Analyse Carmen Weist - reif für den Rücktritt?

Moers · Gerade erst ist Carmen Weist zur Aufsichtsratsvorsitzenden der Kultur GmbH gewählt worden. Jedenfalls hat mir das eine Kollegin berichtet, die mit ihr nach der jüngsten Aufsichtsratssitzung gesprochen hatte. Eine offizielle Pressemitteilung mit den Namen der Gewählten fehlt bis heute. Aber wir müssen wohl annehmen, dass die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD auch künftig die Geschäfte der stadteigenen Gesellschaft kontrollieren wird.

Auf jeden Fall hat sie am Wochenende schon mal einen Vorgeschmack gegeben, wie sie ihre Kontrollfunktionen als Vertreterin des Moerser Rates künftig auszuüben gedenkt. In einem Beitrag an prominenter Stelle der jüngsten SPD-Homepage lässt sie sich ausführlich über die jüngst offenbarte Finanzierungslücke bei derFestivalhalle aus. Weist im unveränderten Originaltext: "Wer sich mit Fairness die Geschichte dieser ollen Tennishalle aus den 60er Jahren anschaut, auf der die Stadt damals sitzen geblieben ist, der muss doch Bauklötze staunen, dass daraus in kürzester Zeit eine moderne, zeitgemäße Festivalhalle wurde. Wer sich einmal mit Neubau im Altbau beschäftigt hat, weiß, dass dabei Überraschungen immer unvorhersehbar sind. Es ist eben nicht so simpel, wie einen Schuhkarton aus Fertigbauteilen auf die grüne Wiese zu setzen. Da gibt es tastsächlich keine Überraschungen, außer das die Kühe nicht mehr das sind. Wenn dann in der Abschlussphase, im Rahmen der Abnahmen, zusätzliche Auflagen zusätzliche Kosten verursachen, ist das vorher nicht kalkulierbar. Jeder Architekt in Deutschland, der einigermaßen bei Trost ist und über entsprechende Erfahrung verfügt, wird bestätigen, dass Kostensteigerungen bis zu 15 Prozent bei einem komplexen Bauvorhaben wie unserer Festivalhalle nicht ungewöhnlich, sondern Beispiel guten Wirtschaftens sind. Deswegen von Schlendrian zu reden, davon, dass die Verantwortlichen nicht mit Zahlen umgehen können, den Finanzen nicht gewachsen seien, das grenzt wirklich an Verleumdung und ist schlichtweg bösartig."

Wir fassen zusammen: Die unter der Aufsicht von Frau Weist werkelnde Kultur GmbH hat ein "Beispiel guten Wirtschaftens" abgeliefert. Jeder, der Gegenteiliges behauptet, "ist schlichtweg bösartig". Im Vergleich dazu gibt sich Ulrich Greb, der als Geschäftsführer der Kultur GmbH das 310 000-Euro-Defizit zu verantworten hat, geradezu erfrischend selbstkritisch. "Die Kostenüberschreitung ist Sch...e", sagte er in bei einer Podiumsdiskussion mit unserer Zeitung während des Moerser Herbstes auf dem Neumarkt. Alldieweil Weist Fehlleistungen weglobt und Andersdenkende beschimpft, hat Greb längst begriffen, dass er politische Unterstützung nur im Dialog gewinnen kann.

Langfristig dürften Greb Kritiker nützlicher sein als ein weiblicher Consigliere der örtlichen Kulturmafia. Die Amtsführung von Frau Weist hat offenkundig nur noch wenig mit der Ausübung der ihr vom Rat übertragenen Kontrollfunktion zu tun. Die Linken haben erst kürzlich die Auflösung der Kultur GmbH gefordert. Vermutlich wird auch die CDU bald einen Vorstoß in diese Richtung unternehmen. Weist sei Dank.

(RP)
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