Moers Ärger über Müll an Moerser Denkmälern

Moers · Die Pfefferstraße mit ihren rekonstruierten Bürgerhäusern gehört zu den Schmuckstücken der Moerser Altstadt. Für den Platz, in dem sie an der Oberwallstraße endet, hat der Volksmund den Spitznamen Bermuda-Dreieck gefunden.

Dort befindet sich das wichtigste Denkmal, das an die Auslöschung der Moerser jüdischen Gemeinde in der Nazi-Zeit erinnert: der Synagogenbogen. Während andere jüdische Mahnmale in Deutschland im Zuge der Auseinandersetzungen in Nahost zum Gegenstand antisemitischer Attacken wurden, bleibt die 1987 aufgestellte Nachbildung des Eingangsbogens der ehemaligen Moerser Synagoge bislang von Schmiereien verschont. Dennoch wurde der Umgang mit dem Synagogenbogen in der vergangenen Woche zum Ärgernis: Zwischen Denkmal und der dazugehörigen Tafel der Geschichtsstation platzierten Unbekannte rings um einen Baum Müllsäcke. Auf ähnliche Weise dekoriert wurde auch das Denkmal des Moerser Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch. Dort wurde das Ensemble aus Denkmal und Tüten noch durch einige Tonnen aufgehübscht. "Das ist wohl der Beitrag der Moerser zum anstehenden 90. Geburtstag von Hüsch im kommenden Jahr", kommentierte ein Moerser Bürger die Verschandelung des Denkmals.

Auch der Verein für christlich-jüdische Zusammenarbeit reagierte auf die Zumüllung des Synagogenbogens betroffen: "Das ist nun schon seit Jahren ein Ärgernis, das wir zähneknirschend immer wieder erleben", sagt Vereins-Sprecher Martin Behnisch-Wittig. Vor den jährlichen Gedenkveranstaltungen anlässlich der Reichspogromnacht am 9. November müssten Mitglieder des Vereins das Mahnmal kontrollieren, um sicherzustellen, dass es am Jahrestag der Zerstörung der Moerser Synagoge nicht verschandelt sei. "Wenn wir dort etwas festgestellt haben, hat die Stadt immer sofort reagiert; da läuft die Zusammenarbeit hervorragend", sagt Behnisch-Wittig.

Thorsten Schröder von der Stadt Moers kennt das Problem ebenfalls seit langem: "Wir haben schon mehrfach das Gespräch mit den Anwohnern gesucht. Danach hat sich die Situation auch jedes Mal gebessert, aber eben nur vorübergehend." Ordnungsrechtlich gebe es keine Handhabe, gegen die Verursacher vorzugehen.

"Wir haben mit der Enni eine klare Vereinbarung getroffen, wo wir unsere Mülltonnen abstellen dürfen, und daran halten wir uns auch", sagt ein Gastwirt, dessen Kneipe unmittelbar an das jüdische Mahnmal grenzt. Er vermutet, dass ein Nachbar bei einer Entrümpelungsaktion die gelben Säcke an den Synagogenbogen gestellt habe - möglicherweise deshalb, weil sie dort nicht so schnell weggeweht werden.

Die Situation wird zusätzlich verkompliziert, weil für die Abholung der gelben Säcke nicht die Enni, sondern die Firma Schönmackers zuständig ist. "Müllsäcke an Denkmälern - das geht natürlich nicht", sagte Schönmackers-Betriebsleiter Uwe Neumann. Er will sich die Situation vor Ort ansehen und überlegen, ob sein Unternehmen die Verursacher gezielt anspricht.

Udo Pieper, Vorsitzender des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins, kann nicht verstehen, warum die Stadt Moers diesen seit langem bekannten Missstand tatenlos hinnimmt: "Wir haben als Verein den Vorschlag gemacht, die Denkmäler durch Blumenkästen, Poller oder Ketten zu schützen. Wir haben sogar angeboten, dafür die Kosten zu übernehmen. Auf eine Antwort der Stadtverwaltung warten wir immer noch."

(RP)
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