Corona  Junger Moerser setzt auf Solidarität

Moers · Nachbarschaftshilfe in der Corona-Krise: Weil die Schulen geschlossen sind, hat Nick Potschka viel Zeit. Er will sie sinnvoll nutzen und in Scherpenberg für ältere Menschen Einkäufe erledigen.

 Schüler Nick Potschka will denen helfen, die Hilfe brauchen – ganz unbürokratisch.

Schüler Nick Potschka will denen helfen, die Hilfe brauchen – ganz unbürokratisch.

Foto: Ja/Norbert Prümen (nop)

Nick Potschka ist Schüler an der Moerser Hermann-Runge-Gesamtschule. In der Corona-Krise setzt er auf Solidarität und nachbarschaftliche Hilfe. In seinem Sprengel Scherpenberg bietet er für ältere Menschen und solche, die aufgrund eines Handicaps ihre Einkäufe nicht selbst erledigen könne, einen Bringservice an. „Mir kam der Gedanke, dass gerade diese Gruppe in der aktuellen Situation sich völlig ausgeschlossen fühlt und Angst hat, einkaufen zu gehen“, sagt der 17-Jährige. „Viele haben auch keine Angehörigen vor Ort, die Besorgungen machen könnten.“

Kurzerhand bot er deshalb in der Facebook-Gruppe Freiwilligenpool Moers seine Hilfe an. „Das sind ganz einfache Dinge, wie einen Brief einstecken, in der Apotheke ein Rezept einlösen oder ein paar Lebensmittel besorgen“, sagt Potschka. Auch von anderen weiß er, dass sie Hilfe gebrauchen könnten. Beispielsweise Menschen mit schwachem Immunsystem. Für seine Großtante Karola macht er solche kleine Besorgungen, hilft ihr im Garten. „Dabei kam mir der Gedanke: Was machen eigentlich andere Menschen, die keine Unterstützung haben?“

Auf seinen Facebook-Post hat der 17-Jährige bereits Resonanz bekommen. Einige haben ebenfalls Hilfe angeboten, wollen mit dem Auto die Besorgungen auch in andere Stadtteile bringen, wenn Bedarf ist. „Schon mal ein Anfang“, sagt der Schüler. Jedoch fehlt im Netz die Resonanz der Zielgruppe. Potschka vermutet, dass ältere Menschen mit Internet und Facebook nicht so vertraut sind wie jüngere. Praktische Nachbarschaftshilfe sieht für ihn deshalb so aus, dass er sich die Einkaufslisten an den Haustüren abholt und in Scherpenberg vor Ort einkauft – dort, wo die Nachbarn immer kaufen und mit der gewohnten Qualität rechnen können. Die gewünschten Einkäufe werden vor der Haustür abgestellt und erleichtern zu Corona-Zeiten den Alltag.

„Ich weiß, dass mancher vielleicht Hemmungen hat, ein solches Angebot anzunehmen“, sagt der 17-Jährige. „Oder er glaubt, dass er eine solche Hilfe nicht braucht und alles alleine geregelt bekommt. Das muss aber nicht sein.“ Nick Potschka will mit Gleichgesinnten eine Hilfekette aufbauen.

Zeit hat er, wie andere, genügend, da die Schulen bis auf Weiteres geschlossen sind. „Ich bin bei uns in Scherpenberg unterwegs. Viele kennen mich, sie können mich einfach ansprechen“, sagt er. Er kennt die Sorge, die mancher Nachbar mit den sogenannten „Türgeschäften“ hat. Seine Eltern unterstützen ihn. „Mir geht es darum, jetzt anderen zu helfen und ihnen die Sorge zu nehmen. Damit können wir alle etwas Sinnvolles zu tun“, erklärt Nick Potschka.

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