Moers 250 Flüchtlinge: "Das gibt Verwerfungen"

Moers · Rund 300 Bürger haben sich gestern Abend in der Aula der Geschwister-Scholl-Schule mit Vertretern der Verwaltung auseinandergesetzt. Die Stadt plant ein Heim für 250 Flüchtlinge in Meerbeck-Ost. Ob es kommt, ist fraglich.

 Bürgermeister Christoph Fleischhauer, Dezernentin Kornelia zum Kolk und André Bröcking von der Stadt Moers (v. r.) gestern Abend. er

Bürgermeister Christoph Fleischhauer, Dezernentin Kornelia zum Kolk und André Bröcking von der Stadt Moers (v. r.) gestern Abend. er

Foto: Klaus Diek

Die Pläne der Stadt Moers, im Osten von Meerbeck 250 Menschern in der ehemaligen Germendonkschule an der Taubenstraße unterzubringen, haben unter den Anwohnern Emotionen ausgelöst wie kaum ein anderes vergleichbares Objekt dieser Art in Moers. Das war auch gestern Abend spürbar, als Bürgermeister Christoph Fleischhauer sich in der überfüllten Aula der Geschwister-Scholl-Schule den Fragen und Sorgen der Bürger stellte. Dabei hatte Fleischhauer gleich zu Anfang klargemacht, dass das Vorhaben der Stadt, 250 Flüchtlinge an der Taubenstraße unterzubringen, keineswegs gesicherte Sache ist: "Die Verträge mit dem Eigentümer sind noch nicht unterschrieben", sagte Fleischhauer, den Dezernentin Kornelia zum Kolk und Fachbereichsleiter André Bröcking unterstützten.

Zu ungewiss seien die Prognosen, führte der Bürgermeister aus. Gerade in den vergangenen beiden Monaten sei die Zahl der Flüchtlinge drastisch gesunken. Keiner könne sagen, ob in sieben oder acht Monaten - so lange werde der Umbau der Schule wohl dauern - die von Kornelia zum Kolk genannte Zahl an erwarteten Flüchtlingen tatsächlich in Moers eintreffen. Die Verwaltung rechnet mit 1050 Neuankömmlingen, ebenso viel wie im vergangenen Jahr.

Aber die Stadt will gerüstet sein und hat daher die Germendonkschule ins Visier genommen. Fast alle Anwohner bezweifeln indes, dass dies eine gute Wahl war. Besonders die Zahl 250 stieß vielen auf. Der erwartete Lärm war eines der Hauptargumente gegen die Einrichtung: "Der Grenzwert liegt bei 35 Dezibel", sagte ein Anwohner. "Wir haben mal eine Messung vorgenommen, als sich auf dem Schulhof 13 Jugendliche unterhielten. Da lag der Wert schon bei 50 Dezibel." Der Bürgermeister versicherte, diese Bedenken mitzunehmen: "Aber Sie können auch nicht erwarten, dass wir jetzt schon ein Schallschutzkonzept haben."

Mehrere Mütter äußerten die Befürchtung, dass sie ihre Kindergarten- und Grundschulkinder künftig nicht mehr allein aus dem Haus lassen könnten. "Besonders in der dunklen Jahreszeit macht man sich doch Sorgen." Kornelia zum Kolk verwies demgegenüber auf Erfahrungen die die Stadt im Umfeld der Landesnotunterkunft Kapellen gemacht habe, in der kurzfristig bis zu 315 Menschen einquartiert worden seien: "Einen Anstieg der Kriminalität haben wir nicht festgestellt."

Fleischhauer kündigte an, dass die geplante Unterkunft an der Taubenstraße wie die anderen Heime der Stadt auch einen festen städtischen Betreuer sowie Sicherheitspersonal bekommen werde, das auch nachts anwesend sei.

Auf die Frage, warum die Stadt denn mit 250 Menschen in der Einrichtung plane, was etwa sieben bis acht Quadratmeter pro Person entsprechen würde, gab Fleischhauer eine Antwort, mit der er nicht punkten konnte: "Nur mit dieser Belegung ist das wirtschaftlich."

Diese Bemerkung rief Wolfram Reutlinger vom interkulturellen Netzwerk 55 plus auf den Plan. 250 Menschen auf so engem Raum - das sei weder den Bürgern im Stadtteil noch den Flüchtlingen zuzumuten. Dem stimmte Jochen Fier von der Bürgerinitiative Meerbeck-Ost zu: "Das wird Verwerfungen im Stadtteil geben."

Kornelia zum Kolk verwies auf Beispiele in anderen Stadtteilen, in denen engagierte Anwohner selbst für eine annehmbare Situation gesorgt hätten. Das sieht Fleischhauer genauso: "Ohne Ehrenamtler werden wir's nicht schaffen."

(RP)
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