Neukirchen-Vluyn Bischöfin Käßmann beeindruckt mit Predigt

Neukirchen-Vluyn · „Gelobtes Land“, unter diesem Motto feierte gestern der Neukirchener Erziehungsverein sein Jahresfest. Dazu gab es diesmal einen ganz besonders hohen kirchlichen Gast. Dr. Margot Käßmann, die Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover hatte ihr Kommen angekündigt und sogar versprochen, im Auftaktgottesdienst am Sonntag die Predigt zu halten. Das war ein besonderes Ereignis, denn Frau Käßmann ist eine viel beschäftigte Kirchenvertreterin, und so sah man dem Direktor des Neukirchener Erziehungsvereins, Pfarrer Hans-Wilhelm Fricke-Hein den Stolz deutlich an, als er seine hohe Kollegin zum Beginn des Gottesdienstes in dem bis auf den letzten Platz besetzten, riesigen Festzelt begrüßte.

Suche nach dem gelobtem Land

Doch auch die Begrüßte selber zeigte sich beeindruckt. „Ich nehme mal an, dass Ihre Kirchen hier sonntags nicht immer so voll sind“, lächelte sie verschmitzt und ließ dabei ihren Blick wohlwollend über die versammelte Besucherschar schweifen, nachdem sie die auf der Bühne befindliche Kanzel betreten hatte, um von dort aus ihre versprochene Predigt zu halten. „Die ist toll“, hörte man in eine der vorderen Reihen jemanden vernehmlich flüstern. Die in ihrem langen, schwarzen Talar ungemein klein und zierlich wirkende Landesbischöfin erwies sich tatsächlich als eine ganz große Rednerin. „Denken Sie, das gelobte Land ist ein Land ohne Mauern?“, nahm sie gleich zu Beginn ihrer Predigt das Festmotto inhaltlich auf, wobei es in dem großen Zelt so leise wurde, dass man glauben konnte, alle Besucher hätten gleichzeitig das Atmen eingestellt. „Das wäre schön“, fuhr sie nach einer kurzen Kunstpause fort, um dann von ihrer letzten Reise nach Jerusalem zu erzählen, und von der Klagemauer dort, in die sie einen kleinen Zettel mit der Bitte um eine friedvolle Welt gesteckt hat, wohl wissend, dass es diese Welt wohl nie geben wird. „Wie können wir es als Christen überhaupt ertragen, dass Menschen in einem Flugzeug verbrennen, weil sie nicht aussteigen durften, oder, dass - wie gerade jetzt wieder geschehen – ein achtjähriges Mädchen brutal ermordet wird?“ Diesmal war die Stille im Zelt noch leiser. „Nein, das ist nicht zu ertragen“, gab sie selber die Antwort auf ihre Frage. „Das gelobte Land gibt es leider noch nicht, aber es ist allen zu danken, die wie hier in den Einrichtungen des Neukirchener Erziehungsvereins, den Alten, Kranken und Benachteiligten schon heute einen Vorgeschmack darauf geben.“

Die weitere Gestaltung des Eröffnungsgottesdienstes übernahmen Pfarrer Hans-Wilhelm Fricke-Hein, das Presbyterium der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde sowie die Vertreter der verschiedenen Einrichtungen des Erziehungsvereins. Für die feierliche musikalische Untermalung sorgten der Posaunenchor des CVJM Kreisverbandes Moers und der Gospelchor „uNiVoice“.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort