Moers Benefizturnier für gelähmten Moerser

Moers · Bei einem Klippensprung im Mallorca-Urlaub ist Stefan Kovac auf einer Sandbank aufgeschlagen, und sitzt seitdem im Rollstuhl. Um den Umbau seines neuen Hauses zu finanzieren, organisiert ein Freund ein Fußballturnier mit Malle-Flair.

 André Horsten (rechts) ist seinem Freund Stefan Kovac von der Klippe hinterher gesprungen, als dieser auf einer Sandbank aufprallte. Heute ist Kovac Patenonkel seiner kleinen Tochter.

André Horsten (rechts) ist seinem Freund Stefan Kovac von der Klippe hinterher gesprungen, als dieser auf einer Sandbank aufprallte. Heute ist Kovac Patenonkel seiner kleinen Tochter.

Es sollte ein Mallorca-Urlaub werden wie immer: ein bisschen Party, ein bisschen Stranderholung, ein Wiedersehen mit den Freunden. Der Sprung von der fünf Meter hohen Klippe an der Küste Cala Ratjadas sollte wie immer Teil des Abenteuers sein. Sollte.

Als Stefan Kovac nach seinem Kopfsprung ins blaue Mittelmeer bäuchlings in Richtung Felsen trieb, dachten seine Freunde noch, er erlaube sich einen Spaß. Dass er auf einer erst kürzlich angespülten Sandbank aufgeprallt und tatsächlich bewegungsunfähig war, begriffen sie erst, als André Horsten nach vergeblichem Rufen hinterhersprang. Noch im Krankenwagen verhinderten die Sanitäter mit einem Luftröhrenschnitt einen Lungenkollaps, brachten den 27-Jährigen sofort ins Großklinikum Son Espases (Palma). Nach zweieinhalb Wochen Koma wachte er in einer Bochumer Klinik wieder auf. Diagnose: Tetraplegie, querschnittsgelähmt vom Kopf abwärts. Zwei Halswirbel sind bei dem Aufprall herausgesprungen, haben Quetschungen im Rückenmark hervorgerufen.

An den Sprung kann sich Kovac noch erinnern. Auch an das Gefühl, dass alles vorbei ist, an die unbezwingbare Müdigkeit. Das war vor gut 16 Monaten. Heute sitzt Stefan Kovac im Rollstuhl, seine Arme kann er wieder bis auf Schulterhöhe anheben. Ein großer Fortschritt, die Ärzte können keine konkreten Aussagen über seine gesundheitliche Zukunft machen. Kovac sieht es realistisch: "Ich nehme die Situation an und arbeite jeden Tag mit dem, was ist. Ich fühle mich nicht wirklich schlecht."

Er ist derselbe geblieben, der er vor dem Unfall war, sagen seine Freunde. Ein "Schlawiner", Spaßvogel, Optimist. "Noch im Krankenhaus hat er mit den Schwestern geflirtet", erinnert sich sein Freund und Retter André Horsten. Die Aufmerksamkeit der Damenwelt gibt ihm Selbstvertrauen, sagt Kovac, auch wenn er sie nicht so erwidern kann, wie er es gerne würde. Dass er täglich auf die Hilfe seiner Familie und Freunde angewiesen ist, stört den 27-Jährigen nicht. Die Spontanität, die fehlt ihm. "Klar habe ich die Hoffnung, irgendwann wieder laufen zu können. Aber realistisch gesehen arbeite ich am Oberkörper." Sein Patenkind alleine im Arm halten, die Katze streicheln, das sind seine Ziele.

Zunächst plant Kovac, aus seiner beengten Doppelhaushälfte in Meerbeck aus- und in ein größeres Haus an der Westerbruchstraße einzuziehen. Da die Zuschüsse der Unfallversicherung nicht ausreichen für den rollstuhlgerechten Umbau (Rampe, Aufzug) sowie eine Sprachteuerung für Licht und Fernseher, veranstalten André Horsten und der Hobbyverein Moerser Kickers am 21. September ein Benefizturnier mit Mallorca-Schwerpunkt. Von 11 bis 19 Uhr treten 16 Hobbymannschaften am Jostenhof gegeneinander an, darunter alte Fußballkollegen Kovacs, der lange Spieler und Schiedsrichter war. Um 15 Uhr sorgt Sänger Willi Herren unentgeltlich für Partystimmung, Micki Krause sponsert 100 Sonnenbrillen für die Tombola. Auch Bachelor Paul Janke stellt ein signiertes Trikot zur Verfügung. Den Kontakt hat Horsten über Berufswege geknüpft, natürlich kennt sich die "Mallorca-Familie" auch vom Feiern in Cala Ratjada.

Info Wer helfen möchte, meldet sich bei Patrick Dicks (Moerser Kickers), 0176 55424070.

(RP)
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