Neukirchen-Vluyn Das erste Paket des Lebens
Neukirchen-Vluyn · Für Glücksmomente sorgt bei Kindern in Not die Aktion "Weihnachten im Schuhkarton". Viele arme Kinder bekommen zum ersten Mal im Leben Post. In Neukirchen-Vluyn machen alle Klassen der Pestalozzi-Schule mit.
Matthias Strunk geht in die erste Klasse der Pestalozzi-Schule. Mitten im Klassenraum steht ein Tisch, auf dem viele weihnachtlich beklebte Schuhkartons stehen. Stolz zeigt Matthias, was er eingepackt hat. "Socken, eine Mütze mit Bommel, Stifte, Zahnbürste", verkündet er stolz. Ronja Jordan hat mit ihrer Mutter ebenfalls verschiedene Dinge ausgesucht. Am schönsten findet sie ein kleines Spielzeug-Fohlen, das um Weihnachten irgendwo auf der Welt große Freude bereiten wird. Anders Dennis Bayur, der bereits alleine entschieden hat, was in den Karton kommt.
Dort leben? Lieber nicht . . .
Mit Bedacht haben die Erstklässler ausgesucht. "Sachen, über die wir uns auch freuen würden", meinen sie und zeigen eine Puppe, ein Bastelset oder Traubenzucker. Aber leben möchten sie in den Bestimmungsorten der Kartons nicht, "denn da ist es oft kalt und viele Menschen sind ganz arm." Klassenlehrerin Carola von Janta hat die Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" an der Schule vorbereitet. "Das ist bei allen gut angekommen", meint sie. Geduld verlangte allerdings das Bekleben der Kartons, meinen die Erstklässler. Wie der Transport geregelt sein wird, interessiert sie brennend.
Im letzten Jahr gingen alleine von Neukirchen-Vluyn aus knapp 500 Geschenke der Hoffnung auf die Reise nach Osteuropa, weltweit rund 433 000 Schuhkartons in 13 Länder. Auch in diesem Jahr sind Renate Krausz und Heidi Teschke wieder mit dabei und betreuen die Aktion vor Ort. In Moers hingegen haben sich kaum Sammelstellen gefunden. Bei Heidi Teschke sind bereits gepackte Päckchen abgegeben worden. Momentan noch eine überschaubare Menge. "Aber in der nächsten Woche wird es sich hier stapeln", meint sie. Letzter Abgabetermin ist am Samstag, 17. November. Viele Kinder packen zum ersten Mal für andere. Bei älteren Päckchenpackern kommen andere Motive hinzu, an der Aktion teilzunehmen. Häufig sind es Menschen, die sich nach dem Krieg über Care-Pakete oder in der DDR über Päckchen aus dem Westen gefreut haben.
Die Pakete gelangen über private Transportunternehmen von Berlin aus beispielsweise nach Osteuropa. 1990 fand die weltweite Idee in Deutschland erste Anhänger. Kinder in Not erhalten oft zum ersten Mal in ihrem Leben ein Paket, das ihnen Herzenswünsche erfüllt. Akribisch wird mit Hilfe von Organisationen vor Ort und den Mitarbeitern des christlichen Werkes "Geschenke der Hoffnung" dokumentiert, wer die Pakete bekommt. Der Inhalt ist aus zolltechnischen Gründen vorgegeben. Gebrauchte Dinge werden aussortiert.
Jeder Karton wird an den Sammelstellen nochmals überprüft, bevor er versiegelt die Reise antritt. Gestaffelt nach Alter und Geschlecht werden Spielsachen, Zahnbürsten, Schulsachen, Süßigkeiten wie Schokolade und Bekleidung verschenkt.