Bislang wurden minderjährige Flüchtlinge aufgrund ihrer besonderen pädagogischen Bedürfnisse und ihres rechtlichen Status' bundesweit in zwei zentralen Einrichtungen betreut. Doch die sind hoffnungslos überlaufen, so dass die Kinder und Jugendlichen jetzt über das Land verteilt werden müssen. Sie werden dort in Jugendeinrichtungen oder Betreuungsfamilien untergebracht.

Für Rüddel und seine Leute, aber auch für die vielen ehrenamtlichen Helfer, wird die Arbeit dadurch mit Sicherheit nicht leichter. Bereits jetzt leben in Moers 1100 Asylbewerber, und wöchentlich kommen weitere 60 dazu. Entsprechend groß ist die Not, die Menschen unterzubringen. Aber, wie sich gestern herausstellte, fehlen auch Räume, in denen die Zuwanderer zum Beispiel Deutschkurse bekommen können.

Woran es nicht fehlt, ist Engagement. Der "Bunte Tisch", bei dem Hayat Ketfi mit einer halben Stelle im Auftrag der Stadt Moers die Hilfsaktionen koordinieren soll, kann inzwischen keine Einzelberatung von Hilfeanbietern mehr leisten. Bürger werden auf zweiwöchentlich stattfindende Termine in der Scherpenberger Kornstraße 3 verwiesen. Der nächste ist am Mittwoch, 7. Oktober. Auch Sachspenden werden nicht mehr angekommen. "Ich bekomme 270 Anrufe am Tag", sagt Ketfi. Da bleibe für Beratung keine Zeit.

Einige Teilnehmer kritisierten die unzureichende Koordination der Hilfsmaßnahmen. Andere sagten dagegen: "Mit dem Chaos muss man leben" Alle aber stimmten Rüddel zu, der mit Blick auf die große Hilfsbereitschaft sagte: "Ich bin stolz, ein Moerser zu sein."