Bethanien-Krankenhaus Corona-Behandlung: Moerser Modell soll Schule machen

Moers · Das Bethanien-Krankenhaus setzt bei der Behandlung auf die nichtintensive Beatmung von Patienten.

 Im Corona-Testzelt am Bethanien-Krankenhaus.

Im Corona-Testzelt am Bethanien-Krankenhaus.

Foto: Ja/Norbert Prümen (nop)

(got) Wenn Patienten mit Coroanverdacht zum Bethanien-Krankenhaus kommen, benutzten sie nicht den Haupteingang, sondern werden zu einem Isolationszelt geleitet. Mitarbeiter in Schutzkleidung nehmen sie in Empfang. Die Patienten erhalten sofort eine Atemschutzmaske, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. „Unter der Woche kommen um die 100 Personen“, erläutert Infektiologie Dr. Kato Kambartel vom Kreis-Diagnosezentrum für das Coronavirus am Bethanien. „An Wochenenden sind es mehr. Da die Zahl der Infizierten jeden Tag um 30 Prozent steigt, könnten es nächste Woche mehr Personen sein.“

Die meisten können nach einer Untersuchung wieder nach Hause zurückkehren, wo sie allerdings jeglichen Kontakt mit anderen Personen zu vermeiden haben. „Fünf bis zehn Coronapatienten kommen täglich in stationäre Behandlung“, sagt Dr. Christoph Chylarecki, kommissarischer Ärztlicher Direktor. „Die Behandlungswege zu anderen Patienten sind komplett getrennt. Wir haben uns frühzeitig auf das Coronavirus vorbereitet. Um uns optimal auf einen Ausbruch vorzubereiten, haben wir eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich regelmäßig trifft – auch am Wochenende.“

Die Corona-Verdächtigen werden im Krankenhaus zunächst auf das Virus getestet. „80 Prozent, die mit dem Coronavirus infiziert sind, werden gar nicht krank, können aber als Infizierte andere anstecken“, sagt Dr. Thomas Voshaar, Chefarzt der Lungenklinik Bethanien. 15 Prozent erkrankten leicht, fünf Prozent litten an Atemnot oder hohem Fieber. Das Bethanien-Krankenhaus setzt auf spezielle Beatmungsgeräte, von denen es seit der SARS-Grippewelle 2003/2004 insgesamt 83 kaufte. So belegen die Coronapatienten nicht die Plätze auf der Intensivstation, die zwar Beatmungsgeräte haben, aber deren Anzahl begrenzt ist.

„Nach drei bis vier Tagen können wir die meisten wieder nach Hause entlassen“, berichtet der Chefarzt der Lungenklinik. Sechs Patienten mit bestätigtem Coronavirus habe das Krankenhaus bislang behandelt, drei davon hätte es bereits wieder nach Hause entlassen können.

Das Moerser Modell soll jetzt deutschlandweit Schule machen. Der Verband Pneumologischer Kliniken, dessen Vorsitzender Thomas Voshaar ist, gab am Freitag eine Empfehlung zur Behandlung akuter Virusinfektionen außerhalb von Intensivstationen heraus, die er neben der Presse an die Bundesregierung richtete. „Nach den bisherigen Erfahrungen in unseren Kliniken könnten die allermeisten Patienten mit SARS CO V-2 Infektionen auch … außerhalb der Intensivstation behandelt werden“, heißt es darin. Das gelte auch für Coronapatienten mit schweren Komplikationen. Das entlaste die Intensivstationen. Die Empfehlung weist auf die Wichtigkeit von Beatmungsgeräten hin, die dazu notwendig sind. In Moers sollen im Vergleich zu anderen Lungenkliniken viele dieser Geräte vorhanden sein, heißt es bei Medizinern.

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