Moers Absolution für Bausünden im Planetenviertel

Moers · In der Neubausiedlung im Osten Meerbeckers haben viele Hausbauer gegen Vorschriften verstoßen. Nun will die Stadt den Bebauungsplan anpassen. Ein Teil der Verstöße muss aber rückgängig gemacht werden.

 Hier wurden Grundstücke hinzugekauft. Weil diese  im „Außenbereich“ sind, müssen Spielgeräte, Gartenhäuschen oder Pools entfernt werden.

Hier wurden Grundstücke hinzugekauft. Weil diese  im „Außenbereich“ sind, müssen Spielgeräte, Gartenhäuschen oder Pools entfernt werden.

Foto: Josef Pogorzalek

Bewohner des Planetenviertels haben mit ihren 2017 gestellten Bürgeranträgen Teilerfolge erzielt: Die Stadt will den Bebauungsplan aus dem Jahr 2003 ändern. Danach soll es erlaubt sein, Terrassendächer zu errichten, die das Baufenster um bis zu drei Meter überschreiten. Hintergrund sind massive Verstöße gegen den geltenden Bebauungsplan. Viele Hauseigentümer hatten nachträglich zu große Terrassendächergebaut, und zwar ohne Bauanträge zu stellen. Aufgefallen ist dies, weil manche Eigentümer eben doch entsprechende Anträge stellten. Die Stadt musste diese ablehnen und hörte darauf Vorwürfe wie: Warum darf mein Nachbar, was ich nicht darf? Es folgte ein von zahlreichen Anwohnern unterschriebener Bürgerantrag, Terrassendächer bis zu 3,50 Meter über das Baufenster hinaus zu genehmigen. Ganz so kulant kann die Stadt dann aber doch nicht sein.

Weniger Erfolg hatten die Planetensiedler mit einem Antrag, geschlossene Einfriedungen (wie Flechtzäune oder Mauern) zur Straße hin zu erlauben. Die Stadt will solche Sichtschutz-Einfriedungen nur bis zu einer Höhe von einem Meter erlauben (an Terrassen allerdings auch höher), ansonsten aber weiterhin Hecken oder „offene“ Zäune vorschreiben. Eine von geschlossenen Mauern gesäumte Straße sei nicht nur aus städtebaulicher Sicht unschön, sagte am Freitag Alexandro Hugenberg vom Fachdienst Stadtplanung. Menschen fühlten sich in solchen Bereichen auch unwohl. „Wir sprechen von Angsträumen.“

Folgt die Politik den Vorschlägen der Stadt, müssen sich einige Hauseigentümer im Planetenviertel darauf einstellen, eventuell bestehende Zäune zu ersetzen oder zu große Terrassendächer wieder abzureißen. Kröten schlucken müssen überdies mehrere Eigentümer aus den Randbereichen der Siedlung. Entlang des äußeren Rands ihrer Grundstücke sieht der Bebauungsplan einen Pflanzstreifen vor – als grünen „Rahmen“ der Siedlung und als Kompensation für die Bebauung. Der Erschließungsträger Vivawest habe die Verpflichtung zur Anlage des Grünstreifens an die Eigentümer weitergegeben. Die meisten haben sich bisher aber nicht darum gekümmert. Stattdessen haben einige benachbartes Land jenseits des geplanten Pflanzstreifens dazu gekauft, um ihre Grundstücke zu vergrößern.

Das hinzugekaufte Land liegt jedoch laut Flächennutzungsplan in einem sogenannten Außenbereich. „Da kann man Gemüse anbauen oder Schafe halten“, sagte Fachbereichsleiter Martin Dabrock. Stattdessen stünden dort Spielgeräte, Gartenhäuschen oder auch ein Pool – lauter Dinge, die entfernt werden müssen. Und: Der Grünstreifen soll endlich gepflanzt werden. Die Vivawest wolle ihn nun doch selbst anlegen und an die Stadt abtreten. Das Angebot an die betroffenen Hauseigentümer lautet: Der Pflanzstreifen wird um ein paar Meter nach hinten versetzt, so dass nutzbare Grundstück immerhin etwas wächst. Dabrock hofft, dass sich die Hauseigentümer darauf einlassen. „Der Eingriff wird aber sehr hart, die Gespräche werden nicht einfach.“

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