Einzelhandel in Moers Auf der Neustraße herrscht Nostagie pur

Das Neustraßenfest, das die Geschäftsleute der Immobilien- und Standortgemeinschaft am Samstag veranstalteten, lockte viele Besucher an.

 Gerd Jajschik fuhr auf seinem Hochrad aus dem Jahr 1888 die Neustraße hinauf und hinunter, stilecht gekleidet mit Knickerbockern und Schirmmütze.

Gerd Jajschik fuhr auf seinem Hochrad aus dem Jahr 1888 die Neustraße hinauf und hinunter, stilecht gekleidet mit Knickerbockern und Schirmmütze.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Wer vom Steinschen aus in die Fußgängerzone einbog, wurde von einem Oldtimer-Trio empfangen: Die türkisfarbene Chevrolet Corvette aus dem Jahr 1960 war sicher ein Traumauto der früheren Zeit. Die beiden anderen Wagen, einen Ford 20M P7, Baujahr 1971, und einen Audi 100 aus dem Jahr 1972, dürften viele Besucher so oder so ähnlich noch als Familienkutschen aus ihrer Jugend kennen. Mitsamt der eingehäkelten Klopapierrolle, dem Fellbezug und den im Stil der 1970er gekleideten Besitzern kamen nostalgische Erinnerungen auf. Aus einer ganz anderen Zeit gesellte sich Gerd Jajschik in diese Szenerie. Er fuhr auf seinem Hochrad aus dem Jahr 1888 die Neustraße hinauf und hinunter, stilecht gekleidet mit Knickerbockern und Schirmmütze. Das ein oder andere mutige Kind wagte sich auf den Sattel in 1,50-Meter-Höhe mit Jajschiks Hilfe und wurde von ihm durch die Menge geschoben. Ebenfalls aus jener Epoche entsprungen schien die Gruppe von „Steampunks“, die sich in ihrer historischen Gewandung unter die Kaffee-durstigen Besucher der rollenden Café-Bar gemischt hatte.

Als Organisator des Neumarktfests sich Achim Reps von der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) überaus zufrieden. „Sowohl bei den Besuchern als auch bei den Inhabern der 17 beteiligten Geschäfte herrschte eine sehr, sehr gute Stimmung“, lautete sein Resümee des Straßenfestes. Das Ziel, wieder mehr Menschen von der hohen Lebens- und Einkaufsqualität der gemütlichen Neustraße zu überzeugen, sei gelungen. Ein Anziehungspunkt war zum Beispiel der weiße Pavillon, unter dem Klaus Klaas zusammen mit Sängerin Melanie Arnold und Saxophonistin Carolin Hild einen Mix aus neuen und alten Klassikern spielte.

Zum Mitsingkonzert am späten Nachmittag versammelten sich trotz Nieselregens zahlreiche singfreudige Menschen vor dem Cafe Mehrhoff und stimmten Schlager aus einem eigens gedruckten Liederheftchen an. Die heimelige Stimmung beim gemeinsamen Singen von Songs wie „Lili Marleen“ oder „Ich war noch niemals in New York“ war herzergreifend schön und wurde garniert von schwebenden Seifenblasen. Ein weiterer Augenschmaus waren die Stelzen-Figuren des Straßentheaters, die als grell-bunter, riesiger Schmetterling, als Blume und als kopflose Herren mit Schirm der Neustraße ein fantastisches Flair verliehen. Den ganzen Nachmittag zog die Neustraße mit ihren historischen Attraktionen die Menschen an und lockte zum „Shoppen und Verweilen“, wie das Motto des Quartiers lautet. Die Kleinsten konnten auf einem Mini-Karussell fahren, die etwas Älteren beim Stand des Musenhofes mittelalterliche Düfte kreieren oder bei Stand vor „Pur Natur“ das Spielzeug ihrer Großeltern ausprobieren. „Ich wusste gar nicht, wie schön dieser Teil der Innenstadt ist“, hörte man immer wieder von begeisterten Besuchern. Spannende Erkenntnisse über die Geschichte der Neustadt wusste auch Gästeführerin Anne-Rose Fusenig zu vermitteln. Die Teilnehmer des historischen Rundgangs erfuhren beispielsweise, dass die Häuser auf hölzernen Stelzen gebaut wurden und die Grafenstadt deshalb früher das „Venedig des Nordens“ genannt wurde. Auch erhellend war der Hinweis, dass die Pflasterung mit grau-blauen und roten Steinen kein Zufall ist, sondern darauf hinweist, dass die morastigen Wege ursprünglich mit Brettern und Planken belegt wurden, damit die Bewohner trockenen Fußes zum nächsten Brunnen gelangen konnten.

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