Moers 195 Flüchtlinge ziehen in Notunterkunft

Moers · Die Caritas und viele ehrenamtliche Helfer haben die Ankunft der Flüchtlinge an der Tannenbergstraße organisiert.

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Foto: dpa, fg nic

Pünktlich um 13 Uhr fährt ein Bus mit fünfzig Flüchtlingen vor. Die ehrenamtlichen Helfer und Mitarbeiter der Caritas stehen gemeinsam mit Maltesern und einer Ärztin aus dem St.-Josef-Krankenhaus bereit: In der neu errichteten Landes-Notunterkunft in der ehemaligen Justus-von-Liebig-Schule ist alles für die Ankunft vorbereitet. "In Frieden gemeinsam leben" steht umringt von Herzen und Friedenstauben auf einer Säule im Eingang, die wohl Schüler einst gestaltet haben. Sie passt gut zu der Hoffnung, mit der die Menschen nach Deutschland gekommen sind.

Familien mit kleinen Kindern steigen aus dem Bus. Viel Gepäck haben sie nicht dabei. Die Syrerin Amal ist mit ihren drei Söhnen und ihrem Bruder geflüchtet. Die Witwe wirkt erschöpft, 16 anstrengende Tage liegen hinter der Familie: Aus der Türkei sind sie über Serbien und Slowenien nach Deutschland gekommen, einen Tag vor der Einreise wurden ihnen alle Pässe und Kleidung gestohlen.

 Ibrahim ist mit neun Verwandten aus Beirut nach Deutschland geflohen. In der Notunterkunft werden sie registriert.

Ibrahim ist mit neun Verwandten aus Beirut nach Deutschland geflohen. In der Notunterkunft werden sie registriert.

Foto: Klaus Dieker

Beim Betreten der Unterkunft müssen sie durch einen Metalldetektor, Malteser messen sofort Fieber. Dann gehen jeweils vier Familien zur vorläufigen Registrierung. Namen und Geburtsdaten werden aufgenommen, ein Foto wird gemacht. Fast eine Stunde dauert es, bis alle Daten von Amals Familie erfasst sind. Ihre Scouts Nadia Massous und Pfarrer Peter Boßmann unterstützen sie dabei: Nadia spricht vier Sprachen und vermittelt zwischen der Familie und den Helfern. Boßmann spielt währenddessen mit den siebenjährigen Zwillingen und ihrem kleinen Bruder Hadi. Auf einem weißen Blatt Papier malen sie Sonnen und Häuser.

Besonders groß ist die Freude, als die ehrenamtlichen Helfer Erdnüsse verteilen. Eine nach der anderen pulen die Brüder aus der Schale. "They are hungry", sagt Amal. In Syrien war die Mutter Professorin an einer Universität, sie spricht auch etwas Englisch. Auf Arabisch erklärt sie, dass ihre Söhne seit zwei Tagen nichts mehr gegessen haben. Nach der Registrierung geht es zur ärztlichen Erstuntersuchung, dann darf die Familie ihr Zimmer beziehen. Jeweils 16 Menschen sind pro Klassenraum untergebracht.

Moers: 195 Flüchtlinge ziehen in Notunterkunft
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Drei weitere Busse kommen im Laufe des Nachmittags an. Insgesamt ziehen 195 Flüchtlinge aus Syrien, dem Iran und Afghanistan in die Erstaufnahmeeinrichtung ein, 60 davon sind Kinder. Einige sind erkältet, haben leichtes Fieber. Sie werden sofort in die Kinderklinik Bethanien gebracht.

"Dass so viele Familien mit kleinen Kindern dabei sind, kommt für uns überraschend und stellt uns vor eine Herausforderung", sagt Henric Peeters, Geschäftsführer des Caritas-Verbandes. Kurzerhand müssen zusätzliche Kinderbetten, Windeln und Babynahrung bestellt werden. Schon seit Montag hatte sich der Caritas-Verband auf die Ankunft der neuen Flüchtlinge vorbereitet, doch diese wurde immer wieder verschoben. Gestern Morgen um Viertel vor acht Uhr hatte die Landesregierung telefonisch mitgeteilt, es kämen doch keine Flüchtlinge. Die Caritas sagte daraufhin zunächst allen Helfern ab. Um zehn Uhr dann der nächste Anruf: Von 13 bis 16 Uhr würden stündlich Busse mit jeweils 50 Flüchtlingen ankommen. Zwei bis drei Wochen sollen sie hier in Moers wohnen, dann werden sie auf neue Unterkünfte umverteilt.

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Foto: dpa, sab

Die Notunterkunft grenzt direkt an die kommunale Unterkunft an der Ernst-Holla-Straße, wo bereits 270 männliche Flüchtlinge untergebracht sind. Peeters sieht in der Nähe ein großes Problem, da sich die Bewohner vermischen könnten: "Wir haben eine Vollverpflegung, aber die gilt nur für die Bewohner von hier", sagt er. Geplant sei jedoch, die kommunale Unterkunft bis Weihnachten aufzulösen. Die Räumlichkeiten würden dann ebenfalls als Notunterkunft genutzt, so Peeters.

(RP)
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