Besondere Wohngemeinschaft in Moers Senioren zum Mitwohnen gesucht

Moers · Die Wohnungsbau Stadt Moers lädt ältere Menschen ein, etwas Neues zu wagen. Bei der Sanierung der ehemaligen Cecilienschule in Scherpenberg entstanden 2018 neben 13 Wohneinheiten vier Zimmer in einer Wohngemeinschaft.

 Erika Grötenherdt zeigt Sandra van Kuijk und Patrick Mitt von der Wohnungsbau Stadt Moers GmbH (v. l.) ihr Zimmer in der Senioren-WG. 

Erika Grötenherdt zeigt Sandra van Kuijk und Patrick Mitt von der Wohnungsbau Stadt Moers GmbH (v. l.) ihr Zimmer in der Senioren-WG. 

Foto: Stadt Moers

Die Zukunft des Wohnens im Alter liegt in Scherpenberg, genauer: an der Cecilienstraße. Seit 2018 bietet die Wohnungsbau Stadt Moers dort in der vollständig sanierten ehemaligen Cecilienschule eine Wohngemeinschaft für Senioren an. Die WG liegt im zweiten Obergeschoss des markanten, 1920 errichteten Gebäudes und ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes – nicht nur, was die Architektur betrifft. In Pflegeeinrichtungen integrierte Wohngemeinschaften für Ältere gibt es zwar auch in Moers. Die WG in der Cecilienschule ist aber die erste, die von einem Wohnungsbauunternehmen, in diesem Fall von einer städtischen Tochtergesellschaft, frei auf dem Markt angeboten wird.

Die Wohnungsbau liegt damit im Trend. In Großstädten entscheiden sich ältere Menschen immer häufiger für solch alternative Seniorenwohnprojekte. Die WG als Mikrokosmos für Studenten? Das war einmal. Die Wohngemeinschaft unterm „Schuldach“ in Scherpenberg hat vier schicke, zwischen 42 und 47 Quadratmeter große Zimmer mit eigener barrierefreier Dusche, modernem Plankendesignboden, weißer Raufaser und gemütlichen Schrägen. Der Rest ist Gemeinschaftsbereich – wie in jeder „richtigen“ WG. Dazu gehört auch die große Dachterrasse mit Blick über das Gelände der Astrid-Lindgren-Grundschule und der Freiwilligen Feuerwehr.

Erika Grötenherdt und Winand Voßkühler waren die ersten Mitglieder dieses besonderen Wohnprojekts. Nun suchen die beiden Senioren neue Mitbewohner, weil zwei Wohnungen aus gesundheitlichen Gründen freigeworden sind.

„Freundlich sollten die Menschen sein, in einem ordentlichen Ton mit uns reden“, formuliert Erika Grötenherdt ihre Wünsche. „Wenn Probleme da sind, dann reden wir darüber. Das Alter spielt keine Rolle“, sagt die 89-Jährige schmunzelnd. Sie spielt gelegentlich Rummikub mit ihrem Mitbewohner. Aber das ist natürlich keine Voraussetzung. „Mensch, ärgere MICH nicht, wäre gut“, lacht sie.

Schöne Tage und Abende können die Bewohnerinnen und Bewohner auf der großzügig angelegten Dachterrasse verbringen. Dort ist zum Beispiel Platz fürs Kartenspielen, gemeinsames Essen oder einfach nur zum Zusammensitzen. „Und natürlich haben die sie jederzeit die Möglichkeit, sich in ihr eigenes Zimmer zurückzuziehen, um ,ihr eigenes Ding‘ zu machen, ohne dauerhaft auf eine Gemeinschaft verzichten zu müssen“, erläutert Sandra van Kuijk von der Wohnungsbau. Ein Zimmer ist aktuell zu vergeben, ein weiteres steht ab Februar 2022 zur Anmietung zur Verfügung.

„Bisher haben wir nur positive Resonanzen erhalten. Die Tochter einer ehemaligen Mieterin sagte uns, dass ihrer Mutter nichts Besseres hätte passieren können. Sie hat sich rundum wohl und gut aufgehoben gefühlt.“

Winand Voßkühler zog nach dem Tod seiner Lebensgefährtin in die WG ein. Zunächst war er in einem Pflegeheim, weil er sich in seinem großen Haus nicht alleine versorgen konnte. „Da wollte ich dann unbedingt raus, weil ich selbstständiger leben wollte“, erzählt der 85-Jährige. Da kam das neue Angebot genau richtig.

Ähnlich erging es Erika Grötenherdt nach dem Tod ihres Mannes. Für sie kam hinzu, dass ihr Sohn in der Nähe wohnt. Auch die Lage ist für beide optimal – ruhig, viel Grün und hell. Letzteres ist für den Hobby-Maler besonders wichtig.

Sicher gehöre auch ein wenig Mut und Flexibilität dazu, diesen Schritt zu wagen, heißt es. Aber die Rahmenbedingungen in der Cecilienschule seien optimal.

 Die WG liegt im zweiten Obergeschoss des 1920 errichteten Gebäudes.

Die WG liegt im zweiten Obergeschoss des 1920 errichteten Gebäudes.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das Haus, in dem sich unter anderem eine Tagespflege befindet, hat zum Beispiel einen barrierefreien Zugang und verfügt über einen Aufzug. Parkplätze auf dem Hof können angemietet werden, der Bus nach Moers und Duisburg hält nur ein paar Gehminuten entfernt. Lebensmittelgeschäft, Ärzte und Apotheke gibt es nebenan, genauso wie die evangelische Kirchengemeinde, die montags bis freitags einen günstigen Mittagstisch anbietet. Aber das Wichtigste für Erika Grötenherdt ist: „Einmal am Tag herzlich lachen dürfen!“

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