Moers Das Leben einer Legende

Moers · Das Schlosstheater Moers wagt sich erstmals an ein szenisch-musikalisches Stück heran: Intendant Ulrich Greb inszeniert „Billie Holiday – Lady sings the blues“. Uraufführung ist am Donnerstag, 18. Januar, im Schloss.

Ulrich Greb ist selbst ein großer Fan der Jazz-Legende Billie Holiday: „Ich bin vor fast 20 Jahren im Regal mit den Sonderangeboten auf eine CD der Sängerin gestoßen“, erzählt der Intendant des Schlosstheaters. „Ihre gebrochene Stimme hat mich ins Herz getroffen.“ Dass er am Schlosstheater nun ein Stück über das bewegende Leben Holidays inszenieren könne, sei ein großer Glücksfall: „In Eva Müller haben wir nicht nur eine großartige Schauspielerin. Sie ist auch eine wunderbare Sängerin.“

In der Musikwelt gilt Billie Holiday als die Nicht-Kopierbare: „Sie hat schon zu Lebzeiten gesagt, sie sei nicht in der Lage, sich selbst zu kopieren, weil sie jeden Abend anders sei“, erzählt Greb. „Es hat uns fasziniert, dass so viele verschiedene Persönlichkeiten in diesem tragischen Leben stecken.“ Als Kind mit Armut, Vergewaltigung, Prostitution und Tod konfrontiert, habe sie ihren Lebensschmerz in Musik und Drogen umgesetzt. Basis der Inszenierung sei die 1956 erschienene Autobiografie. „Von der Billie Hollyday behauptete, sie habe sie nie gelesen“, sagt der Intendant. In der Tat sei die Biografie widersprüchlich, Realität und Fiktion seien nicht auseinander zu halten.

Zerrissene Persönlichkeit

Es ist das Bild eine zerrissenen Persönlichkeit, das die Theaterleute zu dieser Inszenierung animiert hat. „Der Mensch verschwindet hinter seiner eigenen Legende“, betont Greb. „Es geht aber auch passend zu unserem Spielzeit-Thema um fehlende Teilhabe: eine schwarze Sängerin in einem rassistischen Amerika.“ Musikalischer Leiter der Inszenierung ist Tim Isfort, der bereits für das Demenz-Projekt „Eiaskurre Eiaskurre“ mit dem Schlosstheater zusammengearbeitet hat. In der Inszenierung spielt Isfort den Bass. Weitere Musiker sind Frank Bergmann (Saxophon) und Thorsten Töpp (Gitarre). „Es ist also nicht ganz die klassische Jazzbesetzung.“ Zu den bekanntesten unter den 200 Songs, die Billie Holiday eingespielt hat, gehören: Strange fruit, Lady sings the blues und Don‘t explain.

Die Bühne im Schloss ist als rauchige Kellerbar eingerichtet. „Der ganze Abend ist wie eine Komposition zusammengesetzt – fast wie Filmmusik“, betont Ulrich Greb. Das Schlosstheater Moers ist das erste Theater in Deutschland, das sich die Theaterrechte an der Autobiografie gesichert hat.

(RP)
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