Ausstellung in Moers Wallzentrum neu in Szene gesetzt

Moers · Die Fotoausstellung „Verlassen – Altes neu sehen“ eröffnete im „Das W“ mit einer Vernissage – einer der ersten in der Corona-Zeit.

          Künstlerin Andrea Dieren hat mit ihrer Kamera Gegenstände im Wallzentrum festgehalten.

Künstlerin Andrea Dieren hat mit ihrer Kamera Gegenstände im Wallzentrum festgehalten.

Foto: Norbert Prümen

Es gab Sekt, Orangensaft und Mineralwasser zur Vernissage. Die Künstlerin, Fotografin Andrea Dieren, war anwesend. Und ein Laudator, Schlosstheater-Intendant Ulrich Greb, sowie eine Laudatorin, Das-W-Projektkoordinatorin Janna Hüttebräucker, sprachen zur Ausstellungseröffnung.

Die erste Vernissage in der Coronazeit im „Das W – Zentrum für urbanes Wohnen“ im Wallzentrum wäre eine wie in der Vorcoronazeit gewesen, wenn die Anzahl der Besucher nicht auf 18 angemeldete beschränkt gewesen. Sie zählt zu den ersten Ausstellungseröffnungen in Moers während der Coronazeit. „Verlassen – Altes neu sehen“ lautet der Titel der Ausstellung, in der 15 Schwarz-Weiß-Fotografien betrachtet werden können.

Die Fotografin hatte im April, Mai und Juni Räume des Wallzentrums durchstreift, die vom Schlosstheater Moers aktiviert wurden, um mit ihrer Mittelformatkamera Rollei SL 66 Fotos zu schießen. Die Designerin, Kunst- und Religionslehrerin hält auf ihren Bilder Gegenstände im Wallzentrum fest. „Nur einmal ist durch ein Fenster eine Person zu sehen“, sagte Ulrich Greb bei der Eröffnung. „Diese Person steht aber außerhalb des Wallzentrums.“

Diese Gegenstände verändert sie nicht, auch nicht in ihrer Position. Das hat sie mit ihrem fotografischen Vorbild, dem französischen Fotografen Henri Cartier-Bresson gemeinsam. Der Künstler, der 2004 mit 96 Jahren starb, war ein Vertreter der „candid photography“, einer Fotografie, die nichts verändert und unparteiisch ist. Sie schießt quadratische Fotos, vergrößert das Negativ auf die Größe von 50 mal 50 Zentimeter und lässt den Rand des Negativs stehen.

„Henri Cartier-Bresson hat einmal sinngemäß gesagt, wenn man in der Dunkelkammer einen Ausschnitt herauszuholen habe, sei man nicht nah genug am Motiv gewesen“, sagt Andrea Dieren, die nach STM-Aufführungen des Rings im Wallzentrum auf die Idee zu einer Fotoausstellung gekommen war.

Sie ist nah genug am Motiv, hat einen Blick für eine Komposition der Gegenstände, die Bilder in den Köpfen der Betrachter erzeugen. Zum Beispiel sieht auf einem Foto ein umgedrehtes Schnapsgläschen in der einstigen Hausmeisterwohnung, das auf einer runden Schleifscheibe steht, die wiederum auf einem Heizkörper liegt, so aus, als würde gleich eine Närrin oder ein Narr hereinkommen, um sich seinen Hut aufzuziehen. „Jedes Bild ist eine kleine Szene, fast wie im Theater“, sagte Ulrich Greb bei der Eröffnung. Auf einem anderen Bild hängt ein langer Vorhang luftig über einem Stuhl, um die Betrachter denken zu lassen, eine riesige Fee eile mit einem wallenden Kleid durch den leeren Raum, der sich nach oben öffnet. „Leerstand hat erst einmal eine negative Konnotation“, meinte Janna Hüttebräucker zur Eröffnung. „Andrea Dieren findet das Potential dieser Räume, zeigt Perspektiven auf.“

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