Kultur in Moers Damenwahl am Museumstag in Moers

Schätze entdecken, sich inspirieren und begeistern lassen – dazu luden Grafschafter Museum ins Moerser Schloss und mittelalterliche Spiel- und Lernstadt in den Musenhof ein. Anlass war der 42. Internationale Museumstag.

 Im Grafschafter Musenhof tauchten die Kinder am Museumstag ins Mittelalter ein.

Im Grafschafter Musenhof tauchten die Kinder am Museumstag ins Mittelalter ein.

Foto: Arnulf Stoffel (ast)

Das Team rund um Museumsleiterin Diana Finkele hatte sich ein lebendiges Programm unter dem Motto „Damenwahl!“ ausgedacht, das Alt und Jung anlockte. Anknüpfend an die Sonderausstellung „Wählen und Wühlen“ zu 100 Jahren Frauenwahlrecht bot der Musenhof diesmal besondere Kreativangebote für angehende Burgfräuleins. Am Holztisch vor einer kleinen Fachwerk-Kate saß die siebenjährige Johanna bei Cathrin Stockfisch und Antonia Knöppges in der Hutmacherwerkstatt. Für einen Schapel (Kopfschmuck) aus rotem Stoff hatte sie sich entschieden und erfuhr nebenbei, dass die adelige Dame des Mittelalters solch einen Ring über einem Schleier trug. Ursprünglich war ein Schapel aus Metall getrieben. Johanna entschied sich für ein kupferfarbenes Band, das sie mit kleinen Spiegeln und Glitzersteinchen verzierte. Einige Mädchen, wie die siebenjährige Kira, hatten sich schon stilecht verkleidet mit langen Kleidern in Naturfarben und Trompetenärmeln. Nun sollte noch ein Kopfschmuck mit goldener Borte hinzukommen. Auch ein Spitzhut mit Schleier konnte gebastelt werden.

 Einen frischen Blick in die Keimzelle der Moerser Burg warfen staunende Besucher im Schlosshof. Der unterirdische Wehrgang und die Gemäuer der ursprünglichen Turmburg aus dem Jahr 1200 waren erstmals zugänglich und unter der kundigen Führung von Diana Finkele erlebbar. Über eine Metalltreppe gelangt man nun zu einer Plattform, von der aus man den mehrere Meter tiefen Sockel aus Tuffstein bestaunen kann. Nach der Entdeckung des Turms gab es zunächst Bedenken, den Bereich für Besucher zu öffnen, da hier seltene Fledermausarten ihr Winterquartier haben. Mit der Öffnung in den Sommermonaten und der Schließung im Winter werde nun, so Finkele, dem Naturschutz und dem historischen Interesse Genüge getan. Im Schloss selbst boten Museumsmitarbeiter kostenlos Führungen durch die Dauer- und die Sonderausstellung an. Passend zum Lebensgefühl der Epoche, in die die Ausstellung zum Frauenwahlrecht fällt, gab es einen besonderen Vortrag: Klaus Schröter hatte sein Schrank-Grammophon aus dem Jahr 1927 sowie einige Schellack-Platten mitgebracht und berichtete lebendig und anschaulich aus der Frühgeschichte der Schallplatte. Zu Beginn des Jahrhunderts glich die Aufnahme einer Platte einem Abenteuer. Das Hörbeispiel zeigte, dass man die Musik hinter dem Rauschen mehr erahnen musste. Dennoch war man so überzeugt von der revolutionären neuen Technik, dass man im Jahr 1907 Urnen mit Schallplatten unter der Pariser Oper versenkte und verfügte, dass sie 100 Jahre später ausgegraben werden sollten. Besucherin Ingrid Koster zeigte sich begeistert von dem Vortrag und von dem Angebot des Museumstags. Die 72-Jährige nutzte die „Damenwahl“ gerne, um aus Braunschweig in ihre alte Heimat Moers zurückzukehren und einen anregenden Tag mit ihrer Freundin Ingrid Butz zu verbringen. „Nostalgie und Heimatgefühl mischen sich mit spannenden neuen Eindrücken“, lautete ihr Fazit des Tages.

Abgerundet wurde der Museumstag durch mehrere Stände, an denen man sich mit Kaffee und Waffeln stärken konnte. Die Frauen des Inner Wheel Clubs verkauften Selbstgemachtes rund um die Erdbeere zu Gunsten des Musenhofs. Nicht nur Kuchen und Marmelade, sondern auch Essig und Ketchup sowie bedruckte Küchentücher und gehäkelte Anhänger fanden bei den Besuchern Anklang.

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