Kamp-Lintfort Das Kind auf Stroh und Moos

Kamp-Lintfort · Erst am heutigen Heiligabend wird in der Abteikirche Kamp das Jesuskind in die Krippe gelegt – so wie es schon seit vielen Jahren gehandhabt wird. Die Krippenlandschaft haben Küster Andreas Riedel und einige Helfer schon am Montag unter der Orgelbühne aufgebaut.

 Die Krippenlandschaft befindet sich unter der Orgelbühne in der Abteikirche: Sie besteht nicht nur aus 34 verschiedenen Figuren. Sie ist mit Moos, Stroh und vielen anderen Details ausgeschmückt. Jedes Jahr findet sich eine Gruppe um Andreas Riedel, die die Krippe gemeinsam aufbaut.

Die Krippenlandschaft befindet sich unter der Orgelbühne in der Abteikirche: Sie besteht nicht nur aus 34 verschiedenen Figuren. Sie ist mit Moos, Stroh und vielen anderen Details ausgeschmückt. Jedes Jahr findet sich eine Gruppe um Andreas Riedel, die die Krippe gemeinsam aufbaut.

Foto: Dieker, Klaus

Erst am heutigen Heiligabend wird in der Abteikirche Kamp das Jesuskind in die Krippe gelegt — so wie es schon seit vielen Jahren gehandhabt wird. Die Krippenlandschaft haben Küster Andreas Riedel und einige Helfer schon am Montag unter der Orgelbühne aufgebaut.

 Jede Figur hat einen anderen Gesichtsausdruck. Diese kniet vor einem Lagerfeuer und wirkt sehr bedächtig.

Jede Figur hat einen anderen Gesichtsausdruck. Diese kniet vor einem Lagerfeuer und wirkt sehr bedächtig.

Foto: Dieker, Klaus

Die aus Nadelholz geschnitzten Krippenfiguren stammen aus der Zeit um 1890 und 1900. Vorsichtig legt Küster Andreas Riedel das Jesuskind in die Krippe. Die kleine Figur aus Nadelholz, deren Gesichtszüge ganz fein geschnitzt sind, hat die Arme einladend ausgebreitet.

 Diese Figur stellt einen der Hirten dar, die ihre Schafe rund um den Stall, in dem Christus geboren wurde, weiden lassen.

Diese Figur stellt einen der Hirten dar, die ihre Schafe rund um den Stall, in dem Christus geboren wurde, weiden lassen.

Foto: Dieker, Klaus

Umringt wird es von Josef, der knieenden Maria, von Hirten, Esel und Ochs. Schon am Montag hat Riedel gemeinsam mit sechs Helfern die Figuren von ihrem Aufbewahrungsort in die Abteikirche gebracht und links unter der Orgelbühne eine wahre Krippenlandschaft aufgebaut, so wie es schon in seiner Kindheit zur Weihnachtszeit in der Abteikirche Tradition war. "Das Jesuskind wird erst am Heiligabend hineingelegt."

Die Krippe in der Abteikirche ist eine besondere, nicht nur, weil sie Klein und Groß die Weihnachtsgeschichte anschaulich erzählt. Sie ist auch von historischem Wert. Insgesamt zählt sie 34 hübsch gefertigte Figuren aus Nadelholz, die etwa bis 40 Zentimeter groß sind. Sie stehen mitten in einer Landschaft, einer Oase aus Gras, Moos, einem angedeuteten See und Gehölz. Ab heute sind etwa zwei Drittel aller Figuren zu sehen: "Dromedar, Elefant und die Heiligen drei Könige werden erst im Neuen Jahr aufgestellt", erzählt Andreas Riedel lächelnd.

Nazarener-Kunstrichtung

Die Krippenfiguren stammen aus der Zeit um 1890 und 1900. "1891 hat der damalige Pfarrer van Meegen den Hochaltar errichten lassen. Jakob Holtmann und Heinrich Lamers aus Kevelaer waren damit beauftragt. "Wir gehen davon aus, dass Pfarrer van Meegen die Figuren zur selben Zeit schnitzen ließ, so dass sie Jakob Holtmann zuzuordnen sind", erzählt der Küster der Abteikirche auf dem Kamper Berg.

Das Christuskind, Josef, Maria und die anderen Figuren werden dem Nazarener-Stil zugeordnet, einer romantisch-religiösen Kunstrichtung, die zwischen 1813 bis 1819 in Wien und Rom begründet wurde, berichtet Andreas Riedel. "Es handelt sich um eine Gruppe deutscher Maler der Romantik, die die Spätgotik aufgriffen." Als Vorbilder galten ihnen besonders alte italienische und deutsche Meister. Einer der bekannteren Künstler dieser Kunstrichtung am Niederrhein war Friedrich Stummel (Kevelaer), dessen Schüler Jakob Holtmann und Heinrich Lamers gewesen seien, so hat es Riedel in Erfahrung gebracht.

Krippenfeier und Christmette

Obwohl jede der 34 Figuren in einem eigenen Kasten das Jahr über aufbewahrt wird, mussten sie in der Zwischenzeit einmal restauriert werden. Das war 1985. "Einige hatten Blessuren, bei manchen Schafen war ein Bein ab", erzählt Andreas Riedel, der auf dem Kamper Berg geboren wurde und schon als Kind dabei half, in der Weihnachtszeit die Krippe aufzubauen: "Der damalige Küster sagte immer: Komm und helf' uns."

Seit drei Jahren ist Andreas Riedel selbst Küster und sagt von sich, dass er jeden Stein in der Kirche kennt. Die Krippenfiguren mag er besonders gern: "Es sind Unikate. Jede Figur hat einen ganz eigenen Gesichtszug. Manche lächeln, andere wirken nachdenklich."

Neben dem Jesuskind mag Riedel eine Figur am liebsten: einen Elefantentreiber mit rotem Hut. "Sie wird erst im Neuen Jahr aufgestellt." Die Krippe in der Abteikirche bleibt bis Mariä Lichtmess am 2. Februar stehen: "In der katholischen Kirche geht dann ursprünglich die Weihnachtszeit zu Ende", sagt Riedel.

(RP)
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