Moers CJD ist von Politik abhängig

Moers · Ilse Falk und ihre designierte Nachfolgerin als CDU-Bundestagsabgeordnete, die Dinslakener Bürgermeisterin Sabine Weiß, besuchten gestern das Berufsbildungswerk des Christlichen Jugenddorfes (CJD) in Moers. Frank Jansen, Leiter CJD-Öffentlichkeitsarbeit, machte keinen Hehl daraus, dass das Jugenddorf sich vom Einfluss der Politikerinnen viel verspricht: "Sie können gegenüber der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg Druck machen", sagte er den Besucherinnen, die sich die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten für die rund 450 Jugendlichen anschauten.

Angst vor den Liberalen

Denn die Agenturen für Arbeit wollen immer seltener die Berufsausbildung für junge Leute innerhalb von Einrichtungen wie dem CJD bezuschussen. Für die öffentliche Hand ist es besser, wenn auch benachteiligte, etwa lernbehinderte Menschen, eine sozialversicherungspflichtige Lehrstelle in einem "normalen" Betrieb finden. Die BA in Nürnberg argumentiert, dass es weniger Lernbehinderte gäbe und entsprechend der Bedarf an solch speziellen Lehrstellen zurück ginge. "Wir hier haben aber so viele Anfragen, dass wir gar nicht alle Jugendlichen aufnehmen können", so Frank Jansens Argument dafür, dass die CJD-Arbeit weiterhin umfangreich unterstützt werden müsse. Jansen blickt mit bangen Augen auf die anstehenden Bundestagswahlen. "Wenn die FDP auf die Regierungsbank kommt, könnten wir beim CJD Probleme bekommen." Hintergrund: Die Freidemokraten könnten die Agentur für Arbeit wieder umstrukturieren. "Und das wäre sich kein Vorteil für unsere finanzielle Situation", betont Jansen.

"Eintrittskarte" in die Ausbildung beim CJD ist eine festgestellte und attestierte Behinderung. Sabine Weiß fragte nach, wann denn gewöhnlich eine Behinderung bei einem jungen Menschen erkannt werde. Oft wird die Lernbehinderung durch einen psychologischen Dienst der Agentur für Arbeit festgestellt. Am 5. September haben beim CJD Niederrhein erneut 126 junge Menschen eine Ausbildung begonnen. Auf dem dualen Ausbildungsmarkt hätten sie keine Chance gehabt. "Wir hätten natürlich noch gerne viel mehr Jugendliche aufgenommen. Aber wir haben nicht mehr Kapazitäten frei", bedauert Jansen. Pia Willmann (17) und Dennis Mertel (17) zählen zu den Glücklichen, die einen Ausbildungsplatz ergattert haben. Die beiden machen beim CJD eine Ausbildung im Bereich Maler und Lackierer. Die Jugendlichen kommen aus ganz Deutschland für ihre Ausbildung nach Moers. Viele sind in einem an die Bildungsstätte angebundenes Internat untergebracht.

(RP)
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