Moers Afghanischer Abend erklärt die Kultur des Landes

Moers · "Warum haben Sie Afghanistan verlassen?" Das ist die zentrale Frage, die Azim Saaedzai am Freitagabend im Garten der Kulturen gestellt bekommt. Der 30-jährige Journalist, der seit gut einem Jahr in Moers lebt, kann sie beim "Afghanischen Abend" nur beantworten, indem er sie in einen größeren Zusammenhang stellt.

 Amar Azzoug, Shala Feltes, Ali Ijaftari und Saeedzai Mohammad Azim (v.l.) erzählen von Afghanistan.

Amar Azzoug, Shala Feltes, Ali Ijaftari und Saeedzai Mohammad Azim (v.l.) erzählen von Afghanistan.

Foto: kdi

In dem Land in Zentralasien, das zwischen Iran, Pakistan und Usbekistan liegt, habe sich nach dem Krieg mit der Sowjetunion ein Taliban-Regime durchgesetzt, das von 1994 bis 2001 mit Geiselnahmen und Terror regiert habe. Nach dem Anschlag auf das World-Trade-Center am 11. September 2001 sei Afghanistan von Truppen der NATO und der ISAF besetzt worden, weil Osama Bin Laden lange in Afghanistan gelebt habe, der als Drahtzieher gelte. 140 000 Soldaten aus 51 Ländern seien heute in den 34 Provinzen des Landes stationiert, von denen ein Teil trotzdem von den Taliban beherrscht würde.

"Die Taliban suchen bestimmte Dörfer auf, die außerhalb ihres Einflussgebietes liegen", berichtete Azim Saaedzai. "Sie ermorden dort gezielt Menschen. Damit zeigen sie ihre Macht. Die Menschen leben in ständiger Angst vor gezielten Morden, Selbstmordanschlägen und Bomben. Ich konnte das nicht mehr aushalten." So sollen 1,5 Millionen Afghanen auf der Flucht sein, wie Amar Azzoug als Sprecher des Bunten Tisches sagte, der seit 25 Jahren meistens einmal im Monat zu einem Themenabend über ein bestimmtes Land einlädt.

Von Binnenflucht berichtet Shala Feltes, die 1972 aus Afghanistan nach Moers kam, um Krankenschwester zu werden. "In den Städten ist jedes zweite oder dritte Haus leer", bestätigte die Moerserin, die im Sommer nach Afghanistan gereist war und von dort Schmuck mitgebracht hatte, den sie am Freitagabend zeigte. "Die Menschen trauen sich nicht, ein Wort zu sagen. Sie haben Angst. Dazu geht es wirtschaftlich bergab. Die Menschen haben keine Arbeit. Sie können sich kaum Lebensmittel leisten."

Einige dieser Lebensmittel, die für viele Menschen in dem zentralasiatischen Land heute nur selten auf den Teller kommen, konnten die 50 Moerser Besucher genießen. Sie aßen Kabuli Palau, einen Reiseintopf mit Karotten, Walnüssen und Lammfleisch, oder Biriyabi Palau, ein Reiseintopf mit Karotten, Mandeln, Rosinen, einer Gewürzmischung und Hähnchenfleisch, die von Afghanen zubereitet worden waren, die in Moers leben.

(got)
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