Corona und seelische Erkrankungen Krankheitsbilder können sich jetzt verstärken

Moers · Die Corona-Krise mit den einhergehenden Kontakteinschränkungen führt bei vielen Menschen zu Einsamkeit und Ängsten. Für Menschen mit seelischen und psychischen Problemen bedeutet die soziale Isolation und das Aussetzen von Routinen während der Corona-Krise ein besonderer Einschnitt.

 Die Corona-Krise belastet die Seele.

Die Corona-Krise belastet die Seele.

Foto: dpa Patrick Pleul/dpa, Patrick Pleul

Das Zusammenbrechen der Alltagsstrukturen und eine ungewisse Situation sind für sie schwerer zu ertragen. Das weiß auch Susanne Rauch, sie leitet den Fachdienst Sozialpsychiatrisches Zentrum - Kontakt- und Beratungsstelle, des Caritas Verbands Moers-Xanten. „Die Werkstätten und Tageseinrichtungen haben geschlossen und auch andere Angebote finden nicht statt“, so Rauch. „Viele unserer Klienten leben alleine. Gerade die soziale Isolation kann Krankheitsbilder weiter verstärken.“ Alleine, ohne stabilisierende Routinen und mit viel Zeit zum Grübeln, steige die Gefahr, sich in bedrückende Gedanken zu verlieren. „Viele leiden an Einsamkeit, Depressionen oder gar Psychosen. Das Thema Corona ist da besonders bedrohlich“, so Rauch. Bei vielen würde sich die Krankheit dadurch verschlechtern, und gleichzeitig würde die Versorgung schlechter. Viele Klienten hätten außerdem Probleme mit Behörden, die jetzt auch geschlossen haben. „Auch wenn Behörden noch telefonisch erreichbar sind, stellt es oft eine Hürde da, Dinge am Telefon zu besprechen.“

„Unsere Beratungsstelle hat daher auch jetzt weiterhin geöffnet. Wir versuchen, so viel wie möglich am Telefon zu machen. Aber oft geht es nicht ohne persönlichen Kontakt.“ Dabei stellt der Schutz vor Infektionen von Betroffenen und Mitarbeiter eine besondere Herausforderung dar. „Wir müssen jeden Tag neu überlegen, wie wir damit umgehen und weiterarbeiten können“, so Rauch. „Unserer Mitarbeiter sind alle sehr engagiert, auch wenn sie gerade unter extremen Bedingungen arbeiten.“ Es fehle an entsprechender Schutzausrüstung. Auch ließen sich Hausbesuche nicht vermeiden. „Bei einigen Menschen können wir unsere Arbeit nicht einstellen, da ist sie existenziell, und wir sind die einzigen, mit denen diese Menschen Kontakt haben. Wir erledigen dort unter anderem Einkäufe. Die Leute würden ohne uns nicht versorgt werden, weder existenziell noch psychologisch.“

Nicht weitergeführt werden könnten aber derzeit Angebote wie Gruppengespräche, die Freizeit- und Kursangebote sowie Ausflüge. An die Kontakt- und Beratungsstelle der Caritas können sich alle Menschen wenden, die Anliegen oder Fragen zum Thema psychische Erkrankung haben. Menschen mit einer psychischen Erkrankung und ihre Angehörigen finden verständnisvolle Beratung zum Umgang mit der Krankheit. „Die Menschen, die Hilfe benötigen, sollten sich auf jeden Fall melden. Und nicht warten, bis die Pandemie wieder vorbei ist“, so Rauch.

Caritasverband Moers-Xanten, Haagstraße 26, 47441 Moers, Ruf: 02841 9010-40, E-Mail: info.kbs@caritas-moers-xanten.de. Aufgrund der aktuellen Situation können Hilfesuchende sich telefonisch unter 0176 15430702 melden.

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