Kamp-Lintfort Bürger sollen Kamp-Lintfort helfen

Kamp-Lintfort · Die Stadt Kamp-Lintfort hat sich auf den Weg gemacht, eine Bürgerkommune zu werden. Erster Schritt ist die Einrichtung einer Koordinierungsstelle für Bürgerengagement. Ansprechpartnerin ist Birgit Lötters.

 Birgit Lötters nahm im Rahmen des Landesprojekts an einer Schulung teil. Sie leitet seit Oktober die Koordinierungsstelle in Sachen Bürgerengagement.

Birgit Lötters nahm im Rahmen des Landesprojekts an einer Schulung teil. Sie leitet seit Oktober die Koordinierungsstelle in Sachen Bürgerengagement.

Foto: Ralf Hohl

In der Stadtverwaltung vollzieht sich derzeit ein Perspektivwechsel. Das Lintforter Rathaus soll nicht mehr wie noch bis in die 1980er Jahre hinein Ordnungsverwaltung sein. Auch die Dienstleistungsverwaltung hat sich inzwischen überholt. Kamp-Lintfort will Bürgerkommune werden. Als eine von zehn nordrhein-westfälischen Städten und Kreisen nahm die Stadt an einem Pilotprojekt des Landes zum Thema Bürgerengagement teil.

Die städtischen Mitarbeiter Birgit Lötters und Ralf Müller wurden im Rahmen des Landesprojekts eineinhalb Jahre lang in Workshops geschult. Die Düsseldorfer Familienministerin Ute Schäfer unterzeichnete jetzt mit den Spitzen der beteiligten Städte die gemeinsame Erklärung "Zukunftsfaktor Bürgerengagement — gemeinsam vernetzt handeln". Für die Stadt Kamp-Lintfort nahm Dr. Christoph Müllmann, der Erste Beigeordnete, teil. "Die Bürger wollen gerne mitreden, und wir wollen sie animieren, Partner der Stadt zu sein", erklärt er.

Die Kommunen könnten heute nicht mehr alles allein leisten. Deshalb sollen Bürger, die sich ins Leben ihrer Stadt einmischen wollen, stärker als bisher beteiligt werden. "Der von uns angestoßene Masterplan Bergwerk West ist ein Beispiel dafür, wie die Bürger einbezogen werden können", erläuterte Müllmann. "Ein anderes Beispiel, wie sich die Kamp-Lintforter einbringen können, ist das Projekt Job-Paten", berichtet Birgit Lötters, die im Zuge des Projektes die Leitung der neu eingerichteten Koordinierungsstelle übernommen hat. Job-Paten sind Kamp-Lintforter, die ehrenamtlich jungen Leuten beim Übergang von der Schule in den Beruf helfen.

Birgit Lötters war bislang in der Fachstelle Seniorenarbeit innerhalb der Stadt tätig und unter anderem auch Ansprechpartnerin für die 50 plus-Gruppen in der Stadt. Sie ist seit 1988 im Rathaus Kamp-Lintfort beschäftigt, schloss zusätzlich ein Studium der Sozialwissenschaften ab. Birgit Lötters hat viele Ideen, wie Bürger sich für die Stadt einbringen können: "Vielleicht gibt es ja Bürger, die ein Auge auf Spielplätze in der Nachbarschaft haben wollen."

Beispielhaft ist für sie auch das Projekt "Älterwerden in Kamp-Lintfort", das vor einigen Jahren angestoßen wurde und durch das drei ehrenamtliche Stellen entstanden sind. "Früher haben wir im Seniorenbüro Fahrten organisiert. Heute wissen wir, dass Senioren selbst in der Lage sind, ihre Freizeit zu gestalten. Wir begleiten sie lediglich als Ratgeber." Birgit Lötters will in der Koordinierungsstelle in zwei Richtungen wirken.

In der Verwaltung möchte sie intern ein Umdenken initiieren. "Der Bürger soll im Rathaus als Ideengeber und Wissensspender wahrgenommen werden", erläutert Birgit Lötters. Dafür müsse in der Verwaltung ein Bewusstsein geschaffen werden, so dass möglicherweise dauerhafte Kooperationen entstehen können. In einem ersten Schritt will sie innerhalb der Verwaltung die "blinden Flecken" ausmachen — also die Stellen finden, wo die Vernetzung mit den Bürgern noch nicht so stark ausgeprägt ist wie beispielsweise im sozialen und kulturellen Bereich.

"Kürzlich erhielt ich die E-Mail einer Rentnerin, die sich gerne um ein Stück Grünfläche kümmern würde. Auch das könnte gut möglich sein." Birgit Lötters macht jedoch deutlich, dass die Koordinierungsstelle keine Freiwilligenzentrale sei. "Wir vermitteln keine ehrenamtlichen Helfer." Dr. Christoph Müllmann ist überzeugt, dass das Pilotprojekt positive Effekte nach sich ziehen wird. "Unsere Stadt wird lebenswerter, weil sich die Bürger viel stärker mit ihr identifizieren können."

(RP)
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