Humorkunst in Moers Comedy Arts – eine Herzensangelegenheit

Moers · Carsten Weiss ist neuer künstlerischer Leiter des Comedy Arts Festivals in Moers. Der gebürtige Moerser ist Nachfolger von Betti Ixkes. Sein Programmkonzept überzeugte die Veranstalter des ältesten deutschen Humorfestivals.

 Betti Ixkes (links) übergibt an Carsten Weiss. Geschäftsführerin Wenke Seidel stellte den neuen künstlerischen Leiter vor.

Betti Ixkes (links) übergibt an Carsten Weiss. Geschäftsführerin Wenke Seidel stellte den neuen künstlerischen Leiter vor.

Foto: Norbert Prümen

Sein erster Besuch auf dem Comedy Arts Festival ist Carsten Weiss noch in guter Erinnerung: Der damals noch weitgehend unbekannte Helge Schneider trat als „singende Herrentorte“ im Schlosshof auf. „Das muss ungefähr 1989 oder 1990 gewesen sein?“, schätzt Weiss. Was er damals sicher nicht ahnte: 30 Jahre später hat der heute 48-Jährige die künstlerische Leitung von Deutschlands ältestem Humorfestival selbst inne. Er folgt ab sofort auf Betti Ixkes, die das Comedy Arts in den vergangenen drei Jahren als Festivalleiterin mit großem Engagement und Ideenreichtum gestaltete, darunter zwei durch die Corona-Pandemie besonders herausfordernde Editionen. Sie möchte sich neuen Aufgaben widmen. Am Donnerstag war die Staffelübergabe.

Dass das Comedy Arts Festival für „den Neuen“ eine Herzensangelegenheit ist, kommt nicht von ungefähr: Carsten Weiss ist in Moers geboren und aufgewachsen. Hier machte er als Musiker seine eigenen ersten künstlerischen Erfahrungen, trat zum Beispiel auf dem Mamf, dem Moerser Amateur Musiker Festival, auf. „Ich bin hier zu Hause und verankert, selbst wenn ich dem Wohnraum nach Duisburg gefolgt bin.“ „Südring“ und Röhre“ waren die wichtigen Treffpunkte in seiner Jugend. Seit mehr als 20 Jahren ist Carsten Weiss beruflich selbst in der Kulturbranche unterwegs.

Der gelernte Industriekaufmann machte sich 1999 mit seinem Kulturbüro Weiss selbstständig. Er arbeitete unter anderem für die Kleinkunst-Reihe „Unart“ des jungen Forums, einer Tochter der Ruhrfestspiele Recklinghausen, und leitete mehrere Jahre lang das künstlerische Betriebsbüro des Ringlokschuppens. „Carsten Weiss verfügt über einen entsprechend großen Erfahrungsschatz, die perfekte Basis, um das Comedy Arts Festival sowohl künstlerisch als auch organisatorisch zu leiten“, betont Geschäftsführerin Wenke Seidel. „Er ist ein Kenner der deutschen und internationalen Comedy-, Kabarett- und Kleinkunst-Szene. Für uns ist es wichtig, jemanden zu haben, der die Bandbreite von Artistik bis Standup versteht und gute Produktionen holt.“

Und das will der 48-Jährige, wie er sagt, verantwortungsvoll und mit großem Mut vorantreiben – auf dem Balanceseil zwischen Tradition und Weiterentwicklung. Denn Stillstand, sagt Weiss, kann kein Festival vertragen. Sein Programmkonzept und seine Ideen für das Internationale Comedy Arts Festival überzeugten die Veranstalter. So möchte er den Straßentheatertag in ähnlicher Form aufgreifen, ihn aber „neu formatieren“ und noch tiefer in die Stadt hinein tragen. Neue Formate soll es ebenso geben: zum Beispiel einen Flashmob der ganz anderen Art. „Das gibt uns die Dynamik, die Menschen in Bewegung zu bringen“, sagt er, will aber gleichzeitig nicht schon zu viel verraten.

Der neue künstlerischen Leiter kann auch sich gut spannende Crossover-Produktionen vorstellen: „Am liebsten würde ich Künstler aus verschiedenen Sparten zusammenbringen, die eine Woche Zeit haben, etwas Neues für das Festival zu entwickeln. Man muss auch ein Stück weit schräg denken.“ Einladen möchte er nicht nur namhafte, sondern auch junge Künstler, die noch keinen Namen haben, sich aber in Moers als Entdeckungen entpuppen könnten. Großes Ziel ist auf jeden Fall für ihn ebenso wie für die Veranstalter die Rückkehr in die große Eventhalle am Solimare in Moers.

In Pandemie-Zeiten weiß der neue Festivalchef aber, dass sich das Team flexibel aufstellen muss. „Wir müssen schauen, was in diesem Spannungsfeld möglich ist und darauf reagieren. Der Fantasie ist aber erstmal keine Grenzen gesetzt.“ Betti Ixkes wünschte ihrem Nachfolger am Donnerstag viel Erfolg: „Dieses Festival bedarf eines großen Engagements, um es als Gesamtkunstwerk zu präsentieren. Auf das Team kann man sich verlassen.“

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