Moers Christen suchen den gerechten Frieden
Moers · Synode des Kirchenkreises Moers beschließt Friedenserklärung. Gemeinden sind aufgerufen, sich einzubringen.
Nur wo es gerecht zugeht, kann Frieden herrschen: In diesem biblischen Sinne sind die Christen der 28 evangelischen Gemeinden im Kirchenkreis Moers aufgerufen, sich mit dem Thema "gerechter Frieden" auseinanderzusetzen. Mehr als das: Bei der Synode des Kirchenkreises in der evangelischen Gemeinde Lintfort haben Vertreter der Gemeinden eine Friedenserklärung beschlossen - eine Art Selbstverpflichtung, sich auf die Suche nach dem gerechten Frieden in den Gemeinden, im Gemeinwesen, im Umgang mit Natur und Umwelt zu begeben. Ihre Ideen, Anregungen, konkrete Projekte dürfen die Gemeinden gerne an den Kirchenkreis weiterleiten. "Wir werden sie bei der nächsten Synode aufgreifen", sagte gestern Superintendent Wolfram Syben, der zusammen mit anderen Akteuren die Inhalte der Synode vor der Presse zusammenfasste.
Vor 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg, vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg, vor 70 Jahren gründete sich der Ökumenische Rat der Kirchen unter dem Leitwort "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein". Das waren die historischen Anlässe für die Wahl des Synodenthemas. Und aktuell? "Wir bewegen uns in eine sehr gefährliche Richtung", sagte Syben mit Blick auf die Weltpolitik. Die Zahl bewaffneter Konflikte nehme zu. "Es wird leichter, Krieg als Mittel der Politik ins Kalkül zu ziehen." Pfarrer Reinhard Schmeer, Synodalbeauftragter für Frieden, wies auf eine "neue Entwicklung bei der atomaren Bewaffnung" hin. "Es gibt mehr Waffen als im Kalten Krieg." Schmeer organisiert im Kirchenkreis eine Fahrt zum Aktionstag gegen Atomwaffen vor dem Fliegerhorst Büchel am 7. Juli (wir berichteten). Interessenten können sich bei ihm melden (0178 8155945). Lutz Zemke vom Presbyterium der evangelischen Gemeinde Lintfort wies daraufhin, dass auch der soziale Frieden gefährdet sei, etwa durch "rechte Bewusstseinsbildung" wie sie in den Äußerungen des AFD-Politikers Alexander Gauland über den Nationalsozialismus als "Vogelschiss" der Geschichte zum Ausdruck komme.
Die bei der Synode beschlossene Friedenserklärung gibt zahlreiche Ansatzpunkte zum Einstieg in die Suche nach dem gerechten Frieden. "Wir nehmen Gedenktage wahr und pflegen eine kritische Erinnerungskultur", heißt es da zum Beispiel. Oder auch: "Wir befragen Einsätze der Bundeswehr auf ihre friedensethische und politische Legitimation". Auch von einer kritischen Erinnerungskultur ist die Rede, insbesondere durch Besuche von Gedenkstätten. Letztere haben im Kirchenkreis eine lange Tradition. Für Oktober bereitet Torsten Kapturek, Jugendreferent im Kirchenkreis, ein Gedenkstättenseminar in Sachsenhausen vor (Info: 02841 100169). Bereits im August führt eine Fahrt zur Gedenkstätte in Auschwitz (Infos bei Lutz Zemke, 02842 475923). Zemke konstatiert eine wachsende Desensibilisierung der Menschen. An die Stelle echter Betroffenheit trete oft eine kurzzeitige Hysterie. Das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz werde immer mehr zur Touristenattraktion. Dieser Entwicklung möchte er entgegenwirken.
Pfarrerin Martje Mechels, Gemeindedienst für Mission und Ökumene, kündigte gestern eine Ausstellung in der Stadtkirche Moers an: "Frieden geht anders" heißt es dort vom 15. bis zum 28. September. Die Schau zeige beispielhaft, wie Konflikte in der Welt friedlich gelöst worden sind. Drumherum gibt es Podiumsgespräche, Vorträge, Konzert-Lesungen. Besonders begangen wird im Rahmen der Ausstellung auch der Weltfriedenstag am 21. September, nämlich mittags mit Musik und kleinen Texten sowie abends mit einem ökumenischen Gottesdienst und einem 15 Minuten langen Glockenläuten - in ganz Europa sollen an diesem Abend Kirchenglocken die Menschen verbinden und bewegen.