Comedy Arts in Moers Wie Humor den politischen Krisen trotzt

Interview | Moers · Feuertaufe für den neuen künstlerischen Leiter des Comedy Arts Festivals: Carsten Weiss präsentiert von Donnerstag bis Sonntag seine erste Ausgabe des Humorfestivals. Wo die Comedy-Fans Teil eines großen Flashmobs in Moers werden können.

Comedy Arts Festival in Moers: Das sind die Künstler und Comedians
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Diese Comedians und Kabarettisten bringen den Humor nach Moers

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Foto: michel loewenherz

Das älteste deutsche Humorfestival präsentiert sich ab Donnerstag, 15. September, unter einer neuen künstlerischen Leitung. Carsten Weiss zeichnet für die 46. Ausgabe des Comedy Arts Festivals verantwortlich. Der gebürtige Moerser und erfahrene Kulturmacher berichtet im RP-Interview, worauf sich das Publikum bis einschließlich 18. September in der Eventhalle freuen darf.

Herr Weiss, am Donnerstag startet Ihre erste Ausgabe als verantwortlicher künstlerischer Leiter des Comedy Arts Festivals. Spüren Sie schon Premierenfieber?

Carsten Weiss Wir sind von Vorfreude getragen. Das gilt für mich und das ganze Team. Wir sind gut aufgestellt und freuen uns, dass wir das Festival nach zwei von Corona geplagten Jahren wieder in voller Größe über vier Tage feiern können. Im vergangenen Jahr musste Comedy Arts ja wegen der Pandemie dezentral stattfinden. Umso glücklicher sind wir, dieses Jahr wieder in die Eventhalle, der Heimat von Comedy Arts, zurückkehren zu können.

Das Festival findet in Zeiten der politischen Krisen statt. Ist es da nicht schwierig, den Menschen Humor und Spaß zu vermitteln?

Weiss In widrigen Zeiten darf man alles verlieren, das Handy, den Autoschlüssel, aber auf keinen Fall den Humor. Comedy Arts kann den Menschen Hoffnung schenken und ein paar Stunden Spaß bereiten. Widrige Zeiten sind keine Konkurrenz für den Humor.

Sie starten am Donnerstag mit politischem Kabarett. Werden die eingeladenen Künstler die aktuelle politische Lage thematisieren?

Weiss Der Auftakt steht unter dem Titel „Drei Pfund Wahnsinn to go“. Er steht gleichzeitig für die drei Künstler Christian Ehring, HG. Butzko und Anny Hartmann, die sich in dieser Konstellation exklusiv zu einem politischen Kabarettabend in Moers einfinden, und für die Themen, die sie aufgreifen werden. Nach zweieinhalb Jahren gibt es einiges politisch aufzuarbeiten: Corona, Klima und Krieg in der Ukraine. Wir starten zum ersten Mal in der Festivalgeschichte mit einen politischen Kabarettabend. Wenn nicht in Krisenzeiten wie diesen – wann dann? Das Publikum darf sich auf einen humorvollen Blick in diverse politische Abgründe gefasst machen, der nicht an der eigenen Haustür wegschaut.

Ehring, Butzko und Hartmann kommen für diesen Abend exklusiv in die Grafenstadt. Erlebt das Publikum ein gemeinsam gestaltetes Programm?

Weiss Ich freue mich, dass alle drei Kabarettisten zugesagt haben. Es war meine Wunsch-Konstellation für den Festivalauftakt am Donnerstag. Dieser Abend ist in der Tat ein Unikat. Denn Ehring, Butzko und Hartmann sind in dieser Konstellation noch nie aufgetreten. Es wird keine lose Mixed-Show. Der Auftritt hat Produktionscharakter.

Haben sich denn alle Wünsche für Ihre erste Ausgabe des Comedy Arts Festivals erfüllt – oder mussten Sie auch Abstriche machen?

Weiss Mein ganzer Programmplan hat sich realisieren lassen. Wir bieten eine Mischung aus Tradition und Entdeckerfestival an. Das Programm ist ein guter Mix aus Spielarten und Genres. Das gilt auch für die Künstler. Das Publikum darf sich auf eine ausgewogene Mischung von Newcomern und Popularität freuen.

Auf wen zum Beispiel?

Weiss Wir erwarten zum Beispiel Bademeister Schaluppke, der die Freischwimmer Nikita Miller und Marie Diot mitbringt. Die Bühne wird im übertragenen Sinne ein Stück weit zum Freibad. Meine Idee besteht darin, Künstler unterschiedlicher Genres auf der Bühne zusammenzubringen. Es ist eine Crossouvertüre. Liedermacherin Marie Diot gilt als junge „Helge Schneider“. Sie verbindet Spaß und Wortwitz mit der Musik. Nikita Miller beschreibt sich selbst als Storyteller. Am Festivalfreitag erwarten wir außerdem Ulan und Bator. Die Künstler mit den bunten Strickmützen sind unbestritten die kühnsten Absurdisten in Deutschland. Ihr neues Programm heißt „Zukunst“.

Und Holger Ehrich, der langjährige künstlerische Leiter des Comedy Arts Festivals kommt auch...

Weiss Holger Ehrich war nicht nur zwölf Jahre lang Festivaldirektor. Er ist auch ein fantastischer Künstler. Zusammen mit seiner Frau Deana ist er als Duo Diagonal unterwegs. Für mich war es eine Ehrensache, die beiden zu dem Festival einzuladen.

Der Festivalsonntag steht mit „Spin“ im Zeichen des Variétés.

Weiss Der Programmpunkt stammt noch von meiner Vorgängerin Betti Ixkes und sollte schon 2020 über die Bühne gehen. Das war jedoch aufgrund von Corona und infrastrukturellen Gründe bei einer so großen Produktion damals nicht möglich. Ich freue mich auf die Truppe. Ihre Mitglieder sind allesamt Absolventen der Artistenschule Berlin. Regisseur ist Karl-Heinz Helmschrot. Er reist auf unseren Wunsch nach Moers an und wird als Moderator durch den Abend führen.

Und was hat es am Festivalsamstag mit „Flash:Moers – the Reverse Moers Flash: Mob“ auf sich?

Weiss Es handelt sich um unser neues Straßentheaterformat. Es ist kein loses Wortspiel. Wir sagen unserem Publikum zwar, wo und wann es sich einfinden muss, um Teil des Flashmobs zu werden. Wir verraten aber nicht, welche Künstler beteiligt sind. Treffpunkt ist um 15 Uhr auf dem Moerser Altmarkt. Von dort aus findet ein gemeinsamer Marsch von Künstlern und Publikum zum Moerser Schlossvorplatz statt. Eine solche Aktion hat es noch nie gegeben. Vielleicht ist es sogar eine Weltpremiere? Als Veranstalter ist uns die Bürgernähe sehr wichtig. Deshalb kommt das Comedy Arts Festival am Samstag zu den Menschen.

Spüren Sie als Veranstalter des Comedy Arts Festivals beim Publikum noch eine große Zurückhaltung wegen der Corona-Pandemie?

Weiss Diese deutschlandweite Zurückhaltung spüren wir auch. Da lässt sich das Comedy Arts Festival nicht ausnehmen. Wir setzen nicht zuletzt auf die längst selbstverständliche Eigenverantwortung der Menschen, getestet zu erscheinen. Maskenpflicht wird bei uns zu Maskenrecht, bei uns wird niemand mit Maske dumm angeguckt. Jenseits des Programms in der Halle laden wir alle ein, auch diejenigen, die kein Ticket haben, das Festival-Flair auf unserem Boulevard vor der Eventhalle mitzuerleben. Dort erwartet die Besucher Live-Musik, Gastronomie und noch mehr. Wir schaffen dort mit viel Kreativität und Herzblut einen einladenden Ort zum Verweilen.

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