Ausstellung Moerser Stadtkirche Die Verbindung aus Kunst und Natur
MOERS · In der evangelischen Stadtkirche zeigt die Moerser Künstlerin Rita Lazzaro derzeit großformatige Kunstwerke mit besonderem Bezug zur Umwelt. Die Rauminstallationen sind online zu sehen.
Mitte 2019, als mit der Planung der Ausstellung „Mein Gebet für Mutter Natur“, die derzeit das Kirchenschiff der evangelischen Stadtkirche Moers ziert, begonnen wurde, gingen alle davon aus, dass ein Ausstellungsbesuch real möglich sein wird. Sie, das sind vor allem die mit italienischen Wurzeln ausgestattete, ausstellende Moerser Künstlerin Rita Ananda Lazzaro sowie die Pfarrerinnen Christiane Münker-Lütkehans und Anke Prumbaum. Doch mit Beginn der Corona-Pandemie lässt sich (fast) nichts mehr wie ursprünglich geplant realisieren.
Zum Auftakt der nun vornehmlich nur noch online zu sehenden Ausstellung, die eher einer Rauminstallation gleicht, gab es am vergangenen Sonntag, dem im Christentum genannten Jubilate, unter dem Motto „Verbindung finden“ einen geistlichen Impuls von Pfarrerin Prumbaum. Für sie seien die großformatigen Bilder gleichwohl ein Zeichen von Verbindung wie von Trennung. Jedes dieser vier Bilder, sagt sie, „besteht aus vielen Einzelteilen. Diese sind zusammengesetzt aus vielen Blättern, aus Papier, handgeschöpft und jedes individuell farbig. Sie bilden für mich ab, wie ich mich, wie ich unsere Gesellschaft und auch unsere Gemeinde im Moment erlebe. Ja, wir gehören zusammen, wir sind verbunden, aber wir spüren doch zu klar noch immer, wie vereinzelt wir sind.“
Lazzaros gezeigte Arbeiten bestehen zum einen aus jeweils vier mal sechs rechteckigen Blättern im Gesamtformat 240 mal 120 Zentimetern. Diese vier großformatigen Bilder in den gescheckten Farben rosa-flieder-gelb-ocker, weiß-hellblau, beige-ocker-braun und hellblau-dunkelblau sollen die vier Jahreszeiten symbolisieren und sind aus Baumwollpapier mit natürlichen und mineralischen Pigmenten imprägniert. Sie hängen gut verteilt im Kirchenraum jeweils an der Unterkante vom Balkon der Empore. „Sie dokumentieren für mich die Notwendigkeit der Wiederherstellung des Gleichgewichts des Klimas“, beschreibt die Künstlerin ihre Arbeiten. „Jede Jahreszeit muss ihre eigenen Farben und ihre eigene Temperatur beibehalten.“
Ihre zweite Arbeit, die sie „Heiliges Kleid“ nennt, ummantelt eine Säule vor dem Altar. Lazzaro dazu: „Dieses Kleid ist etwa drei Meter lang und mit Samen gefüttert, die in Papierumschlägen aufbewahrt sind und mit Hingabe und Geduld vollständig von Hand genäht wurden.“ Als dritter und letzter Teil des Kunstprojektes hängen fünf Bücher von oben an Schnüren nahe dem Konzertflügel herunter.
Diese Arbeit beschreibt sie wie folgt: „Meine Hoffnung ist in einem Samenkorn enthalten. In meiner Arbeit mache ich mich zum Hüter der Weisheit des Samens. Ich habe verschiedene Samen gesammelt und ausgewählt und unter Verwendung von ökologischem Material wie Baumwollpapier – aus Respekt vor den Bäumen habe ich auf Zellulosepapier verzichtet– Buchumschläge geschaffen, die mit natürlichen Pigmenten wie Eisenoxid, aber auch Kaffee und Fruchtsäften, Gemüse und Wurzeln wie Kurkuma, Granatapfel und dergleichen, gefärbt wurden. Für die Seiten habe ich Seidenpapier und Reispapier verwendet. Zwischen zwei mit Mehlkleber verklebten Blättern werden die Samen aufbewahrt. Jedes Buch enthält eine Sorte und kann zu einem Feld mit Weizen, Kirschbäumen, Granatäpfeln und anderem mehr werden. Jedes Buch ist für mich der Makrokosmos im Mikrokosmos.“