Gymnasien und Gesamtschulen in Moers Abi 2020: Eine Prüfung für alle

Moers · Der Grundstein für das berufliche Leben wird 2020 unter strengen hygienischen Vorgaben gelegt. Das ist aus vielerlei Sicht eine Herausforderung. Das größte Problem bereite der notwendige Platz.

 Bis die Prüfung beginnt, sind Schutzmasken Pflicht. 

Bis die Prüfung beginnt, sind Schutzmasken Pflicht. 

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Seit Dienstag laufen in Nordrhein-Westfalen die Abiturprüfungen, auch an den Gesamtschulen, Gymnasien und Berufskollegs in Moers. Und so viel lässt sich jetzt schon sagen: In diesem Jahr ist das Abitur eine echte Prüfung – nicht nur für die Schüler. Auch bei Organisation und Ablauf darf es in Zeiten der Corona-Pandemie möglichst keine Fehler geben. Der Grundstein für das berufliche Leben wird 2020 unter strengen hygienischen Vorgaben gelegt. Das ist aus vielerlei Sicht eine Herausforderung. Die wichtigste Frage, die es für die Schulleitungen in diesem Zusammenhang zu klären gilt, ist: Wo bringen wir die Prüflinge unter Berücksichtigung des vorgegebenen Sicherheitsabstands unter?

An der Geschwister-Scholl-Gesamtschule (GSG) in Scherpenberg wird die Aula dieser Tage zum Prüfungsraum. Die bietet laut Schulleiter Rolf Grüter nicht nur ausreichend Platz, sondern auch ein gutes, nach oben abführendes Lüftungssystem. Bis jeder an seinem Platz sitzt und das Aufgabenblatt vor sich auf dem Tisch liegen hat, müssen Schüler und Lehrer Mundschutz tragen. „Während der eigentlichen Arbeit und nur dann – darf er dann abgenommen werden“, sagt Grüter. Jeder Schritt im und aus dem Prüfungsraum heraus wird kontrolliert.

„Insgesamt erfordert das unsererseits einen erheblichen Personaleinsatz“, sagt der Gesamtschulleiter. „Vor allem wenn Schüler dabei sind, die zur gesundheitlichen Risikogruppe gehören. Für sie ist eine zusätzliche Aufsicht vorgeschrieben.“

Gleichzeitig gilt etwa ein Viertel des Lehrerkollegiums an der GSG wegen Vorerkrankungen oder aufgrund des Alters als besonders gefährdet. Allein für eine mündliche Prüfung braucht es aber drei Lehrkräfte in der Kommission. Wegen der Personalknappheit habe das Schulministerium jetzt ganz aktuell verfügt, dass für die mündliche Abiturprüfung unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen auch Lehrer aus der Risikogruppe eingesetzt werden können, sagt Grüter. An vielen Schulen sei das Problem anders handhabbar.

Im Dienstag standen Prüfungen in Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik auf dem Prüfungsplan des NRW-Zentralabiturs, am Mittwoch geht es mit Deutsch weiter. In Zeiten wie diesen fast schon selbstverständlich, egal an welcher Schule: Nach jeder Klausur muss der gesamte Raum inklusive aller Oberflächen desinfiziert. Dasselbe gilt für Materialien, zum Beispiel Lektüren, die durch mehrere Hände gehen. Darum kümmert sich der Schulträger.

Große Sorgen, dass der Abschlussjahrgang 2020 durch die besondere Cororna-Lage in fachlicher Hinsicht spürbar benachteiligt sein könnte, macht sich Grüter derzeit nicht. „Das Homeschooling läuft in der Oberstufe nahezu reibungslos, ich habe den Eindruck, alle kommen gut damit klar“, sagt der GSG-Leiter. Schüler erhielten die Unterrichtsmaterialien über eine geschützte Plattform. Problematisch sei das zum Teil aber in der Sekundarstufe I. „Viele Schüler haben die privaten Endgeräte ein fach nicht. Die Kontaktaufnahme gestaltet sich zum Teil schwierig.“

Das sieht auch Hans van Stephoudt, Schulleiter am Gymnasium Adolfinum. „Das Lernen von zu Hause aus funktioniert nicht bei allen gleich gut“, sagt er. Vor allem Kinder aus schwierigeren sozialen Verhältnissen seien benachteiligt. „Wir habe gelernt: Eine schriftliche Nachricht ersetzt nicht das Gespräch. Diese Kinder brauchen dringend Präsenzunterricht, damit die Defizite nicht noch größer werden. Auch wenn Schüler in NRW im laufenden Schuljahr grundsätzlich in die nächst höhere Jahrgangsstufe versetzt werden sollen.“

Nach dem Beschluss von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Länderregierungschefs  sollen bis zu den Sommerferien alle Schüler unter Auflagen und schrittweise an ihre Schulen zurückkehren können. Einen Normalbetrieb, da sind sich Rolf Grüter und Hans van Stephoudt sicher, wird es aber auch lange danach noch nicht geben. Was den Unterricht der Zukunft betreffe, müsse zunächst jede Schule für sich individuelle Lösungen finden.

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