Prozess in Moers Betrunkener stirbt - angeklagte Polizisten verweigern Aussage

Moers · Im Prozess um den Unfalltod eines 48-Jährigen stehen in Moers zwei Beamte unter Verdacht, den stark alkoholisierten Mann vier Kilometer von seinem Wohnsitz entfernt ausgesetzt zu haben. Ein Wagen erfasste das Opfer auf der B 57.

Die beiden Angeklagten mit ihren Verteidigern vor Gericht.

Die beiden Angeklagten mit ihren Verteidigern vor Gericht.

Foto: Dieker

Die beiden jungen Männer auf der Anklagebank sind so ganz anders als die Täter, die der Vorsitzende der Auswärtigen Großen Strafkammer des Landgerichts Kleve, Johannes Huismann sonst dort sitzen hat. Ein 33-Jähriger aus Wesel und ein 30-Jähriger aus Dinslaken leben in geordneten Verhältnissen und sind nicht vorbestraft. Seit fünf, beziehungsweise sieben Jahre sind sie Polizisten. Ob ihre Akte sauber bleiben wird, hängt von dem Ausgang des Montag in Moers begonnenen Verfahrens ab. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden vor, entgegen anderslautenden Anweisungen den 48-Jährigen am 29. Dezember 2014 von der Polizeiwache Moers statt in seine Wohnung nach Hülsdonk nach Schwafheim gebracht und dort zurückgelassen haben. Wenige Minuten später überfuhr ein Pkw den Mann und verletzte ihn tödlich.

Die Obduktion ergab einen Blutalkoholgehalt von 3,44 Promille sowie Spuren von Heroin, Morphin und Kodein. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass die beiden sich der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht haben. Zur Tataufklärung trugen die beiden Beamten Montag nichts bei. Sie verweigerten die Aussage. So müssen Zeugenaussagen und Ermittlungsergebnisse der Polizei belegen, ob sich die Annahme der Staatsanwaltschaft beweiskräftig erhärten lässt.

Demnach brachte ein Bekannter den 48-Jährigen am Vormittag des 29. Dezember ins Krankenhaus Bethanien. Der Mann war laut Aussagen eines Zeugen alkoholkrank. Er hatte sich erbrochen und zeigte Entzugserscheinungen. In einem Pferdetransporter brachte der Bekannte ihn zum Krankenhaus Bethanien. Dort soll er jedoch gegen Ärzte wie gegen Pfleger tätlich geworden sein und eine Behandlung abgelehnt haben. Da er nicht freiwillig das Gebäude verließ, rief die Klinikleitung am frühen Nachmittag die Polizei. Zunächst erschienen ein älterer und ein jüngerer Beamter, die den Angetrunken offenbar von früheren Einsätzen her kannten und begleiteten den Mann vor die Tür.

Der kehrte jedoch immer wieder zurück, lief mit einer Flasche Bier in der Hand durch die Krankenhausflure. Schließlich brachten die beiden jetzt angeklagten Polizisten den Betrunkenen auf die Moerser Polizeiwache. Dort stellte ein Arzt um 19.30 Uhr fest, dass der Mann haftunfähig war. Die Polizisten setzten ihn vor die Tür, wurden kurz darauf aber schon wieder alarmiert, weil der mann sich im Krankenhaus St. Josef in ein Bett gelegt hatte. Daraufhin ordnete die Wachleiterin an, den Mann nach Hause zu bringen. Laut Anklage sollen die beiden Beamten bestätigt haben, dass sie den Betrunkenen um 20.40 Uhr vor seiner Wohnung an der Repelener Straße abgesetzt hätten.

Wie zahlreiche Zeugenaussagen Montag belegten, wurde das Opfer gegen 20.30 Uhr in Schwafheim gesehen. Er klingelte dort an Haustüren und sprach dabei eine Gruppe junger Leute an, die gerade am Straßenrand angehalten hatten. Er habe nach Moers gebracht werden wollen, berichtete eine 22-jährige Zeugin, die als Beifahrerin in dem Wagen saß. Da der Mann angetrunken gewesen sei, habe man ihm lediglich den Weg gewiesen, ihn aber nicht mitgenommen. Kurz darauf machte sich ein Pärchen aus der Gruppe mit dem Wagen auf den Weg nach Moers. Urplötzlich sei der Mann dann mitten auf der Düsseldorfer Straße wieder aufgetaucht: "Er stand wie ein Geist mit erhobenen Händen auf der Straße. Ich schrei, aber es war zu spät." Der Pkw erfasste den Mann und schleuderte ihn quer über die Fahrbahn. Er war sofort tot.

(ock)
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