Cover-Konzert in Moers Abba ist akustisch auferstanden

Moers · Kein Tisch mehr frei im Café Jedermann: Drinnen spielte Abbakustik die Hits der Kultband, draußen saßen die Gäste am Feuer und lauschten.

 Abbakustik beeindruckte im Café Jedermann: Michelle und Stena sangen, Jörn (Gitarre, Gesang) und Sone Eriksson (Piano, Gesang) begleiteten sie.

Abbakustik beeindruckte im Café Jedermann: Michelle und Stena sangen, Jörn (Gitarre, Gesang) und Sone Eriksson (Piano, Gesang) begleiteten sie.

Foto: Arnulf Stoffel (ast)

Davon hat Balli Backes seit 37 Jahren geträumt: Abba, ihre Lieblingsband, ist wieder auferstanden – einen Tag nach Karfreitag. Zumindest die Akustikversion...

Statt Björn Ulvaeus und Benny Andersson sorgen Jens Lammert und sein Vater Hans für die Gitarrenriffs, Keyboardklänge und den Backgroundgesang, Mutter Claudia steht mit rotgelockter Perücke als Anni-Frid Lyngstad auf der Bühne und singt. Genauso wie Marissa Möller, Lebensgefährtin von Jens, die – mithilfe eines blonden Haaraufsatzes – Agnetha Fältskog imitiert. Die Vier covern nicht nur Abba, sie verkörpern sie – als Abbakustik.

Als der Abend noch jung war, haben sie „Waterloo“ angestimmt. Da gab es für Backes kein Halten mehr – lauthals sang sie mit. Jetzt steht sie mit verschränkten Armen da, nickt leicht mit dem Kopf, als sie die ersten Töne von „Eagle“ erkennt. Lange betrachtet sie die weißen pyjamaartigen Anzüge der Band, aufgestickte goldene Flügel zieren die Oberteile. „In den Siebzigern hätte ich so ein Teil sofort haben wollen“, sagt die Moerserin. Kurze Jacken, Stiefel mit Blockabsatz, Häkelmützen – damals setzte Abba die Trends. „Tatsächlich hat meine Oma für mich so eine Mütze gehäkelt“, erinnert sich Backes. „Damit war man dann cool.“ Ihr Freund hat den Vorschlag gemacht, ins Jedermann zu gehen, weil er weiß, wie sehr Backes die Musik liebt. Sie strahlt.

Auch Simone Schmitz freut sich: Obwohl ihr Mann Norbert lieber Rammstein hört, ist er mitgekommen und gibt zu: „Ich bin wegen unserer Freunde hier. Wir kommen regelmäßig her und feiern zusammen.“ Überraschenderweise hätten die „Mädels“ von Abbakustik tolle Stimmen. Die Band wirke so authentisch, findet der 57-Jährige.

Michael, der zwei Tisch weiter mit einem Bier in der Hand steht, ist kritischer. Während seine Freundin zu „Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)“ ausgelassen die Arme hebt und die Hüften kreisen lässt, dreht er der Band den Rücken zu. „Meine Tochter ist Sängerin. Das ist ein ganz anderes Niveau“, sagt er. „Aber Spaß machts schon.“ Bei „Honey, Honey“ hat er zuvor sogar die Lippen mitbewegt und leidenschaftlich den Arm nach seiner Lebensgefährtin ausgestreckt.

Die Tanzfläche ist klein, überall sind Stehtische im Weg. Einen Mann um die 50 hält das nicht davon ab, im Rhythmus mitzuklatschen und dabei Tanzschritte zu offenbaren, die außergewöhnlich für einen Herren dieser Altersklasse sind. Kein Bier in der Hand, kein schüchternes Kopfnicken. Als seine Frau reinkommt, lächelt er sie an, nimmt ihre Hand und wirbelt sie herum. „Gimme, gimme, gimme a man after midnight“, singen Lammert und Möller, alias Lyngstad und Fältskog.

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