Corona-Krise im Kreis Wesel Laboren fehlen Reagenzflüssigkeit und Abstrichtupfer - Diagnosezentren stellen Betrieb ein

Kreis Wesel · Weil die Laborkapazitäten für NRW nicht ausreichen, nehmen die drei stationären und mobilen Diagnosezentren des Kreises Wesel vorerst keine weiteren Abstriche mehr. Nur noch Schwerkranke werden jetzt getestet.

 Eine Forscherin im Labor (Symbolbild).

Eine Forscherin im Labor (Symbolbild).

Foto: dpa/Sven Hoppe

Die drei stationären und mobilen Abstrichzentren des Kreises Wesel nehmen vorerst keine weiteren Abstriche, um sie auf das Coronavirus zu testen. Nur noch schwer kranke, stationär aufgenommene Patienten könnten derzeit in den Krankenhäusern getestet werden, sagt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein. Für leichtere Fälle gebe es derzeit keine Kapazitäten.

Konkret, sagt Dr. Michael Weyer, Kreisstellenvorsitzenden der KV Nordrhein, fehlten NRW-weit Reagenzflüssigkeit und Abstrichtupfer. Die entsprechende Ausstattung sei von Labor zu Labor unterschiedlich. „Für das Tupfer-Problem haben wir im Kreis Wesel eine Lösung gefunden.“ Für das Fehlen der notwendigen Reagenzflüssigkeit gebe es derzeit allerdings keine Lösung.

Jörg Verfürth, Sprecher des Kamp-Lintforter St.-Bernhard-Hospitals, erklärt die Lage für medizinische Laien so: „Damit der Erreger auf einem mit einem trockenen Wattetupfer genommenen Abstrich beim Transport und während der Lagerung im Labor überlebt, muss die Probe mit einer Stabilisierungslösung bearbeitet werden. Die wiederum kommt aus dem Ausland, vermutlich aus China oder Indien – und das ist das Problem. Es gibt Lieferengpässe.“

Im Kreis Wesel habe das Labor, mit dem vor Ort primär zusammengearbeitet wird, bereits Ende vergangener Woche das Erreichen der Machbarkeitsgrenze gemeldet, sagt Weyer. „Am Montagmorgen stand dann fest, dass es grundsätzlich schwierig wird, andere Labore zu finden. Zehn bis elf haben wir angefragt, davon hatten maximal drei noch Kapazitäten.“ 100 Abstriche habe der Kreis noch zugesagt bekommen. „Bereits am Montagnachmittag mussten Patienten in den Diagnosezentren aber bereits ohne Abstrich nach Hause geschickt werden.“

Nach jetzigem Stand sollen alle Bürger, bei denen bisher ein Abstrich vorgenommen wurde, auch noch ein entsprechendes Testergebnis erhalten. Der Kreis arbeite an einer Lösung, um den Betrieb der Zentren möglichst bald wiederaufzunehmen, heißt es. Vorher müsse jedoch sichergestellt werden, dass die Abstriche auch ausgewertet werden. Genommene Abstriche seien unter Einhaltung der Kühlkette drei bis vier Tage haltbar, bevor sie unbrauchbar würden. Die Krankenhäuser arbeiten in der Regel mit eigenen, vom Kreis unabhängigen Laboren zusammen. Das St.-Berhrad-Hospital schickt seine Tests beispielsweise in ein hauseigenes nach Münster.

Der Kreis Wesel hatte in der vergangenen Woche in Moers und in Dinslaken zwei zentrale Abstrichzentren eingerichtet. Außerdem nahm am Montag ein mobiles Abstrichzentrum seine Arbeit auf. Es soll den ländlichen Raum im Kreisgebiet abdecken. Durch die Abstrichzentren sollen die Arztpraxen und Klinken entlastet werden.

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