Baumaßnahmen in Moers Barrierefreiheit: Stichtag ist nicht zu packen

Moers · Zum 1. Januar 2022 sollen Haltestellen barrierefrei sein. Moers kann die gesetzliche Vorgabe, wie andere Kommunen, nicht einhalten.

 Die Bushaltestelle am Bahnhof ist mit Leitstreifen versehen.

Die Bushaltestelle am Bahnhof ist mit Leitstreifen versehen.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Motivationstrainer wissen: Nur wer sich realistische Ziele setzt, wird Erfolg haben. Der barrierefreie Ausbau aller Haltestellen bis zum 1. Januar 2022 ist offenbar kein realistisches Ziel. Seit einigen Jahren ist die Vorgabe im deutschen Personenbeförderungsgesetz festgeschrieben. Die Nahverkehrspläne seien an die Belange „der in ihrer Mobilität oder sensorisch eingeschränkten Menschen“ anzupassen, heißt es dort. Aber die Umsetzung überfordert viele Kommunen. So ist die Stadt Moers weit vom angepeilten Ziel entfernt. „Wir sind dabei“, sagt Beate Reich vom Fachdienst Verkehrsplanung. „Aber das wird eine Daueraufgabe sein.“

Insgesamt 284 Bushaltestellen gibt es in Moers, für 224 ist die Stadt zuständig (sonst sind es Straßen NRW und Kreis). In Anlehnung an den neuen Nahverkehrsplan des Kreises hat die Stadtverwaltung jetzt eine Prioritätenliste für den barrierefreien Ausbau von Haltestellen ausgearbeitet. Vor allem bei „taktilen Elementen“ gibt es in Moers Nachholbedarf. Damit sind Leitstreifen sowie genoppte Einstiegsfelder für Sehbehinderte gemeint. 28 Haltestellen verfügen über solche Einstiegsfelder, Leitstreifen sind neunmal, sogenannte Auffindestreifen nur fünfmal vorhanden. Besser sieht es mit anderen Elementen aus, die der Barrierefreiheit dienen: So gibt es an 122 Haltestellen Wartehallen und 70 Mal wurden Bordsteine angehoben, um den Einstieg zu erleichtern. Am besten steht es um die Beleuchtung an den Haltestellen: Sie ist an allen 224 vorhanden.

Bestens ausgestattet sind zum Beispiel die Bussteige im Bereich der Vinzenzstraße am Bahnhof. Vom ebenerdigen Einstieg (der zum Beispiel auch Fahrgästen mit Kinderwagen nutzt) über Leitstreifen und Sitzgelegenheiten gibt es dort so ziemlich alles, was die Barrierefreiheit erfordert. Dem gegenüber stehen Haltestellen wie an der Augustastraße, wo dringend Handlungbedarf besteht. „Das ist eine sehr belebte Haltestelle“, sagt Beate Reich. „Aber dort ist sehr wenig Platz.“ Für eine überdachte Wartehalle ist es zum Beispiel zu eng. Das Beispiel Augustastraße zeigt: Eine Patentlösung für alle Haltestellen gibt es nicht. Nicht überall ist alles möglich oder (etwa an wenig frequentierten Haltestellen) nötig. Stand jetzt müssen noch 99 Haltestellenborde erhöht, 141 Einstiegfelder und 164 Auffindestreifen angelegt werden. Das alles könne nicht in drei Jahren geplant, finanziert und umgesetzt werden.

Immerhin: 17 weitere Haltestellen will die Stadt im nächsten Jahr barrierefrei machen. Dabei arbeiten Stadt und Enni Hand in Hand; die Stadt übernimmt die Vor-, Enni die Detailplanung und die Umsetzung. Umgebaut wird im Zuge von Kanal- und Straßenbaumaßnahmen. Zudem hat die Stadt erfolgreich Fördergelder beantragt: 120.000 Euro stehen im Haushalt für 2019 zur Verfügung, die für den Umbau der Haltestellen am Repelen Markt, Zwickauer Straße, Dorsterfeldsraße, Feldmannstraße und Liesen bestimmt sind.

Daneben gibt es einen kleineren Haushaltsposten (15.000 Euro) zur Nachrüstung von Haltestellen mit „taktilen Elementen“: Leitstreifen aus Kunststoff können auch auf den Boden geklebt werden. An der Augustastraße sei dies vorgesehen, sagt Beate Reich. Dies sei aber vermutlich keine Dauerlösung, wie das Beispiel Geranienstraße in Kapellen zeige. Die dort erst vor wenigen Wochen angebrachten Kunststoffelemente seien bereits ziemlich angegriffen.

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