Moers Musikalischer Start ins neue Schuljahr

Moers · Improviserin Josephine Bode gastierte mit ihrer Band Jerboah im Gymnasium in den Filder Benden. Bei den Schülern kamen die experimentellen Klänge gut an, jedenfalls bis pünktlich um viertel nach eins.

 Die Gruppe Jerboah beim „Back to School“-Konzert. Die Musiker präsentierten ihr Album „Bristly Gnaw“.

Die Gruppe Jerboah beim „Back to School“-Konzert. Die Musiker präsentierten ihr Album „Bristly Gnaw“.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das Gymnasium in den Filder Benden hat das neue Schuljahr am Mittwochmittag auf besondere Weise eingeläutet: Anstatt die sechste Stunde im Klassenzimmer zu verbringen, waren Schüler und Lehrer zum Konzert der niederländischen Band Jerboah in die Aula eingeladen. Anlässlich ihres ersten Albums „Bristly Gnaw“ ist die Gruppe aktuell auf Tour, spielte am selben Abend noch in der Röhre in Moers. „Da wollten wir auch dem Filder Benden noch einen Besuch abstatten“, erklärte Josephine Bode. Sie ist nicht nur Flötistin und Sängerin der Band, sondern außerdem die diesjährige Improversin in Residence der Stadt Moers. So wurde sie auf die tolle Akustik der Aula aufmerksam und die Idee, ein Back-to-school-Konzert zu veranstalten, nahm Gestalt an.

„Auf jeden Fall besser als Physikunterricht“, fand das der 16-jährige Lucas – noch bevor es überhaupt losging. Die Instrumente auf der Bühne stimmten ihn allerdings skeptisch: „Blockflöten und so, das ist eher nicht mein Ding. Ich höre Rap und Hip Hop“. Doch die Musik von Jerboah lässt sich nicht in Schubladen verstecken. Verwurzelt in Rock, Jazz, Theater und zeitgenössischer klassischer Musik vereinen die sechs Musiker aus Argentinien, Ungarn, den Niederlanden und Deutschland unterschiedliche Musikrichtungen und Kulturen. „Es ist wichtig, dass Kinder ihre Hörgewohnheiten erweitern. Dass sie neugierig werden auf andere Klänge. Das hilft auch im Alltag und generell in der Gesellschaft, mit Ungewohntem umzugehen“, erklärte Musikerin Josephine Bode. „Deswegen halte ich es für eine gute Idee, dass im Musikunterricht mehr selber gespielt und ausprobiert wird – und dass die Schüler durch externe Musiker Sachen zu hören bekommen, die man sonst kaum hört“.

Damit stieß die 35-Jährige bei der stellvertretenden Schulleiterin Gudrun Kanacher auf offene Ohren, die das Konzert zusammen mit Eva Marxen, Leiterin des Kulturbüros, organisiert hat. Den Sound von Jerboah, den die Band selber als energiegeladenen Mix aus Art Rock und Post Punk“ zusammenfasst, kannte Kanacher selber noch nicht. „Man kann ja einfach mal was ausprobieren. Ein bisschen Spontaneität kann das System Schule schon vertragen“, urteilte sie.

Bei den Schülern kamen die experimentellen, kompositorisch komplexen Klänge ganz gut an. „Die Blockflöten waren ein bisschen zu schrill, aber der Bass war krass!“, waren sich die dreizehnjährige Lilli und ihre Klassenkameraden einig. Mehr Enthusiasmus als der Physikunterricht weckte Jerboah allemal. Das Publikum klatschte hin und wieder mit, nickte mit dem Kopf. Die Aufforderung zum Mittanzen ging dann aber doch zu weit am Ende dieses warmen ersten Schultages.

Mitten im letzten Lied verließen plötzlich fast alle Schüler die Aula – schließlich war es viertel nach eins, Schule aus!

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