Moers Burkhard Hennen ist zurück

Moers · Der Begründer des Moers Festivals macht's noch einmal. Offside Open heißt sein neues Festival, das er ab morgen am Niederrhein verankern möchte. Auf die Besucher wartet ein Programm, das viele Musikgrößen, aber auch Bands aus der Region präsentieren wird.

niederrhein Die Musikszene hat mit Spannung darauf gewartet: Morgen startet im niederrheinischen Geldern Offside Open. Mit dem dreitägigen Musikfestival am Holländer See meldet sich Burkhard Hennen, Begründer und langjähriger künstlerischer Leiter des Moers Festivals, zurück. RP-Redakteurin Anja Katzke sprach mit dem Festival-Macher.

Nach zwei Jahren Abstinenz vom Festivalgeschäft geht es jetzt wieder los.

Hennen Rückblickend waren für mich die letzten zwei Jahre mit vielen positiven Häutungen verbunden. Eine solche kreative Pause kann ich nur jedem empfehlen, der mit Kopf und Ohren arbeitet. Es ist einfach schön, nur Musik zu hören und einmal nicht den pekuniären Aspekt dahinter zu sehen. Außerdem habe ich viele neue Leute kennengelernt, die mit einer ganz anderen Erwartungshaltung an ein Festival heran gehen. Für sie zählen nicht Ticketverkauf und Zuschauerzahlen. Es gab in den zwei Jahren viele Anfragen, ob ich nicht etwas Neues machen will. Auf die sympathischste habe ich mich eingelassen. Hinter dieser Anfrage stehen mehr als 200 Leute, die mit einer großen Freude und einer unheimlichen Neugier an die Arbeit gehen. Die meisten engagieren sich ehrenamtlich. Diese Erfahrung habe ich zuletzt 1971/72 in Moers erlebt. Damals haben wir von der Stadt einen Zuschuss von 500 Mark für das Festival bekommen und uns darüber sehr gefreut.

Ist es heute eigentlich leichter, ein Festival aus dem Boden stampfen als noch vor 30Jahren ?

Hennen Ein Festival zu organisieren, ist dann leicht, wenn man verlässliche Partner hat. Wir haben uns in Geldern gesucht und gefunden.

Worüber freuen Sie sich besonders?

Hennen Ich freue mich riesig darüber, dass sich so viele junge Menschen aus der Region engagieren und die komplette Infrastruktur auf die Beine stellen. Für die Speisen auf dem Festival sorgen zum Beispiel junge Leute, die über die Integra zum Koch oder zur Hotelfachkraft oder zu Fachgehilfen im Gastgewerbe ausgebildet werden. Uns war wichtig, dass sich die Region im Festival widerspiegelt, und darauf haben sie sich kulinarisch eingelassen. Sie sorgen dafür, dass das Festival im wahrsten Sinne Döner-frei ist, es gibt ausschließlich niederrheinische Küche. Ein Mittagessen gibt es ab sechs Euro. Das Glas Diebels Alt kostet nicht mehr als in der Kneipe um die Ecke. Dazu kommen angehende Schreiner, Schlosser, Maler und Landschaftsbauer, die die Infrastruktur für das Festival erarbeiten.

Wie würden Sie Offside Open im Vergleich zum Moers Festival positionieren?

Hennen Das ist wie in der Musik selbst: Neues entsteht aus dem Alten. Ich habe vielleicht tausend Festivals besucht, und von jedem nimmt man etwas mit. Mein Ziel ist es, etwas Ganzheitliches zu schaffen. Das ist eine lebenslange Arbeit. Mit dem Holländer See sind wir einen guten Schritt voran gekommen.

Der Holländer See war nicht die erste Wahl, sondern das Waldfreibad in Walbeck. Mussten Sie lange nach der Alternative suchen?

Hennen Das war eine Entscheidung von fünf Minuten. Es gab eine Krisensitzung mit den Bürgermeistern von Geldern und Straelen. Nach fünf Minuten war alles klar. 1996 waren wir schon einmal an diesem Platz. Damals kriselte es in Moers. Und wir haben uns mit dem Fahrrad auf den Weg gemacht, um am Niederrhein nach einem anderen Standort zu suchen.

Unterstützung bekommt das Festival von den Städten Geldern, Straelen und Arcen, allerdings ohne finanzielle Zuschüsse. Ein risikoreiches Unterfangen.

Hennen Mir sind die Hand- und Spanndienste, die ich jetzt erhalte, mehr wert als ein Sack Geld. Mit Geld kann man Dienstleistungen kaufen, aber nichts langfristig in den Köpfen der Leute ändern. Mir ist es wichtig, mit den Menschen etwas auf Augenhöhe zu bewegen. Morgen startet ein Pilot-Projekt, das wir im Laufe der Jahre weiter entwickeln wollen.

Die Kultband Shibusa Shirazu kommt nach Geldern. Auf welche anderen Musikhöhepunkte dürfen sich die Offside Open Besucher freuen?

Hennen Die unbekannten Künstler bergen die größten Überraschungen, zum Beispiel Maäk's Spirit aus Belgien oder Furiopolis. Das sind fünf Herren aus Grefrath, die mit dem Fahrrad nach Geldern fahren könnten. Wir haben fünf Bands im Programm, die aus der Region stammen. Ich freue mich darüber, dass wir für den Samstag Hazmat Modine aus den USA engagiert haben. Die Band war vor drei Monaten noch unbekannt. Jetzt steht sie auf dem zweiten Platz der BBC World Music Charts.

Es gibt sogar Tischmusik mit dem Tambourcorps Walbeck. Das ist ungewöhnliche Musik.

Hennen So ungewöhnlich ist das nicht: Jazzmusiker greifen oft auf Volkslieder und Volksmusik zurück.

Wie lief der Kartenvorverkauf? Und gibt es noch Tickets?

Hennen Der Vorverkauf lief über die Maßen gut. Karten gibt es aber noch an der Tageskasse. Das Gelände am Holländer See ist sehr großzügig, so dass wir in der Gestaltung flexibel arbeiten können.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort