Ärger um Baustelle in Moers Kommentar: Kommunikationspanne muss Konsequenzen haben

Moers · Dass sich die Bauarbeiten nicht nur um 19 Monate verzögern, sondern auch 1,7 Millionen Euro teurer werden, erfuhr der Stadtrat erst jetzt.

 Die Baustelle im Mai 2018 - da sollte sie schon beendet sein.

Die Baustelle im Mai 2018 - da sollte sie schon beendet sein.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Liebe Mitmoerser, kennen Sie Murphys Gesetz? Die auf den US-amerikanischen Ingenieur Edward A. Murphy jr. zurückgehende Lebensweisheit besagt: Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Bezogen auf die Moerser Problembaustelle „Römerstraße“ lässt sich mittlerweile sagen: Ja, ähm – stimmt! Enni-Vorstand Lutz Hormes musste in dieser Woche einen unangenehmen Job übernehmen und den Stadtrat darüber informieren, dass sich die Bauarbeiten nicht nur um 19 Monate verlängern, sondern auch voraussichtlich auch 1,7 Millionen Euro teurer werden als ursprünglich geplant. Das ist ein ziemlicher Hammer, der sich mit planerischen Versäumnissen, aber auch mit ziemlich viel Pech erklären lässt.

Zur Erklärung: Im Frühjahr 2016 hat die Enni mit finanzieller Unterstützung von Bund und Land begonnen, entlang einer der meistbefahrenen Moeser Straßen unter anderem Kanäle zu sanieren und Radwege neu zu gestalten. Die Baumaßnahme ist das erste Projekt, das die Stadttochter komplett in Eigenregie verantwortet. Schwierig war dabei von Beginn die vorgeschriebene Verkehrsführung in zwei Richtungen rund um die wandernden Baustellen. Wegen der Anforderungen an einen zweiseitigen Verkehrsfluss musste die Planung immer wieder geändert werden. Aus ursprünglich vier geplanten Bauabschnitten wurden so acht, und acht kosten mehr Zeit und Geld. Klar!

Ein weiterer, in der aktuellen Höhe so nicht eingeplanter Rechnungsposten sind aber auch Bodenentsorgungskosten sein. Offenbar war das Raster der genommenen Bodenproben entlang der Baustelle nicht dicht genug. In der Konsequenz stießen die Arbeiter mehrfach auf Boden, der aufgrund seiner Beschaffenheit nicht verwendet werden konnte. Hinzu kamen laut Enni unvorhersehbare Erschwernisse: ein Hohlraum unter der Straßendecke zum Beispiel.

Im schlimmsten Fall belastet die 1,7 Millionen nun den städtischen Haushalt. Geplant ist aber wohl, Bund und Land mit einem zweiten Förderantrag erneut um Hilfe zu bitten. Ob das gelingt, ist ebenso offen wie die Frage, ob sich die Baukosten für die verbleibenden Abschnitte durch bessere Planung und Absprachen senken lassen.

Bürgermeister und Politik bemängeln aber vor allem die späte Information – zu recht. Weder in den Sitzungen der Enni-Leitungsgremien, an denen regelmäßig auch der Technische Beigeordnete Thorsten Kamp teilnimmt, noch in Besprechungen mit der Verwaltung wurde über das finanzielle aus dem Ruder Laufen informiert. Der im Sommer in den Ruhestand ausscheidende Vorstandsvorsitzende Hans-Gerhard Rötters erschien am Mittwoch nicht im Rat. Am Freitag hatte er seinen letzten inoffiziellen Arbeitstag. Wer auch immer die Kommunikationspanne zu verantworten hat – er sollte ausfindig gemacht werden. Dafür muss der Bürgermeister sorgen. Im Mai soll es dazu eine Sondersitzung des Enni-Verwaltungsrats geben.  

julia.hagenacker@rheinische-post.de

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