Moers Bauverzögerung verschafft mehr Zeit

Moers · Schüler und Lehrer des Berufskollegs für Technik müssen wegen der Verzögerung beim Campus-Neubau ein Jahr länger in einem Provisorium lernen und unterrichten. Die Schulleitungen sehen die Situation trotzdem gelassen.

 Kreisverwaltungsvorstandsmitglied Helmut Czichy und die Projektleiterinnen Anne Monika Sewarte (l.) und Ingrid Wienczkowski beim Campus-Baustart Ende Mai.

Kreisverwaltungsvorstandsmitglied Helmut Czichy und die Projektleiterinnen Anne Monika Sewarte (l.) und Ingrid Wienczkowski beim Campus-Baustart Ende Mai.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Von Julia Hagenacker

Geld ist zurzeit genug da, um große Bauprojekte zu realisieren. Doch nach mageren Jahren fehlen in der Bauverwaltung die Planer. Die Auswirkungen des Fachkräftemangels in der Baubranche bekommen jetzt auch die Berufskollegs im Kreis zu spüren. 101 Millionen Euro – das ist das Budget, das der Kreistag für das Prestige-Projekt „Berufskolleg-Campus Moers“ freigegeben hat. „Aus finanzieller Sicht gibt es derzeit kein größeres“, sagte Kreisverwaltungsvorstandsmitglied Helmut Czichy Ende Mai beim Baustart. Da stand der Zeitplan noch. Jetzt hat der Kreis mitgeteilt, dass sich der Neubau verzögert.

Die Rohbauarbeiten, die mit dem Betonieren des Technikkellers ursprünglich nach den Sommerferien beginnen sollten, werden nun voraussichtlich erst – mit einer Verspätung von rund drei Monaten – im November beginnen. Grund dafür, heißt es, sei ein Mangel an Personal- und Materialressourcen. Der aktualisierte Terminplan sieht nunmehr einen Umzug des Berufskollegs für Technik, auf dessen Gelände der Campus entsteht, in den Sommerferien 2021 vor. Die Umzüge des Mercator Berufskollegs, des Hermann-Gmeiner Berufskollegs und des Fachseminars für Altenpflege sind in den Sommerferien 2022 geplant, also ein Jahr später als ursprünglich vorgesehen. Die Schulleiter sehen darin nicht nur Nachteile.

„So einen Umzug planen wir als Schule ja auch zum ersten Mal“, betont Peter Dischhäuser, Leiter des Berufskollegs für Technik. „Die Verzögerung verschafft uns auf der einen Seite einen größeren Zeitpuffer. Auf der anderen Seite bedeutet sie aber auch, dass wir ein Jahr länger auf einer Baustelle, in einem Container-Provisorium, unterrichten und lernen werden. Und die steigende Zahl der Schüler drückt schon jetzt auf die Raumsituation.“

Mit deutlich mehr Berufsschülern als ursprünglich prognostiziert und eingeplant – nämlich 13 Prozent mehr – rechnet auch Oliver Wolf, Leiter des Mercator Berufskollegs, für die Zukunft. „Deshalb sind wir froh, dass jetzt ein Jahr zusätzlich Zeit ist, in dem sich der demografische Effekt möglicherweise doch noch verschiebt“, sagt er. „Was unser Schulgebäude betrifft, haben wir keinen Druck. Dass so ein Umzug nicht im laufenden Schuljahr stattfinden kann, ist klar, schließlich werden an Berufskollegs das ganze Schuljahr über Abschlussprüfungen geschrieben. Deshalb ist es gut, dass der Bauherr darauf Rücksicht nimmt.“ Was Wolf allerdings auch anmerkt: „Die Bauverzögerung – und wir wissen nicht, ob es vielleicht noch zu weiteren kommt – wird am Ende zu Kostensteigerungen für den Steuerzahler führen. Und die werden bei der Größe des Projekts nicht unerheblich sein.“

Marlies Zimmermann-Schubert, Leiterin des Hermann-Gmeiner-Berufskollegs, geht derweil davon aus, dass 2022 mit großer Wahrscheinlichkeit der definitive Umzugstermin sein wird. „Selbstverständlich haben wir uns alle auf einen möglichst schnellen Neustart in neuen Räumen gefreut“, sagt sie. „Trotzdem ist der Zeitrahmen überschaubar. Wir werden möglicherweise schon vor dem Umzug die ein oder andere Neuanschaffung benötigen. Wichtig ist nur, dass keine zusätzlichen Kosten verursacht werden und alles Neue mit umziehen kann.“

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