion "Hotel Europa" darboten. Gleich vier Installationen zogen den Blick auf den See: Am Steg glitzert der "Wasserspiegel" von Christian Megert. Ein wenig dahinter schwimmt das Motorhauben-Ungetüm "Car-Ferry" von Liz Bachhuber im Wasser und setzt sich deutlich von den drei Inseln ab, die Markus Ambach als schwimmende Biotope auf den See transplantiert hatte. Die japanische Künstlerin Maki Umehara bezieht sich mit ihrer See-Installation auf ein literarisches Werk ihrer Heimat: zwei Boote schwimmen kopfüber im Wasser. Hinsetzen erwünscht: Die Skulptur des Schweizer Bildhauers Martin Bucher lädt zum gemütlichen Verweilen ein. Doch nicht nur im Freien gibt es Kunst zu genießen: In der großen Halle fällt der Blick auf die Himmelsleiter mit ihren verkehrten Stufen von Martin Schilken. Gleich dahinter dürfen die Besucher über ein riesiges Luftkissen staunen, das der Ägypter Ahmed Ibrahim aus mehr als 2000 einzelnen Modulen zu einem Ganzen verbunden hat. Die Ausstellung, die den Titel "Positionen 09" trägt, zeigt aber auch kleinteilige Arbeiten und Bilder.
Keisuke Matsuura, der zur ersten Kunstbiennale eine Installation für die Kulturinsel in der Nepix Kull realisiert, zeigt Bildflächen voller magnetischer Eisenpartikel. Edgar Guzmanruiz hat sich mit der aus Thermoplast geschliffenen Ordnung über der Unordnung befasst. Und Masaki Nakao weist mit einem Pfeil zum Polarstern.