Mönchengladbach Zwei Töchter missbraucht

Mönchengladbach · Über neun Jahre lang soll ein vierfacher Familienvater seine kleinen Töchter sexuell missbraucht haben. Gestern begann der Prozess. Der Vater leugnet die Taten, Gutachter glauben den Mädchen.

 Das Landgericht in Kempten verurteilte einen Mörder.

Das Landgericht in Kempten verurteilte einen Mörder.

Foto: Detlef Ilgner

Die älteste Tochter soll gerade einmal sechs oder sieben Jahre alt gewesen sein, als ihr leiblicher Vater sich an ihr vergriff. Die Familie wohnte damals noch in Jüchen, als der erste schwere sexuelle Missbrauch stattfand, so die Anklage. Das Mädchen, heute 16 Jahre alt, erinnert sich, dass es sich stark ekelte und übergeben musste. Den Vater habe das nicht beeindruckt: Er ließ nicht von dem Kind ab.

Seit gestern steht der heute 51-jährige Familienvater vor Gericht. Der Vorwurf: schwerer sexueller Missbrauch und Vergewaltigung von mindestens zwei seiner drei Töchter. Neun Jahre lang soll das Martyrium der Kinder gedauert haben.

Eine SMS brachte die Wende

Mit einer SMS kam die Wende. Im Frühjahr schickte der ältere Bruder zusammen mit den Mädchen eine Handybotschaft an die Mutter, die gerade bei der Arbeit war. Die Kinder berichteten noch einmal von den sexuellen Übergriffen des Vaters. Die Mutter glaubte diesmal den Kindern, ging zur Polizei und erstattete Anzeige.

Die Beamten, die zur Wohnung der Familie fuhren, die mittlerweile nach Odenkirchen umgezogen war, müssen entsetzt gewesen sein. In einem Aktenvermerk schilderten sie, wie sie zwei der Mädchen in einem völlig vermüllten Zimmer auffanden. Sie seien förmlich vom Unrat überdeckt gewesen. Auch der Rest der Wohnung habe sich in einem desaströsen Zustand befunden. Die Mutter habe fast jeden Tag in der Woche gearbeitet, der Vater, früher Lkw-Fahrer und zuletzt Harzt-IV-Empfänger, habe nur vor dem PC gesessen, schilderte die heute 16-jährige Tochter gestern vor Gericht. Leise, gefasst und beschämt beantwortete sie die Fragen des Richters und schilderte die Übergriffe ihres Vaters — wie er sie im Grundschulalter in eindeutigen Posen fotografierte, wie sie ihren Vater bei Lkw-Touren begleiten musste und von ihm im Wagen bei jeder Rast missbraucht wurde, wie er sie schlug und trat, als sie erklärte, sie wolle das nicht mehr tun. Nur manchmal gab es kleinere Erinnerungslücken: "Ich weiß das nicht mehr, ich möchte das auch nicht, ich will mich nicht mehr an die Vergangenheit erinnern."

Der Vater von vier ehelichen und zwei unehelichen Kindern streitet alle Vorwürfe ab: "Ich habe das nicht getan." Auch dass auf seinem PC kinderpornographische Bilder gefunden wurden, sei nicht seine Schuld. Unbekannte hätten solch schmutzige Links auf seine Homepages gesetzt. Er habe sie nur aufgerufen, um sie zu löschen. Zu seinen Kinder habe er immer ein sehr gutes Verhältnis gehabt. Er habe sie auch schon einmal mit einem Anwalt aus dem Heim geholt.

Nur weil die Wohnung immer so unordentlich war, sei ihm einmal der Kragen geplatzt: "Da hab' ich gesagt: Ich pack meine Sachen und hau ab. Ist mir doch egal, wenn die Kinder wieder ins Heim kommen." Vielleicht hätten sich die Töchter mit den Anschuldigungen rächen wollen. Gutachter halten dagegen die Aussagen der Mädchen für glaubwürdig.

Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
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