Diskussionen um die Straßenarbeiten in Moers Baustellen-Ärger an der Bismarckstraße

Moers · Geschäftsleute beklagen Umsatzeinbußen und kritisieren die vorgenommenen Absperrungen.

 Heike Kretzmann neben  der Bäckerei-Filiale an der Bismarckstraße. Wo sonst Kunden parken konnten,  ist jetzt alles  durch die Baustelle blockiert. Foto: Pogo

Heike Kretzmann neben  der Bäckerei-Filiale an der Bismarckstraße. Wo sonst Kunden parken konnten,  ist jetzt alles  durch die Baustelle blockiert. Foto: Pogo

Foto: Josef Pogorzalek

Vor der Bäckerei Baerler Mühle lockt ein Aufsteller mit einem „Baustellen-Angebot“: Ein belegtes Brötchen mit einer Tasse Kaffee für 3,20 Euro. Man muss das Beste aus der Situation machen. Aber das fällt schwer. Seit einer Woche saniert die Enni an der Bismarckstraße die Strom- und Wasserleitungen. Seither ist das Geschäft in der Bäckerei eingebrochen. „Die Einbußen liegen bei 30 bis 40 Prozent“, sagt Bäckerei-Chefin Heike Kretzmann. „Hier halten morgens sonst viele berufstätige Autofahrer an, die aus Richtung Moers zur Arbeit fahren. Die springen raus und holen sich was. Die Leute fehlen uns jetzt.“ Denn die Parkstreifen an der Bismarckstraße sind durch die Baustelle blockiert. Und nicht nur das. „Ringsherum wurde einfach alles abgesperrt“, sagt die Geschäftsfrau. Ein Abbiegen in die Lindenstraße, wo auf dem Marktplatz geparkt werden könnte, ist von der Bismarckstraße vorläufig nicht möglich. An der Weserstraße gegenüber der Lindenstraße sind Halteverbote eingerichtet. „Die Kunden wollen den Laden schnell und möglichst nah anfahren“, sagt Heike Kretzmann. „Eine Bäckerei ohne Parkmöglichkeiten macht keinen Umsatz.“

Nicht nur die Bäckerei ist von den Sperrungen betroffen. An der Bismarckstraße gibt es etliche Geschäfte, einen Kiosk, einen Eisladen, einen Brautmodenladen und mehr. Metzger Udo Breiter hat sich besonders geärgert, weil anfangs an der Einfahrt von der Römerstraße in die Bismarckstraße eine Sackgasse ausgeschildert worden war. „Wie kann man eine Sackgasse ausschildern, wenn man bis zur Sperrung noch 500 Meter weiterfahren und dreimal abbiegen kann?“ Auch bei ihm blieben prompt viele Kunden weg. Der Metzger fertigte ein handgeschriebenen eigenes Schild an, das er zu dem Sackgassenschild hängte: „Zufahrt zur Metzgerei Breiter frei.“ Seither kommen wieder mehr Kunden. Der Ärger aber bleibt. „Das hätte man kunden- und geschäftsfreundlicher machen können“, sagt Breiter. Warum habe es keinen Info-Abend gegeben, an dem die Verantwortlichen mit den Betroffenen über die Sperrungen hätten reden können? „Man hätte das besser absprechen können. Aber die machen sich das einfach“, sagt Breiter. „Und wir haben den Schaden.“

Die Kritik gilt Stadt und Enni. Auch Heike Kretzmann ist sauer auf sie. Die Notwendigkeit der Sanierung sehe sie ja ein. Aber sie habe inzwischen etliche Telefonate geführt, um sich über die Absperrungen zu beschweren. „Die Enni schiebt die Verantwortung auf die Stadt, die Stadt auf die Enni.“ Sie hätte zum Beispiel gerne gewusst, warum Straßenabschnitte auf mehreren hundert Metern gesperrt werden, wenn erst viel später darauf gearbeitet wird. Dass die Bauarbeiten mit Hochdruck vorangetrieben würden, könne sie nicht sehen. „Vor neun Uhr ist hier niemand da. Und warum wird nicht am Wochenende gearbeitet, um schneller fertig zu sein?“ Im Vorfeld der Arbeiten hatte die Enni von einem „besonders sensiblen“ Straßenabschnitt gesprochen. Man wolle „die Geschäftswelt möglichst wenig stören“. Dazu Heike Kretzmann: „Sensibel wird hier gar nichts behandelt.“ Eine weitere Filiale ihrer Bäckerei an der Ecke Homberger/Römerstraße hatte zuletzt unter den monatelangen Bauarbeiten an der Römerstraße zu leiden. „Wir haben dort viele Kunden verloren.“ Es sei mühselig, wenn nicht unmöglich, sie jetzt zurückzugewinnen. Eine Filiale in Hochheide habe sie sogar nach Umsatzeinbußen aufgrund von Straßensperrungen schließen müssen.

Inzwischen haben Stadt und Enni auf die Kritik reagiert. An der Einfahrt von der Römerstraße in die Bismarckstraße weist ein Schild jetzt darauf, dass die Sackgasse 500 Metern entfernt ist. Im Bereich Zwickauer/Bücher/Lindenstraße stehen jetzt Schilder mit dem Hnweis „Zufahrt bis Markt frei“, teilte die Stadt mit. Der Bäckerei helfe das zwar, allerdings nur wenig, sagt Kretzmann. „Die Kunden wollen keine Umwege fahren.“ Enni-Sprecherin Katja Nießen bittet um Verständnis: „Wir bauen, weil es notwendig ist. Wir wollen die langfristige Versorgung sichern.“ Die Enni wolle bei den Arbeiten Gas geben. „Das gilt aber für alle unsere Baustellen.“ Im Juli soll der erste Bauabschnitt an der Bismarckstraße fertig sein.
Fazit: Problem ungelöst

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