Moers 1001 Geschichten verzaubern Moers

Moers · Der Lesemarathon "Die eine Nacht" bringt Menschen verschiedener Kulturen zusammen. Die Beteiligten sind von den orientalischen Märchen genauso fasziniert wie von der Atmosphäre während der 14-stündigen Lesung.

 Viele Zuhörer finden den Weg ins Schlosstheater. Dort lesen 101 Menschen Geschichten aus 1001 Nacht vor.

Viele Zuhörer finden den Weg ins Schlosstheater. Dort lesen 101 Menschen Geschichten aus 1001 Nacht vor.

Foto: Klaus Dieker

Siggi Ehrmann blieb noch drei Stunden im Moerser Schlosstheater, nachdem er eine Geschichte aus "Märchen aus 1001 Nacht" vorgelesen. "Hier herrscht eine ganz einzigartige Atmosphäre", sagte der Moerser Bundestagsabgeordnete mit Blick auf den Lesemarathon "Die eine Nacht". Ehrmann: "Es ist irre."

Zum Lesemarathon hatten sich ganz unterschiedliche Menschen im Schlosstheater versammelt: Junge und alte, Menschen, die neu erst kurz in der Grafenstadt wohnen, und Menschen, die schon immer am Niederrhein leben. Sie saßen in der Nacht von Freitag auf Samstag auf Kissen, die auf der Bühne lagen, auf Stühlen oder einfach auf dem Fußboden. Sie alle verband, von den Geschichten der orientalischen Märchensammlung fasziniert zu sein. So hörten sie gespannt zu, schmunzelten manchmal über die frivolen und schnippischen Erzählungen. Diese beginnen immer mit dem Satz: "In der folgenden Nacht sagte Dinarasad zu ihrer Schwester Schahrasad" sie solle die Geschichte der letzten Nacht zu Ende erzählen. Sie enden immer mit dem Satz "In der nächsten Nacht" werde es noch spannender werden.

Selbst wenn die Zuhörer nichts verstanden, waren sie leise. Schließlich lasen die fast 101 Vorleser auf Arabisch, Persisch und Deutsch vor, nicht selten doppelt, etwa Owis Kashata und Ahmed Awaled das 15. und 16. Kapitel auf Arabisch und Andrea Dieren und Mark Rosendahl auf Deutsch.

Owis Kashata und Ahmed Awaled besuchen zurzeit einen Sprachkurs bei Judith Fenger, wie viele andere Vorleser über Sprachkurse von ihr und Kathleen Page Kontakt zum Schlosstheater Moers hergestellt hatten.

"Die Lesung verbindet Orient und Okzident, Ost und West", erläuterte Intendant Ulrich Greb die Idee, die hinter dem Marathon stand, der am Freitag um 18 Uhr begann und am Samstag um 8 Uhr mit Kaffee und Croissants endete. Entstanden war die Idee dazu beim Bunten Tisch, nachdem es bereits 2009 eine nächtliche Lesung zum Welttag des Buches gegeben hatte, damals aus Homers Odyssee. "Die Lesung weist auf den Schatz an Kulturen und Geschichten hin, für den Flüchtlinge auch stehen", hatte Dramaturgin Annika Stadler gesagt, als das Projekt vorgestellt worden war.

"Die Resonanz ist großartig, wie die Atmosphäre", kommentierte nicht nur Erika Scholten das Ergebnis. Am Freitagabend verfolgten zwischen 60 und 100 Zuhörer "Die eine Nacht", die auf Zehenspitzen kamen und gingen, um den Holzboden des Schlosstheaters nicht zu laut knarren zu lassen. Einige blieben nur für eine Geschichte, andere für ein Dutzend. Deutlich weniger Zuhörer waren es in den ersten Stunden des Samstages, für den sich am Ende doch noch genügend Vorleser gemeldet hatten.

Nachdem das Projekt "Die eine Nacht" erfolgreich gelaufen ist, dachte Ulrich Greb am Sonntagmorgen bereits über eine Fortsetzung nach. "Die Lesung macht alte und neue kulturelle Bindungen sichtbar", sagte er. "Wir haben nur knapp die Hälfte der Geschichten vorgelesen. Nur durch einen Schnitt konnten wir die 1001. Geschichte vortragen", erklärte Intendant Ulrich Greb.

(got)
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