Naturschutz in Moers Initiative für ein Moers ohne Glyphosat

Moers · Netzwerk-Gruppe lädt zur Gründungsversammlung ein. Stadt spricht mit Landwirten über Glyphosatverzicht auf gepachteten Flächen.

 Ein Traktor mit Sprühanlage auf einem Maisfeld. Der Einsatz von Glyphosat ist gesetzlich erlaubt.

Ein Traktor mit Sprühanlage auf einem Maisfeld. Der Einsatz von Glyphosat ist gesetzlich erlaubt.

Foto: imago/epd/imago stock&people

Das Thema „Glyphosat“ bringt Hermann-Josef Schumacher auf die Palme. „Ich finde es erschreckend, wie unsere Bevölkerung verarscht wird“, sagt der Moerser. Konzerne wie Bayer, dessen Tochter Monsanto zu den großen Produzenten des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels zählt, führten die Menschen hinters Licht, sagt er. Etwa mit Aussagen über Studien zur Unbedenklichkeit des Mittels. Umwelt- und Verbraucherschützer fordern ein Glyphosat-Verbot. Es stehe im Verdacht, krebserregend zu sein, heißt es. Für die Hersteller weltweit gehe es um das Geschäft mit genveränderten Kulturpflanzen. Glyphosat töte jede Pflanze, „die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Herbizideinsatz überlebt“, sagen Kritiker.

Der Diplom-Agrarwirt Schumacher war Leiter des Versuchszentrums Gartenbau der Landwirtschaftskammer NRW in Straelen und Köln-Auweiler. Jetzt ist der 61-Jährige im Ruhestand und setzt sich privat für einen Pflanzenschutz ohne chemisch-synthetische Mittel ein. Zusammen mit anderen Moersern ruft er zur Gründung einer „Initiative glyphosatfreies Moers“ auf. Heute Abend ist die Auftaktveranstaltung. Die Initiatoren sind Mitglieder einer neuen Gruppe des Moerser ZWAR-Netzwerks, die sich mit Klima- und Umweltschutz beschäftigt. „Wenn wir Bürger selber Vorbild sind, können Landwirte, Gärtner und Obstbauern, sofern sie noch Glyphosat und chemische Pflanzenschutzmittel einsetzen, einfacher davon überzeugt werden, auf chemischen Pflanzenschutz zu verzichten“, heißt es im Aufruf zur Gründungsveranstaltung. „Wir können verständlich machen, dass die Beratungspraktiken zum Einsatz von Glyphosat falsch sind und dass die Erzeugung von Nahrungsmitteln mit angemessenen Erzeugerpreisen auch ohne Chemie möglich ist.“

Stefan Oppermann vom Fachdienst Grünflächen und Umwelt im Rathaus begrüßt die Initiative aus der Bürgerschaft. Ohne eine breite Bewusstseinsänderung in der Bevölkerung werde ein „pestizidfreies Moers“, wie es sich viele wünschen, kaum möglich sein, sagt er. Schon allein deshalb, weil es viele private Grünflächen und Gärten gibt, auf die die Stadt keinen Zugriff hat.

Derzeit ist die Stadt in Kontakt mit Landwirten, an die sie insgesamt 75,5 Hektar Ackerflächen verpachtet hat – 15.000 Euro beträgt der Pachtzins zusammengerechnet. Es gibt den politischen Auftrag, städtische Flächen pestizidfrei zu halten. Es habe „konstruktive Gespräche“ mit Vertretern der Ortsbauernschaften und der Landwirtschaftskammer gegeben, sagt Oppermann. Tenor: Der Einsatz von Glyphosat sei nicht gesetzeswidrig, die Landwirte könnten gleichwohl auf Ersatzmittel zugreifen. „Die Ersatzmittel sind allerdings drei bis fünfmal so teuer wie Glyphosat“, sagt Oppermann. Die Stadt müsste den Landwirten den finanziellen Verlust ersetzen – also den Pachtzins mindern. „Wir müssten dann die bestehenden 34 Verträge kündigen und neu verhandeln.“ Ob es dazu kommt, müsse die Politik entscheiden.

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