Drama in Moers Dantons Tod: Schlosstheater stellt Vertrauensfragen

Moers · Die neue Spielzeit startet am 9. September. Intendant Ulrich Greb und das fünfköpfige Ensemble bringen Georg Büchners „Dantons Tod“ auf die Bühne.

 Emily Klinge spielt in Ulrich Grebs Inszenierung George Danton.  
  Foto: Jochen Hochfeld

Emily Klinge spielt in Ulrich Grebs Inszenierung George Danton. Foto: Jochen Hochfeld

Foto: Jochen Hochfeld

Zwölf Tage im Jahr 1794: Die französische Revolution hat ihren Höhepunkt mit der Schreckensherrschaft erreicht. Hinrichtungen folgen auf Hinrichtungen. Ideale sind verloren, Hoffnungen verpufft, die Franzosen leiden weiter Hunger. Diese zwölf Tage dienten Georg Bücher 1835 als Rahmen für das Drama „Dantons Tod“. „Er beschreibt die letzte Phase der Revolution, in der sich die Spirale immer weiter zuspitzt und das Ringen um die Macht eskaliert“, sagt Schlosstheaterintendant Ulrich Greb.

Büchner beschreibe einen Ausschnitt europäischer Geschichte, der in diesen Tagen aktueller denn je sei. Das Drama reizte Greb seit langem. Nun bringt er es zum Auftakt der neuen Spielzeit am 9. September auf die Schlossbühne und verhandelt dort wesentliche Vertrauensfragen. „Dantons Tod besteht zu fast 80 Prozent aus politischen Reden. Jeder versucht, das Volk von seiner Position zu überzeugen“, sagt der Intendant. „Erstaunlich, wie sich die Rhetorik damals und heute gleicht.“ Die Frage bleibt: Welcher Obrigkeit kann man vertrauen? Lange Zeit galt „Dantons Tod“ als unaufführbar, das Gegenteil ist längst bewiesen. Am Schlosstheater soll es mit nur fünf Schauspielern gelingen. Emily Klinge spielt George Danton, Roman Mucha seinen Gegenspieler Maximilien Robespierre. Georg Grohmann ist Camille Desmoulins, Joanne Gläsel Louis de St. Just, jüngster Revolutionär und Hardliner. Die wenigen Frauenrollen, die Büchner mitspielen lässt, übernimmt Matthias Heße. Er repräsentiert zugleich das Volk. „Aus dieser Besetzung ergeben sich neue Reibungspunkte“, freut sich Greb.

Das Bühnenbild, das Birgit Angele für das Schloss gebaut hat, hat es laut Regisseur gleich zweifach in sich: „Es ist eine Drehscheibe, auf der es wohl jedem schwerfallen dürfte, einen festen Standpunkt zu vertreten.“ Zum anderen erlaube es ihre Mechanik, die Schauspieler ins Abseits zu schleudern – so wie die Guillotine die Monarchen, Volk und Revolutionäre gleichermaßen ins Jenseits beförderte. Gemeinsam mit Constantin Hochkeppel entwickelte das Ensemble eine Choreografie. Jochen Hochfeld kreierte die historischen Kostüme. Für Dramaturgin Sandra Höhne ist es die erste Inszenierung am Schlosstheater. „Ich habe mich sehr gefreut, dass Georg Büchner auf dem Spielplan steht.“ Wie Danton habe es Büchner immer bedauert, dass sich die Menschen kaum verstehen. „Und man erst ihre Schädeldeck aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren muss“, zitiert die Dramaturgin eine Passage aus Büchners Drama.

Die Premiere von „Dantons Tod“ ist am 9. September im Schloss. Weitere Termine sind am 12., 17. und 24. September. Im Zuschauerraum gelten Maskenpflicht und die 3G-Regeln. Die Sitzplätze sind im Schachbrettmuster angelegt.

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