Moers Commerzbank am Niederrhein wächst

Moers · Die Bank will keine Filialen in der Region schließen. Sie gewinnt Kunden hinzu.

Die Deutsche Bank schließt jede vierte Filiale in Deutschland, die Volks- und Raiffeisenbanken wollen in den nächsten fünf Jahren 2000 abbauen. Zahlreiche weitere Sparkassen und Privatbanken ziehen sich aus der Fläche zurück, meist, weil wegen des Online-Bankings weniger Kunden in die Filialen kommen als früher. Die Commerzbank hingegen wächst. "Filialschließungen sind für uns keine Strategie", sagt Gustav Holtkemper, Bereichsvorstand Privatkundengeschäft in der Marktregion West. Diese ist mit 330 Filialen und 17 Niederlassungen die größte der fünf Teilregionen in Deutschland. "Es käme der Aufgabe ganzer Teilmärkte gleich, wenn wir uns beispielsweise aus Xanten oder Kaldenkirchen zurückzögen." 70 Prozent aller Neukunden kämen über die Filialen, 30 Prozent durch das Netz. "Ein reines Kostenmanagement bringt weder Marktanteile noch Kunden."

Eine wichtige Rolle spielt die Mönchengladbacher Niederlassung. Von hier aus wird die Region abgedeckt, zu der beispielsweise Erkelenz, Viersen, Krefeld, Kleve, Wesel, Kamp-Lintfort und Emmerich zählen. Speziell den Bereich Wealth Management (Vermögensverwaltung) hat die Bank gestärkt: Die Zahl der Beratungszentren wurde deutschlandweit mehr als verdoppelt, 1000 Mitarbeiter kümmern sich um vermögende Kunden. In Gladbach ist seit 1. Juni eines dieser Zentren angesiedelt, ein zweiter Standort für den nördlichen Niederrhein ist in Wesel. "Insgesamt stagniert das Geschäft im Bankensektor. Lediglich im Bereich Wealth Management wächst es um fünf Prozent pro Jahr", sagt Holtkemper.

Neukunden wolle und werde man in erster Linie aus der Mittelstandsbank heraus gewinnen, die für Geschäftskunden zuständig ist. "Vermögende Kunden haben fast immer einen unternehmerischen Hintergrund", sagt Holtkemper. Anders als früher müssten diese nicht länger mindestens eine Million Euro mitbringen. "Wir kommen heute über den Beratungsbedarf. Wer kapitalmarktaffin und somit beratungsintensiv ist, aber etwas weniger mitbringt, ist im Wealth Management gut aufgehoben." Auch ein neues Beratungszentrum für Geschäftskunden wurde in Mönchengladbach eingerichtet. Dort betreuen 24 Mitarbeiter 17.900 Kunden. Weitere Standorte für Geschäftskunden in der Region sind in Erkelenz, Kleve, Krefeld, Viersen, Wesel und Rheydt. Insgesamt arbeiten mehr als 200 Mitarbeiter in den 19 Filialen mit 150.000 Kunden. Die Commerzbank Mönchengladbach verwaltet ein Vermögen in Höhe von zwei Milliarden Euro. "Wir sprechen hier von einer klaren Aufwertung der Mönchengladbacher Niederlassung", sagt Krug. "Und von einem deutlichen Signal an den Markt."

Bisher scheint die Strategie aufzugehen: "Wir haben im ersten Halbjahr netto 1100 Kunden gewonnen", sagt Krug. Gründe seien die verstärkte Kreditnachfrage und das kostenlose Girokonto. Es wurden Ratenkredite in Höhe von 17 Millionen Euro ausgezahlt, in den ersten sechs Monaten zudem Immobilien im Wert von mehr als 84 Millionen Euro finanziert, so Krug.

(RP)
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