Digitalisierung Wein, Gin und Whiskey emotional erleben

Niederrhein · Das Unternehmen Bührmann Weine hat in der Logistik frühzeitig auf die Digitalisierung gesetzt. In unserer Serie mit der Volksbank Niederrhein erklären wir, wie es gelingt, parallel dazu den persönlichen „Touch“ auszubauen.

 Julia Bührmann ist Geschäftsführerin in der vierten Generation.

Julia Bührmann ist Geschäftsführerin in der vierten Generation.

Foto: Bührmann Weine

Wenn Lagerarbeiter der Bührmann Weine GmbH Aufträge zusammenstellen, lassen sie sich mit ihren Elektrostaplern von der imaginären Stimme von Uschi durch die Lagerhalle an der Franz-Haniel-Straße leiten. Gegenüber von Schacht IV hören sie von Uschi, wo sie den gesuchten Bordeaux aus Frankreich von 2012 finden oder den roten Tjokolat von 2014 aus Südafrika. Gleichzeitig wird vom System Pick-by-Voice, dessen Stimme Uschi ist, vermerkt, wie viele Kartons verbleiben, um so leicht steuern zu können, wann das Unternehmen eine Charge nachzubestellen hat.

„Die Bührmann Weine GmbH gehörte 2005 zu den ersten Unternehmen in der Bundesrepublik, die dieses System etablierten“, sagt Geschäftsführerin Karin Kümper. „Damals hat noch niemand von Industrie 4.0 oder Digitalisierung gesprochen.“ Das Familienunternehmen, das 1927 von Wilhelm Bührmann gegründet wurde und heute von der dritten sowie vierten Generation geführt wird, hat sich doch frühzeitig auf neue Technologien eingestellt, wie das Kommissionierungssystem Pick-by-Voice.

„Seit Mitte der Nullerjahre haben wir Schritt für Schritt einen Onlinehandel aufgebaut“, berichtet Geschäftsführerin Julia Bührmann aus der vierten Generation. „Im Frühjahr 2018 haben wir das Design dieses Onlineshops neu gestaltet. Wir sind in den Sozialen Medien aktiv, um unseren Bekanntheitsgrad zu erhöhen, zum Beispiel bei Facebook oder Instagram. Wir wickeln unseren Zahlungsverkauf online ab. Außerdem schicken wir einen Newsletter an die Freunde von schottischem Whisky und irischem Whiskey sowie Gin.“

Die 34-Jährige, die in Illinois (USA) studierte, sieht eine neue Welle, die durch die Digitalisierung verstärkt wird. „Wenn alles schneller und anonymer wird, merken die Kunden, wie wichtig der persönliche Touch ist“, erzählt die Moerserin, die auch IHK-geprüfte Sommelière ist. „Wein oder Whiskey zu verkosten, ist ein emotionales Erlebnis. Die Wein- oder Whiskeyfreunde treffen sich unter Gleichgesinnten. Unentschlossene freuen sich, wenn sie den Wein oder Whiskey finden, der zu ihnen passt.“

Deshalb baut Bührmann alles rund um das Weinerlebnis aus, nachdem eine anonyme Online-Weinberatung nicht den gewünschten Erfolg gezeigt hat. Im Geschäft, das am Lager an der Franz-Haniel-Straße liegt, will sie in den nächsten Monaten  Tapas anbieten, wenn die Kunden sich setzen, um mit einem Wein oder einer Spirituose den Gaumen zu kitzeln.

Dabei generiert  Bührmann  nur zehn Prozent ihres Umsatzes mit den Endkunden. 90 Prozent erzielt sie über Geschäftspartner aus der Gastronomie, zum Beispiel Hotels oder Restaurants. „Wir wollen im Geschäft an der Franz-Haniel-Straße sogar einen Bereich ohne WLAN einführen“, sagt Geschäftsführer Christian Nesbeda, der Ehemann von Julia Bührmann. „Ruhe und Genuss gehören zusammen.“

Auch beim Einkauf setzt das Familienunternehmen mit 80 Mitarbeitern auf den direkten Kontakt. „Wir kennen unsere Winzer persönlich“, erzählt Geschäftsführer Erich Kümper aus der dritten Generation. „Wir sehen uns ihre Betriebe an. Es ist ein Vertrauensverhältnis – von beiden Seiten.“ Diese Winzer bauen in Frankreich, Südafrika und Deutschland Wein an, etwa an der Mosel oder in der Pfalz. Dort hat das Unternehmen in Zeiskam bei Landau einen zweiten Standort mit großem Lager.

Die beiden Lager des Unternehmens sind über „Industrie 4.0“ verbunden, um die Bestände auszugleichen. So ist dann überall genug für eine sofortige Lieferung vorhanden. Bei 10.000 Produkten ist das nicht einfach. Das Unternehmen führt nicht nur Weine und Spirituosen, sondern auch Biere, Mineralwasser oder Lebensmittelspezialitäten.

 Serie Digitalisierung

Serie Digitalisierung

Foto: grafik

„Viermal die Woche ist nachts ein Lastwagen-Shuttle im Einsatz, in beide Richtungen“, sagt Julia Bührmann und freut sich sehr über die Segen der Digitalisierung. Dabei verliert sie die Welle der Entschleunigung und des persönlichen Genusses nicht aus dem Blick, der zurzeit durch diese Digitalisierung verstärkt wird.

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